Augsburger Allgemeine (Land West)
Gelungener Start im „Exil“
Viele haben gespannt auf die erste Premiere im „Exil“gewartet: Würde die Schwabenhalle als Theater funktionieren? Seit Sonntag ist klar: Ja – und sie funktioniert sogar recht gut. Diese Nachricht ist zunächst fürs Theater erleichternd: Die Diskussion darüber, wo das Dreispartenhaus in den nächsten Jahren unterkommt, ist an Ensemble und Intendanz nicht spurlos vorübergegangen. Bei manchen Mitarbeitern entstand sogar das Gefühl, nirgends erwünscht zu sein. Die Kunst geriet ins Hintertreffen, weil niemand mehr über den Nutzen eines Theaters sprach, sondern nur noch über das Geld, das es im täglichen Betrieb und in der Phase einer Sanierung „verschlingt“. Nur: Eine nüchterne Kosten-NutzenAufstellung funktioniert in der Kultur kaum, weil sich die positiven Auswirkungen eines Theateroder eines Museumsbesuchs nur schwer in Zahlen und Diagrammen fassen lassen.
Für Messe und Besucher war die Premiere am Sonntag ebenfalls eine interessante Erfahrung: Es hat sich gezeigt, dass die Schwabenhalle nicht nur ein geeigneter Veranstaltungsort für Messen und Konzerte ist, sondern dass an diesem nüchternen Ort auch Theater wirken kann. Da das Theater in der Messe nur freie Termine nutzt, wurde zudem kein anderer Veranstalter blockiert. Das Gastspiel des Dreispartenhauses bringt der Messe damit zusätzliche Einnahmen.
Doch die Suche nach Interimsbühnen ist nicht vorbei. Für zwei Schauspiel- und eine Musikproduktion hat das Theater noch keine passenden Räume gefunden. Dass im Martinipark bald eine Übergangsbühne für die Dauer der kompletten Sanierung entsteht, scheint zwar eine gute Lösung. Bis diese Räume zur Verfügung stehen, wird das Theater aber weiter auf Wanderschaft bleiben – verbunden mit allen Vor- und Nachteilen.