Augsburger Allgemeine (Land West)
Eine neue Heimat für bedrohte Tierarten
Naturschutz Das Biodiversitätsprojekt Schmuttertal ist nach sieben Jahren an einem Wendepunkt. Eine Reihe von bedrohten Arten sind zurückgekommen. Es gibt aber auch etwas, das noch gar nicht gut läuft
Diedorf/Neusäß Wenn Zoologe Peter Hartmann auf Safari geht, dann tut er das zumeist an abgelegenen kleinen Wasserlöchern oder im Gestrüpp von wilden Blumen und kleinen Büschen. Dabei hat er vielleicht ein paar Köder für die Tiere, die er sucht, und einen Notizblock. Wenn er Glück hat, dann findet er sie auch, die bedrohten Arten. Allerdings ist Peter Hartmann nicht in der Savanne in Afrika unterwegs oder in der Steppe Sibiriens. Sein Revier ist das Schmuttertal zwischen Anhausen und Täfertingen. Und er ist auch nicht auf der Suche nach wilden Raubtieren, sondern nach seltenen Schmetterlingen, Fröschen oder Vögeln. Er untersucht, wie sich die Tierwelt in den geschützten Feuchtwiesen verändert hat, nachdem das Biodiversitätsprojekt Schmuttertal nun sieben Jahre lang besteht.
Vorzeigetier im Schmuttertal ist der helle und dunkle WiesenknopfAmeisenbläuling, ein kleiner Schmetterling mit besonderen Brutgewohnheiten. Er ist inzwischen wieder in diesen Wiesen im westlichen Landkreis Augsburg zu Hause. Und er ist nicht der Einzige. Auch der Randringperlmuttfalter ist wieder da. Dieser hübsche Falter ist darauf angewiesen, dass eine bestimmte Blume, nämlich der Schlangenknöterich, überhaupt nicht abgemäht wird. Denn er legt seine Eier dicht unter die Blüte des Krauts, wo sie überwintern, bevor die Raupe im folgenden Jahr erst schlüpft. Nur: Wo gemäht wird, da gibt es anschließend auch kein Gelege mehr, erläutert Peter Hartmann.
Seit sieben Jahren läuft das Biodiversitätsprojekt Schmuttertal inzwischen und ist jetzt an einem Wendepunkt angekommen. Damals hatten sich der Naturparkverein für den Landkreis Augsburg sowie die Gemeinden Fischach, Gessertshausen, Diedorf und die Stadt Neusäß zusammengetan, um den Artenschutz in den Schmutterwiesen auf besondere Weise voranzutreiben. Jetzt wurde die Verantwortung an die beteiligten Kommunen in einer kleinen Feierstunde zurückgegeben.
Die ursprüngliche Idee: Mithilfe von Geld aus dem bayerischen Naturschutzfonds sollten Flächen angekauft und an heimische Landwirte werden. Die sorgen dann dafür, dass die Streifen auf eine besondere Weise gepflegt werden. Einer der Betriebe, die für rund einen Hektar diese Aufgabe übernommen haben, ist jener von Maria Schweinberger-Högg, der Ehefrau von Diedorfs Bürgermeister Peter Högg. „Verändert haben sich vor allem die Termine für die Mahd“, beschreibt er. So wird von Mitte Juni bis zum Ende des Sommers auf den entsprechenden Flächen nicht mehr ge- mäht, damit sich in dieser Zeit der Wiesenknopf-Ameisenbläuling in Ruhe fortpflanzen kann.
Wo und wie auf den zur Verfügung stehenden Flächen im insgesamt knapp 900 Hektar großen Schmuttertal zwischen Fischach und dem Neusässer Stadtteil Täfertingen die passenden Naturschutzinseln angelegt werden sollten, das haben in den vergangenen Jahren Claudia Eglseer und Tobias Pape vom Projektteam erarbeitet. Insgesamt sollverpachtet
ten 34 Hektar Land angekauft werden, dazu und für die Begleitung hatten der bayerische Naturschutzfonds, der Landkreis Augsburg, die untere Naturschutzbehörde und die Regierung von Schwaben auch ausreichend Geld zur Verfügung gestellt. Doch nicht einmal die Hälfte der angestrebten Fläche wurde es schließlich. Während Diedorf und Neusäß ihre acht beziehungsweise vier Hektar schnell in Besitz bringen konnten, hat sich in Fischach, wo es 17 Hektar sein sollten und in Gessertshausen mit einem Anteil von fünf Hektar kaum etwas getan. Der Grund ist, dass dort seit Jahren die Flurbereinigungsverfahren in Reitenbuch, Margertshausen und Wollishausen laufen. Erst wenn der endgültige Besitzer feststeht, sollen Angebote gemacht werden. „Wir haben erst die erste Etappe geschafft“, erinnerte deshalb nun auch Anton Burnhauser von der höheren Naturschutzbehörde bei der Regierung von Schwaben.
Georg Schlapp vom bayerischen Naturschutzfonds konnte für diese Zeit bereits einen erneuten Zuschuss in Aussicht stellen. Dass auch Vögel von den jetzt angelegten Saumstreifen, Gräben und kleinen Teichen profitieren, konnten die Gäste vor Ort erfahren: Im Hintergrund war der Wiesenpieper zu hören, der sich auch wieder im Schmuttertal ansiedeln soll. Das hätte fast auch schon mit dem bedrohten Braunkehlchen in diesem Jahr geklappt: Ein paar Wochen lang haben sich die kleinen Vögel bereits in dem Gebiet aufgehalten. „Aber dann sind sie wohl gestört worden, als nach langem Regen ringsum überall gemäht wurde“, vermutet Peter Hartmann.