Augsburger Allgemeine (Land West)
Ein Oberhirte zum Anfassen
Kirche Zum Abschluss der Visitation von Weihbischof Florian Wörner beweist die katholische Pfarreiengemeinschaft Gersthofen, dass sie nicht nur beten, sondern auch feiern kann
Zum Abschluss der Visitation von Weihbischof Florian Wörner beweisen die Mitglieder der katholischen Pfarreiengemeinschaft Gersthofen, dass sie nicht nur beten, sondern auch feiern können. Was der Bischof alles erlebt hat, das steht auf
Gersthofen Mit einem beeindruckenden Festgottesdienst und mehr als 500 Gläubigen in der Kirche Maria, Königin des Friedens, und einem ordentlichen Pfarrschoppen im Elisabethkindergarten ist die dreitägige Visitation von Weihbischof Florian Wörner zu Ende gegangen. In seiner abschließenden Ansprache machte dieser deutlich, wie wichtig solche Gänge unter die Gläubigen und vor allem die haupt-und ehrenamtlich Engagierten der Kirche seien: „Man muss von Zeit zu Zeit nach dem Rechten sehen und was die Gemeinde bewegt“, meinte der ehemalige Jugendseelsorger, der sich über den hohen Anteil von jungen Besuchern gefreut haben dürfte, der sich beim anschließenden Treffen im benachbarten Kindergarten sogar noch kräftig steigerte.
Mehr als zwei Dutzend junge Ministranten verbreiteten Weihrauchduft. Auch in die Kirche kamen die Menschen mit Kind und Kegel.
Dort waren selbst Säuglinge bei dem zeitweisen „Bischof-Schauen“anwesend, was den prominenten Gast sogar bewog, die kleine, gerade mal zwei Monate alte Johanna Friedel auf das Herzlichste zu begrüßen. Im bunt geschmückten Kinderhaus ließ es sich der Weihbischof nicht nehmen, jedem einzelnen Gast die Hände zu schütteln und buchstäblich den Oberhirten zum Anfassen zu geben.
Noch vor der Tür und bewaffnet mit einem Regenschirm war Wörner auf eine kleine Delegation getroffen, die dem erstaunten Mitraträger von ihren Erlebnissen beim diesjährigen Weltjugendtag im polnischen Krakau berichteten. Lukas Binder, Patricia Demharter und Reinhold Demharter nutzten dabei die Gelegenheit, auch dem zweiten Mann im Mittelpunkt des feierlichen Tages, Pfarrer Ralf Gössl, eine eingerahmte und signierte Aufnahme von dort zu überreichen als Dank für dessen Engagement und Förderung dieser Reise.
Das tat dann auch der Weihbischof in seiner vorangegangenen Predigt, der seine „hohe Wertschätzung für Sie und Ihre Arbeit für die Kirche“immer wieder unterstrich und allen riet, das Danke auch im Alltag zu signalisieren wie an diesem Erntedanksonntag.
Dazu war der Altarraum, an dem neben Gössl auch Diakon Josef Plinninger sowie die beiden Patres aus Südindien, Shoji Paradiy und Josef Arackal, standen, zum Erntedanksonntag mit reichlich leckeren Gaben geschmückt: Birnen und Äpfel, Karotten und Kürbisse, Nüsse, frisch gebackenes Brot und sogar große Pilze. Florian Wörner ermunterte die Anwesenden zu verstärkten Anstrengungen im Glaubensleben: „Ich weiß, dass dies schwierig ist, denn nicht nur bei uns, sondern in ganz Mitteleuropa ist der Grundwasserspiegel des Glaubens recht niedrig.“
Man solle einen starken Glauben dagegen setzen, denn dieser lebe davon, dass er „überall öffentlich gemacht wird, bei ihnen daheim, in der Arbeit, im Wartezimmer oder am Gartenzaun“. Hoffnung machten ihm etwa gute Beispiele wie das eines irakischen Bischofs, der im kurdischen Erbil wie andere Christen trotz Kriegs geblieben sei, um mit deutscher Hilfe eine katholische Universität aufzubauen.
Daran könne man sehen, welche Kräfte der Glaube freisetzen könne: „Menschen mit einem festen Glauben resignieren nicht so schnell wie andere.“Davon kann man wohl auch bei der Pfarreiengemeinschaft Gersthofen mit den beiden Gemeinden „Maria, Königin des Friedens“und „Sankt Jakobus major“ausgehen. Sicher ist aber, dass in dem Visitationsbericht demnächst nicht stehen wird, was bei einem Besuch im Jahr 1615 protokolliert worden war: „Die Sakristei machte einen sehr unordentlichen Eindruck.“Das 400 Jahre alte Dokument hatte der Gesamtleiter der Pfarreiengemeinschaft, Pfarrer Ralf Gössl, höchstselbst ausgegraben.
„Die Sakristei machte einen sehr unordentlichen Eindruck.“ 400 Jahre altes Protokoll