Augsburger Allgemeine (Land West)
Erntedank zwischen Gemüseständen
Ökumenische Idee Händler und Kunden feiern gemeinsam auf dem Neusässer Markt
Wo passt eine Erntedankfeier besser hin als auf einen Wochenmarkt? Das haben sich auch Pfarrer Wolfgang Kretschmar von der Pfarreiengemeinschaft Neusäß/Aystetten und die Marktkaufleute gedacht. Er hat deshalb auf dem Neusässer Wochenmarkt eine ökumenische Dankandacht am Samstag vor dem Erntedankfest organisiert. Schließlich stammen die meisten Waren auf dem Markt aus dem eigenen Anbau der Händler oder aus regionalem Anbau. Das wissen auch die Kunden zu schätzen.
Dabei gab es die Idee zu solch einer Feier eigentlich schon vor einem Jahr. „Damals wollte es zeitlich nicht so recht klappen, heuer haben wir mit der Planung rechtzeitig begonnen“, freute sich der Initiator Karl-Heinz Blank von den Marktkaufleuten nun diesmal über eine Dankesfeier bei schönstem Sonnenschein. Pfarrer Karl Freihalter als Vertreter der katholischen Kirchen und Pfarrer Christian Agnethler von der evangelischen Emmauskirche hielten die erste ökumenische Andacht dieser Art in Neusäß, die musikalisch vom Posaunenchor der evangelischen Philippuskirche Westheim untermalt wurde. Vor dem kleinen Altar inmitten des Stadtmarkts hatten die Marktkaufleute bereits am Morgen ihre Erntegaben ausgebreitet. Diese wurden anschließend an die Andacht für die Bedürftigen der Tafel Neusäß gespendet.
Während ein Teil der Marktbesucher von den ersten Tönen des Posaunenchors überrascht wurde, waren viele extra wegen der Andacht zum Wochenmarkt gekommen. Mit Kindern und Hunden sowie gefüllten Körben mit bereits getätigten Einkäufen, versammelten sie sich um den herbstlich mit frischem Gemüse, Kartoffeln Obst, Wurst und Käse geschmückten Altar. „Ich komme jeden Samstag auf den Wochenmarkt. Dieses Mal hatte ich von der Andacht gehört und deshalb extra meinen Marktbesuch auf diese Uhrzeit gelegt“, freute sich die Neusässerin Claudia Bail über dieses besondere Ereignis.
„Das Erntedankfest ist in allen Religionen zu Hause“, wies Pfarrer Freihalter daraufhin, dass damit nicht nur ein ökumenisches, sondern ein religionsübergreifendes Fest gefeiert würde. „Wir haben Grund zu danken. Die Ernte war reichlich und wir leben in diesem Land im Überfluss, sodass wir davon abgeben können“, erklärte Pfarrer Agnethler und übergab die Erntegaben an die erste Vorsitzende der Neusässer Tafel, Sabine Zimmermann.