Augsburger Allgemeine (Land West)
Ein Rennen mit besonderem Umfeld
Fahrerlager Beim Bergrennsport kommen Aktive und Fans leicht zusammen
Mickhausen Im Fernsehen bietet Rennsport fast immer das gewohnt gleiche Bild. Egal ob Formel 1 oder DTM. Die Fans sind auf den Tribünen, die Fahrer und ihre Teams in der Boxengasse. Dort kommen bestenfalls die VIPs in die Nähe der Boliden und ihrer Chauffeure.
Anders ist das im Bergrennsport. Nicht nur in Mickhausen werden Dörfer zu Fahrerlagern. Inmitten von Bauernhöfen und Wohnhäusern nisten sich die Rennfahrer ein. Aber nicht, dass so der Mickhauser Ortsteil Münster zur Sperrzone wird. Ganz im Gegenteil. Das Dorf steht allen offen. Nicht einmal eine Eintrittskarte brauchen die Sportfans, wenn sie nur im Umfeld des größten der Region ein wenig Rennsportluft schnuppern wollen.
Das Rennsportgefühl ging schon auf dem Parkplatz südlich von Münster los. Zwar war dort nichts von den Boliden auf der Strecke zu hören, doch es zeigte sich, dass Rennsportfans auch gerne sportliche Autos fahren. Renault Alpine, Dodge Viper und zur Krönung noch ein Lamborghini parken dort. Die Herzen der Autofans schlugen schon vor dem ersten „echten“Rennwagen höher.
Noch vor dem Ortseingang beginnt schon das Fahrerlager. Mit dabei auch der Schweizer Tom Huwiler. In einer Viertelstunde muss er auf die Strecke, doch von Hektik keine Spur. Zwei Familien mit Kindern stehen bei ihm, bekommen Autogramme. Zum Abschied gibts noch ein Foto mit dem Töchterchen auf dem Reifen von Huwilers Rennwagen. Der genießt die Nähe zum Publikum sichtlich. „Das macht doch Spaß. Das macht den Bergrennsport aus. Die Kleine hat vorhin geweint, da muss man sich doch kümmern,“erklärt der sympathische Eidgenosse lächelnd.
Gute Laune ist ein Stichwort. Die ist nahezu überall anzutreffen. Die Fahrer zeigen sich ebenso offen wie das Fahrerlager. Da dürfen die Motorsportfreunde auch mal einen Boliden von unten bewundern, oder mit dem Mechaniker fachsimpeln. Das kommt an, bei Groß und Klein.
Wenn nicht überall die Rennwagen zu sehen wären und ab und an ein Motor aufheulen würde, entSportevents steht fast der Eindruck, es sei Markt in Münster, so entspannt präsentierte sich die Symbiose aus Dorf und Fahrerlager.
Ans Rennen selbst erinnern im Fahrerlager größtenteils nur die Durchsagen, die fast auf dem Informationsniveau eines Liveradios sind. Das ist sympathisch. So sind es auffällig viele Familien, die durch Münster schlendern. Die Kinder können staunen oder auch mal in einem Formelwagen Probe sitzen, während Papi auch abseits der Strecke weiss, wie es im Rennen steht. Große Augen gibt es aber vor allem, wenn die Boliden zum Start rollen oder von ihrem Lauf zurückkommen. Da ist das Rennen dann auch in Münster allgegenwärtig. Auch in Ohr und Nase.