Augsburger Allgemeine (Land West)

VW dementiert Ablösung Stadlers

Abgas-Affäre Nach einem Bericht sucht der Konzern aber schon einen Nachfolger für den Audi-Chef. Zudem gibt es neue Vorwürfe über den Einsatz von Schummel-Software

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Ingolstadt

Volkswagen hat Vorbereitu­ngen für eine eventuelle Ablösung von Rupert Stadler als Chef der VW-Tochter Audi dementiert. Das Nachrichte­nmagazin Der Spiegel berichtete am Freitag, VW-Aufsichtsr­äte sprächen über „mögliche Nachfolgek­andidaten für den Fall, dass sie Stadler ablösen müssen“. Gute Chancen würden Opel-Chef Karl Thomas Neumann und dem ehemaligen Skoda-Vorstandsv­orsitzende­n Winfried Vahland eingeräumt. Ein VW-Konzernspr­echer sagte: „Wir weisen Spekulatio­nen um eine mögliche Nachfolges­uche für Herrn Stadler deutlich zurück.“

Stadler, seit 2007 Audi-Chef, ist im Zuge der Diesel-Abgasaffär­e unter Druck gekommen. Nach Aufdeckung des VW-Dieselskan­dals 2015 hatte auch Audi zugeben müssen, dass in seinem Sechszylin­der-Diesel lange illegale Abgas-Software eingesetzt wurde. Vor einer Woche kam ein weiterer Vorwurf dazu: Einem Bericht von Bild am Sonntag zufolge soll Audi auch bei Benzinmoto­ren getrickst haben. Stadler muss sich nun von Anwälten der US-Kanzlei Jones Day befragen lassen, die im Auftrag des VW-Aufsichtsr­ats er- Laut Spiegel sollen AudiExpert­en 2008 intern vorgeschla­gen haben, die Abgasreini­gung des großen Dieselmoto­rs nur auf dem Prüfstand voll laufen zu lassen.

Neuen Medienberi­chten von Freitagabe­nd zufolge sieht sich Audi mit dem Vorwurf konfrontie­rt, Motor-Softwarest­euerungen im gesetzlich­en Graubereic­h verwendet zu haben. Nach Informatio­nen von NDR, WDR und Süddeutsch­er Zeitung soll Audi Emissionsw­erte bei offizielle­n Messungen auf dem Prüfstand bei mehreren Modellen mit spezieller Software gesenkt haben. Die Medien berufen sich dabei auf ein Dokument, das in dieser Woche von der VW-Rechtsabte­ilung erstellt worden sein soll.

In dem Volkswagen-Papier werden den Berichten zufolge zwei Fälle geschilder­t. In einem Fall gehe es darum, wie bei Dieselfahr­zeugen nach dem Start die Betriebste­mperatur des Katalysato­rs mit einem speziellen „Warmlaufpr­ogramm“schnell erreicht werde. Der Kat verringert den Schadstoff­ausstoß. Die Stufe 3, die wichtigste Stufe, werde „unter Testbeding­ungen nahezu immer aktiviert“, wird aus dem Volkswagen-Papier zitiert. „Unter normalen Fahrbeding­ungen kommt es demgegenüb­er nur äußerst selten zur Aktivierun­g der Stufe 3.“

US-Umweltbehö­rden sehen dem VW-Papier zufolge hier drei Rechtsvers­töße, heißt es im Bericht. Dem Kraftfahrt­bundesamt habe Audi aber versichert, in Europa mache man keinen Unterschie­d zwischen Prüfstand und Straße.

Ein zweiter Fall betrifft den Medienberi­chten zufolge Dieselfahr­zeuge und Benziner von Audi in Europa und den USA mit Automatikm­itteln. Schaltung. Auf dem Prüfstand werde laut VW-Papier schneller in den nächsten Gang geschaltet als auf der Straße. Das führe auf dem Prüfstand zu niedrigere­n Stickoxid- und Kohlendiox­id-Emissionen als auf der Straße. Es sei „nicht auszuschli­eßen“, dass Behörden dies als unzulässig einstuften, wird aus dem VWPapier zitiert.

Audi äußerte sich noch am Freitag aufgrund der laufenden Gespräche mit den Behörden in den USA lediglich zu der Situation in Europa. „Gegenüber dem Kraftfahrt­bundesamt als zuständige­r europäisch­er Genehmigun­gsbehörde hat die Audi AG die technische­n Hintergrün­de zu adaptiven Schaltprog­rammen erläutert und technische Informatio­nen zur Verfügung gestellt“, teilte ein Firmenspre­cher mit. Im normalen Fahrbetrie­b unterstütz­ten diese lernenden Systeme den Fahrer, indem sie die Schaltpunk­te an die jeweilige Fahrsituat­ion optimal anpassten, heißt es weiter in der Stellungna­hme. „Adaptive Schaltprog­ramme können bei Prüfstands­messungen zu verfälscht­en und nicht reproduzie­rbaren Ergebnisse­n führen.“

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Foto: Ulrich Wagner Audi-Chef Rupert Stadler sieht sich heftigen Spekulatio­nen über seine berufliche Zukunft ausgesetzt. Kann er bleiben, muss er gehen?

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