Augsburger Allgemeine (Land West)
Désirée Nick macht das, was sie am besten kann: Sie lästert ab
Parktheater In dem neuen Buch der Entertainerin geht es um den Mann an sich. Für sie ist er vor allem ein einziges Mängelexemplar
Wie fühlt sich ein Autor, wenn er vor einem nicht einmal halb vollen Saal aus seinem Buch vorliest? Spätestens nach Donnerstagabend könnte Entertainerin Désirée Nick auf die Frage eine Antwort geben. Bei ihrem Auftritt im Gögginger Parktheater blieben circa drei von vier Plätzen leer. „La Nick“nahm’s mit Humor, was blieb ihr anderes übrig. „Na, das ist hier ja sehr überschaulich“, sagte sie, als sie in grauem Tweedkleid und auf High Heels die Bühne betrat. „Da hätte ich Sie auch alle zu mir nach Hause einladen können. Dann hätte ich ein wenig vor der Schrankwand mit dem Arsch gewackelt und wir hätten uns auch kennengelernt.“
Der ein oder andere Ehemann im Publikum, der nur der eigenen Frau zuliebe mitgekommen war, war sicher froh, dass ihm das erspart blieb. Dafür kam er nicht drum herum, sich Späße über sich und seine Geschlechtsgenossen anhören zu müssen. Es wäre bei einer Lesung aus einem Buch mit dem Titel „Säger und Rammler und andere Begegnungen mit der Männerwelt“auch vermessen gewesen, etwas anderes zu erwarten. Désirée Nick tut darin das, was sie am besten kann: Sie lästert ab. „Was taugt der Mann noch momentan?“, fragte sie. Nach der Emanzipation sei von ihm nur „ein jämmerlicher Totentanz auf Testosteron“übrig. Es gebe keine kantigen Kerle mehr, dafür „hyperaktive Wracks“und „glattrasierte Hantelheinis“. Männer, die an den Herd flüchten und eine Männlichkeit besitzen, „die sich dem Shampoonieren, Föhnen, Stutzen und Trimmen verschreibt“. „Was untenrum weggerodet wurde, findet sich mitten in der Visage wieder, in Form eines Rauschebarts“, so Nick süffisant.
Die 60-Jährige verglich den Mann an sich mit einem Hund. Er sei nichts anderes als eine extrem hoch entwickelte Art dieses Tieres. Genauso wie einen Hund müsse man ihn stubenrein bekommen. „Mit einem liebevollen Einstiegstraining werden ihm Kommandos beigebracht“, las Nick vor und produzierte einige Lacher. Manchmal würde der Mann zu viel Platz im Bett einnehmen, dann bekomme er ein eigenes Körbchen. Bei den Tieranalogien blieb einem leider auch diese nicht erspart: „Wenn Frauchen abends wieder heimkommt, wedelt er mit dem Schwanz.“
Nick lässt nichts aus. So wurden sämtliche Klischees gegenüber Männern satirisch abgearbeitet. Sie leiden stark, wenn sie krank sind. Sie können keine Gefühle zeigen. Sie betrinken sich an Christi Himmelfahrt. Alles nichts Neues. Aber die „spitzeste Zunge Deutschlands“, wie Nick sich selbst nennt, kann ein Kapitel lang erklären, wie man (also Mann) richtig putzt. Das ist dann ebenfalls nur langweilig.
Nach rund einer Stunde und 15 Minuten Lesezeit war es Désirée Nick selbst offenbar genug. Sollte das Publikum doch mal etwas tun. Sie forderte die Zuhörer auf, Fragen zu stellen. „Jedes Publikum bekommt die Show, die es verdient hat“, sagte die Blondine herausfordernd. „Wenn Sie keine Fragen stellen, kann ich nicht antworten.“Klingt schön schlau, ist vor allem aber faul. So recht mochte keiner etwas fragen. Eine Frau ließ sich hinreißen: „Worum geht es in ihren anderen Büchern?“Es folgte ein Werbeblock. Dann stand ein Mann auf und stellte die Frage der Fragen: „Wie kommen Sie damit klar, dass heute so wenig Gäste da sind?“Eine Antwort blieb Nick schuldig. Stattdessen wies sie darauf hin, dass die schlechte Werbung daran Schuld sei. Nick wäre nicht Nick, könnte sie die niedrige Gästezahl nicht auch positiv verkaufen: „Das sollte hier ja nie eine Großveranstaltung sein“, erklärte sie. Der intime Rahmen sei viel schöner. „Aber toll, dass sie noch einmal drauf verweisen“, sagte sie zu dem Fragesteller und ließ so immerhin ein wenig ihre Gefühle durchscheinen. So gab es zu guter Letzt einen erneuten Hieb in Richtung Männerwelt: „Mit dem Feingefühl hapert’s bei Ihnen wohl noch ein bisschen. Typisch Kerl.“