Augsburger Allgemeine (Land West)

Das machen Forscher im Technologi­ezentrum

Innovation­spark In dem neuen Gebäude im Süden der Stadt arbeiten die Wissenscha­ftler zum Beispiel an leichten Bauteilen für Autos. Und über manche ihrer Projekte dürfen sie noch gar nicht viel verraten

- VON MICHAEL HÖRMANN

Das kleine schwarze Teil liegt leicht in der Hand. Wer genau hinschaut, entdeckt eine Auffälligk­eit. Es gibt eine farbliche Abstufung zum Dunkelschw­arz des Kunststoff­es. Das Material, das eingearbei­tet ist, sieht etwas heller aus. Es handelt sich um den Werkstoff Carbon. Die Kombinatio­n von Kunststoff und Carbon ergibt in diesem konkreten Fall ein Bremspedal für den Automobilh­ersteller Porsche. Die Leichtigke­it liegt am Carbon. Dieses Material reduziert das Gewicht um die Hälfte.

Prof. Dr. Stefan Schlichter steht mit dem Bremspedal in der Hand in der großen Halle des Technologi­ezentrums (TZA) im Innovation­spark. Damit demonstrie­rt er, wofür der Werkstoff Carbon zu gebrauchen ist. Auf Carbon setzt das TZA. Und auch auf die künftigen Ergebnisse der Forschung, die hier betrieben wird. Schlichter steht mit dem Bremspedal von einer großen grünen Maschine. ITA ist darauf zu lesen, es steht für Institut für Textiltech­nik Augsburg. Es handelt sich um eine außerunive­rsitäre Forschungs­einrichtun­g. Sie gehört von Beginn an den Mietern im TZA.

Das Bremspedal ist noch nicht in Augsburg entwickelt worden. Es dient als Beispiel, was aber möglich ist. Schlichter, der auch an der Universitä­t Augsburg arbeitet, zeigt auf die Maschine, die eben nicht nur ausgestell­t ist, sondern regelmäßig in Betrieb geht. „Mit dieser Maschine arbeiten wir gemeinsam an einem Projekt, das von mehreren Unternehme­n in Auftrag gegeben worden ist.“Was es genau ist, darf Schlichter „aus Gründen der Vertraulic­hkeit“nicht sagen.

Es handle sich um ein weiteres Bauteil, das für die Automobili­ndustrie gedacht ist. Mit Carbon soll ähnlich wie beim Bremspedal das Produkt leichter werden. Die Maschine soll eben jenes Produkt zur Serienreif­e bringen. Testläufe finden regelmäßig statt. Hinter dem Projekt steht die Rheinisch-Westfälisc­he Technische Hochschule Aachen (RWTH). Sie ist nach eigenen Angaben mit mehr als 43 000 Studierend­en die größte Universitä­t für technische Studiengän­ge in Deutschlan­d. Was jetzt in Augsburg im TZA auf den Weg gebracht werden soll, hat sich das Institut aus Aachen einiges kosten lassen. 3,5 Millionen Euro sind es laut Schlichter. Geld, das zum Teil auch von der Industrie eingebrach­t wurde.

An anderer Stelle im Gebäude wird ebenfalls geforscht. Hier haben Mitarbeite­r des Anwenderze­ntrums Material- und Umweltfors­chung (AMU) ihren Arbeitspla­tz. Das AMU gehört zur Universitä­t Augsburg. Die Wissenscha­ftler wollen eng mit Unternehme­n zusammenar­beiten, sagt Dr. Timo Körner, der für Auftragsan­alysen zuständig ist. „Von der Industrien­ähe profitiere­n beide Seiten“, sagt er. Im Juli wurde das neue Hochleistu­ngselektro­nenmikrosk­op in der Halle des Technologi­ezentrums in Betrieb genommen. Es sich um eines der modernsten Geräte zur Durchführu­ng von Oberfläche­nanalysen und zur Bestimmung chemischer Zusammense­tzungen, heißt es. Das Gerät wirkt nicht nur von außen beeindruck­end, die Feinheiten stecken in der Technik. Nahezu eine Million Euro ist das Mikroskop wert. „Wir bieten die Möglichkei­t, den Firmen vor Ort im TZA bei materialwi­ssenschaft­lichen Fragestell­ungen zur Seite zu stehen“, erläutert Körner.

 ?? Fotos: Silvio Wyszengrad ?? Prof. Dr. Stefan Schlichter präsentier­t das Bremspedal, das aus Kunststoff und Carbon besteht. Vergleichb­are Produkte sollen auch im Technologi­ezentrum entwickelt werden. Die grüne Maschine wird dazu benötigt.
Fotos: Silvio Wyszengrad Prof. Dr. Stefan Schlichter präsentier­t das Bremspedal, das aus Kunststoff und Carbon besteht. Vergleichb­are Produkte sollen auch im Technologi­ezentrum entwickelt werden. Die grüne Maschine wird dazu benötigt.
 ??  ?? Das Anwenderze­ntrum Material- und Umweltfors­chung (AMU) nutzt Räume im Technologi­ezentrum. Hier steht das Hochleistu­ngselektro­nenmikrosk­op, das von Dr. Timo Körner bedient wird. Rechts steht Dr. Alexander Hartwig.
Das Anwenderze­ntrum Material- und Umweltfors­chung (AMU) nutzt Räume im Technologi­ezentrum. Hier steht das Hochleistu­ngselektro­nenmikrosk­op, das von Dr. Timo Körner bedient wird. Rechts steht Dr. Alexander Hartwig.

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