Augsburger Allgemeine (Land West)
Das machen Forscher im Technologiezentrum
Innovationspark In dem neuen Gebäude im Süden der Stadt arbeiten die Wissenschaftler zum Beispiel an leichten Bauteilen für Autos. Und über manche ihrer Projekte dürfen sie noch gar nicht viel verraten
Das kleine schwarze Teil liegt leicht in der Hand. Wer genau hinschaut, entdeckt eine Auffälligkeit. Es gibt eine farbliche Abstufung zum Dunkelschwarz des Kunststoffes. Das Material, das eingearbeitet ist, sieht etwas heller aus. Es handelt sich um den Werkstoff Carbon. Die Kombination von Kunststoff und Carbon ergibt in diesem konkreten Fall ein Bremspedal für den Automobilhersteller Porsche. Die Leichtigkeit liegt am Carbon. Dieses Material reduziert das Gewicht um die Hälfte.
Prof. Dr. Stefan Schlichter steht mit dem Bremspedal in der Hand in der großen Halle des Technologiezentrums (TZA) im Innovationspark. Damit demonstriert er, wofür der Werkstoff Carbon zu gebrauchen ist. Auf Carbon setzt das TZA. Und auch auf die künftigen Ergebnisse der Forschung, die hier betrieben wird. Schlichter steht mit dem Bremspedal von einer großen grünen Maschine. ITA ist darauf zu lesen, es steht für Institut für Textiltechnik Augsburg. Es handelt sich um eine außeruniversitäre Forschungseinrichtung. Sie gehört von Beginn an den Mietern im TZA.
Das Bremspedal ist noch nicht in Augsburg entwickelt worden. Es dient als Beispiel, was aber möglich ist. Schlichter, der auch an der Universität Augsburg arbeitet, zeigt auf die Maschine, die eben nicht nur ausgestellt ist, sondern regelmäßig in Betrieb geht. „Mit dieser Maschine arbeiten wir gemeinsam an einem Projekt, das von mehreren Unternehmen in Auftrag gegeben worden ist.“Was es genau ist, darf Schlichter „aus Gründen der Vertraulichkeit“nicht sagen.
Es handle sich um ein weiteres Bauteil, das für die Automobilindustrie gedacht ist. Mit Carbon soll ähnlich wie beim Bremspedal das Produkt leichter werden. Die Maschine soll eben jenes Produkt zur Serienreife bringen. Testläufe finden regelmäßig statt. Hinter dem Projekt steht die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (RWTH). Sie ist nach eigenen Angaben mit mehr als 43 000 Studierenden die größte Universität für technische Studiengänge in Deutschland. Was jetzt in Augsburg im TZA auf den Weg gebracht werden soll, hat sich das Institut aus Aachen einiges kosten lassen. 3,5 Millionen Euro sind es laut Schlichter. Geld, das zum Teil auch von der Industrie eingebracht wurde.
An anderer Stelle im Gebäude wird ebenfalls geforscht. Hier haben Mitarbeiter des Anwenderzentrums Material- und Umweltforschung (AMU) ihren Arbeitsplatz. Das AMU gehört zur Universität Augsburg. Die Wissenschaftler wollen eng mit Unternehmen zusammenarbeiten, sagt Dr. Timo Körner, der für Auftragsanalysen zuständig ist. „Von der Industrienähe profitieren beide Seiten“, sagt er. Im Juli wurde das neue Hochleistungselektronenmikroskop in der Halle des Technologiezentrums in Betrieb genommen. Es sich um eines der modernsten Geräte zur Durchführung von Oberflächenanalysen und zur Bestimmung chemischer Zusammensetzungen, heißt es. Das Gerät wirkt nicht nur von außen beeindruckend, die Feinheiten stecken in der Technik. Nahezu eine Million Euro ist das Mikroskop wert. „Wir bieten die Möglichkeit, den Firmen vor Ort im TZA bei materialwissenschaftlichen Fragestellungen zur Seite zu stehen“, erläutert Körner.