Augsburger Allgemeine (Land West)
Turbulenzen bei den Modellfliegern
Justiz Vor Jahren stießen bei Fischach zwei Flugzeuge zusammen. Seitdem tobt ein Rechtsstreit, der einen ganzen Verein erfasst hat
Fischach
Dass auch kleine Flugzeuge großen Ärger verursachen können, beweist ein Vorfall, der sich vor vier Jahren auf dem Modellflugplatz bei Fischach ereignet hat: Zwei Flieger stießen dort in der Luft zusammen, stürzten ab und wurden dabei komplett zerstört. Weil es sich bei einem der beiden Flugzeuge um ein ambitioniertes und motorbetriebenes Modell einer Dornier DO27 mit einer Spannweite von mehr als drei Metern handelte, ist der Ärger des Besitzers groß: Er taxiert den Schaden auf knapp 7000 Euro und sieht die Schuld beim Besitzer des weniger teuren Holz-Segelfliegers. Weil dessen Versicherung sich weigert zu zahlen, tobt seitdem ein Rechtsstreit darüber, wer Schuld hat an dem Zusammenstoß. Nach einem Richterwechsel fand nun am Augsburger Landgericht ein neuer Anlauf statt.
In der knapp fünfstündigen Verhandlung vernahm das Gericht unter der Leitung von Hannah Stoffer acht Zeugen zum Unfallhergang. Auch ein Modellflugsachverständiger wurde zu seinem schriftlichen Gutachten angehört. Bereits gescheitert sind mehrere Versuche, sich in einem Vergleich zu einigen.
Um solche Zusammenstöße zu regeln, übernimmt für gewöhnlich eine obligatorische Haftpflichtversicherung des Deutschen Modellfliegerverbands die Kosten. Das Problem in diesem Fall: Diese Versicherung ersetzt nur Schäden bis zu einem Wert von 5000 Euro. Weil der Streitwert um 2000 Euro höher liegt, forderte der Versicherer damals Stellungnahmen aller Augenzeugen an – und lehnte es schließlich ab, zu bezahlen. Die Begründung: Dass der Besitzer des Segelfliegers tatsächlich schuld ist an dem Zusammenstoß, sei nicht ersichtlich.
Was die Sache zusätzlich verkompliziert: Der Besitzer des teuren Dornier-Modells war zu diesem Zeitpunkt der Vorsitzende des Fischacher Modellflugvereins MFV Stauden, sein Prozessgegner ein Mitglied des Vereins. Der Streit zwischen den beiden Piloten greift seit einiger Zeit auf den gesamten Verein über. Ein Vereinsmitglied sagt: „Es gibt bei uns jetzt zwei Fraktionen – je nachdem, zu welchem der beiden man hält.“Mittlerweile hat der Kläger sich von dem Vereinsvorsitz zurückgezogen. Sein Nachfolger im Amt, Mathias Tiecher, will die Auseinandersetzung nicht kommentieren und hofft vor allem auf ein baldiges Ende des Streits: „Es wäre gut, wenn das jetzt endlich vom Tisch wäre.“
Möglich, dass der Wunsch des Vereinschefs nach Harmonie Erfolg haben könnte: Am Ende der kräftezehrenden Verhandlung legte Richterin Hannah Stoffer fest, dass in drei Wochen letztendlich ein Urteil verkündet werden soll. Rechtsanwalt Christoph Schmitt von der Kanzlei Gabrielli, der den Besitzer des zerstörten Dornier-Modells vertritt, ist zuversichtlich: „Das andere Flugzeug startete erst nach dem unseres Mandanten. Außerdem hat es sich in dessen Landebereich aufgehalten und es dort erfasst.“