Augsburger Allgemeine (Land West)
Die Kölner Polizei brauchte Nachhilfe der Spezialisten
Verdächtige als andere Polizisten. Ein Beamter allein habe anhand der Bilder mehr als 180 Täter erkannt.
2015 gründete die Londoner Polizei dann eine Einheit von Super-Recognisern – „die erste ihrer Art auf der Welt“, so Davis, der die Truppe berät. Inzwischen gehörten ihr sieben Beamte an. Sie schauen sich Überwachungsvideos an und versuchen, Täter zu identifizieren und Straftaten Verdächtigen zuzuordnen – in einer Stadt mit schätzungsweise 500 000 Überwachungskameras gibt es dafür reichlich Bildmaterial. Seit Gründung hat die Einheit nach Angaben von Davis Morde aufgedeckt, Fälle von vermissten Personen gelöst und Diebe identifiziert – laut Scotland Yard wurden innerhalb von vier Monaten mehr als 500 Verdächtige identifiziert, 94 Prozent von ihnen angeklagt. Die Polizisten sind der besten Software zur Gesichtserkennung weit voraus.
Super-Recogniser könnten künftig Pässe an Flughäfen oder Grenzen kontrollieren oder bei großen Antiterror-Einsätzen helfen. Auch im Falle von verschwundenen Personen könnten sie Großes leisten – einige Super-Recogniser erkennen Bate zufolge Menschen noch nach Jahren selbst dann wieder, wenn sich ihr Äußeres stark verändert hat.
Eine Gruppe von Super-Recognisern des Scotland Yard kam auch in Deutschland zum Einsatz. Sie unterstützte im Januar die Kölner Ermittlungen zu den Übergriffen in der Silvesternacht, für die sehr viel Bildmaterial von Überwachungsund Handykameras gesichtet werden musste. Zwei der britischen Polizisten hätten ähnliche Fähigkeiten bei drei Kölner Kollegen erkannt, die sie während ihres Aufenthalts schulten, sagte ein Polizeisprecher. Eine Einheit von Super-Recognisern gibt es aber nach Angaben der Kölner Polizei in der Domstadt nicht. Auch das Bundeskriminalamt (BKA) weiß bislang von keiner derartigen Abteilung in Deutschland.
Noch sind etliche Fragen in der Forschung zu Super-Recognisern offen. Vermutlich werde die Fähigkeit genetisch vererbt, sagt Bate. „Ein weiterer wichtiger Schritt in der Forschung wäre zu verstehen, was die Limitationen der Fähigkeit sind“, sagt Bate. Etwa, wenn es um den sogenannten Cross-Race-Effect geht. Die meisten Menschen können Gesichter, die nicht der eigenen Ethnie entstammen, schlechter wiedererkennen. Ob dies auch auf Super-Recogniser zutrifft, ist unklar.
Gioia Forster, dpa O
Sind Sie ein Super-Recogniser? Testen Sie sich unter: greenwichuniversity.eu.qualtrics.com/jfe/ form/SV_5aNGEjPtAXH3pOZ
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