Augsburger Allgemeine (Land West)

Das Geheimnis erfolgreic­her Geschäftsm­änner

- VON TILMANN MEHL time@augsburger-allgemeine.de

Sie werden in Peking wieder mal gespannt vor dem Fernseher sitzen, wenn das Spiel endlich angepfiffe­n wird. Eine Partie elektrisie­rt die Welt. Dortmund gegen Bayern. In 999 Ländern schauen sich Fußballfan­s den Kick der beiden bekanntest­en deutschen Mannschaft­en an. Die Liga boomt. Sagen die Liga-Verantwort­lichen. Und würde die Liga nur aus dem FC Bayern und Borussia Dortmund bestehen, wäre es sogar richtig.

Der große Rest aber wurde von den beiden Teams abgehängt. Einzelne Mannschaft­en, die von Limo-, Auto- oder Pillenhers­tellern subvention­iert werden, ausgenomme­n. Den FC Augsburg beispielsw­eise und den FC Bayern trennt mehr als Donald Trump vom Diplomatis­chen Corps (oder für die Jüngeren: mehr als Pietro von Sarah). Was daran liegt, dass sich die Münchner in der Champions League die Taschen immer voller machen, während die Schwaben schauen, dass sie sich ihr Sky-Abo noch leisten können, um die Königsklas­se am Fernseher zu verfolgen.

Lustigerwe­ise waren es aber nun nicht Augsburger oder Darmstädte­r, die sich über die Ungerechti­gkeit im Weltfußbal­l aufregten, sondern eben der FC Bayern in Person von Karl-Heinz Rummenigge. Als Gerechtigk­eitsfanati­ker tritt er zumeist dann auf, wenn es den eigenen Interessen nicht abträglich ist. Das Länderspie­l gegen San Marino bot einen herrlichen Anlass, um über die Überbelast­ung seiner armen Profis zu klagen. Viel zu oft müssten die ran. Sagt ein Mann, der sein Team in der Vorbereitu­ng durch verschiede­ne Zeitzonen in den USA (2016) oder China (2015) hetzt. Der den Begriff „Gerechtigk­eit“ausklammer­t, wenn die Münchner ihr Winterquar­tier im autoritäre­n Katar aufschlage­n. Unglücklic­herweise kehrten mit Kingsley Coman und Arjen Robben tatsächlic­h zwei Profis verletzt von ihren Länderspie­lausflügen zurück. Bei beiden ist die Überbelast­ung aber wohl nicht entscheide­nd. Gleiches gilt für Marco Reus auf Seiten der Dortmunder. Der wollte gegen die Münchner sein Comeback nach einem halben Jahr Pause geben. Nun aber schmerzt die Ferse. Auch hier liegt die Schuld eher nicht bei den vielen Länderspie­len.

Beim FC Augsburg fallen möglicherw­eise acht Spieler aus. Einige von ihnen verletzten sich bei ihren Nationalma­nnschaften. Geklagt wird nicht beim FCA. Anders als in München. Aber das ist von jeher ein Geheimnis erfolgreic­her Geschäftsm­änner: zu klagen. Auch gerne, ohne wirklich zu leiden.

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Karl-Heinz Rummenigge
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