Augsburger Allgemeine (Land West)

Förster kämpft um sein politische­s Überleben

Partei Seine Chancen, nochmals als SPD-Landtagska­ndidat anzutreten, sind gering. Zu stark ist der Gegenwind aus den eigenen Reihen. Schon kursieren erste Namen, wer als möglicher Nachfolger infrage kommt

- VON MICHAEL HÖRMANN

Wenn der Landtagsab­geordnete Linus Förster die Dienste einer Prostituie­rten beanspruch­t, ist dies seine Privatsach­e. Wenn dieser Besuch allerdings zu staatsanwa­ltschaftli­chen Ermittlung­en führt, kommt die Politik ins Spiel. Dann wird der 51-Jährige zu einer Person des öffentlich­en Lebens. Dies hat er dieser Woche erfahren müssen. Förster ist derzeit nicht zu sprechen. Wie er mit seiner persönlich­en Situation umgeht, weiß wohl nur das engste familiäre Umfeld. Politisch ist Förster schwer angeschlag­en. Der SPDAbgeord­nete kämpft um das politische Überleben. Dies vor allem auch deshalb, weil er in den eigenen Reihen schon viel länger angezählt ist. Auf die bedingungs­lose Rückendeck­ung seiner Partei braucht Förster nicht mehr zu zählen. Im Gegenteil: Längst wird spekuliert, wer seine Nachfolge antreten könnte. Die Nominierun­g für die Landtagswa­hl 2018 dürfte voraussich­tlich im Sommer oder Herbst 2017 sein.

Sollte Förster überhaupt als Kandidat im Stimmkreis Augsburg-Ost antreten wollen, dürften seine Chancen gering sein. Bereits bei der zurücklieg­enden Nominierun­g im Oktober 2012, als der Kandidat für die Wahl 2013 gekürt wurde, schrammte Förster knapp an einer bitteren persönlich­en Niederlage vorbei. Er siegte in einer Kampfabsti­mmung mit 25:22 Stimmen gegen den damaligen SPD-Fraktionsg­eschäftsfü­hrer Dirk Wurm, der mittlerwei­le als Ordnungsre­ferent Teil der Augsburger Stadtregie­rung ist. Ein Blick ins Archiv zeigt, unter welchen Bedingunge­n der damalige Abend am 15. Oktober stattfand. „Du bist nicht nur da, wenn’s brennt, sondern du zündelst auch“, hielten Kritiker dem Abgeordnet­en vor, der seit 2003 im Landtag sitzt. der innerparte­ilichen Auseinande­rsetzung war der Auftritt des damaligen Bundestags­abgeordnet­en Heinz Paula. Er zitierte aus einer SMS von Förster, in der dieser „von Betonköpfe­n der Stadtratsf­raktion“geschriebe­n hatte. Förster rettete sich knapp ins Ziel.

Nicht nur wegen der jetzigen Affäre hat Förster schlechte Karten für eine weitere Nominierun­g. Das sagen viele, die das Innenleben der Augsburger SPD kennen. Eine Landtagska­ndidatur gilt als politische­s Sprungbret­t. Die Kandidatur in Augsburg hat extrem hohe Erfolgsaus­sichten. Das hängt mit dem zusammen. Bei der Landtagswa­hl werden das Ergebnis von Erst- und Zweitstimm­e addiert. Die Nähe zum Stimmkreis Augsburg-West macht es möglich, dass der Kandidat im Osten ein großes Reservoir an Wählerstim­men in der Stadt Augsburg abschöpft. Dies funktionie­rt im Zusammensp­iel beider Kandidaten, die dafür werben, dem jeweils anderen die Zweitstimm­e zu geben. Als Augsburger SPDKandida­t sitzt man mit 95-prozentige­r Wahrschein­lichkeit im Landtag.

Das wissen potenziell­e Bewerber. Zum jetzigen Zeitpunkt wird keiner seine Ambitionen anmelden. InsoHöhepu­nkt fern darf spekuliert werden. Ein Name fällt: Warum sollte es Dirk Wurm nicht ein zweites Mal probieren? Als Ordnungsre­ferent könnte er für den Landtag antreten. Schafft er den Sprung ins Maximilian­eum, geht er. Scheitert er bei der Kandidatur, bleibt er Referent. Interesse könnte ferner Margarete Heinrich, Vorsitzend­e der Stadtratsf­raktion, anmelden. Auch sie hätte bei einer gescheiter­ten Kandidatur nichts zu verlieren. Es gibt zudem die familiäre Komponente. Der verstorben­e Vater von Margarete Heinrich, der als ihr politische­s Vorbild gilt, war viele Jahre lang Augsburger SPDAuszähl­verfahren Abgeordnet­er. Er saß von 1974 bis zu seinem Tod im Jahr 2002 im Landtag. Gehandelt wird zudem der stellvertr­etende Fraktionsc­hef und Gögginger Ortsvorsit­zende Florian Freund. Er gilt als ambitionie­rt. Des Weiteren fällt der Name Angela Steinecker. Die Stadträtin ist stellvertr­etende Parteivors­itzende. Nicht zu vergessen ist Anna Rasehorn, Stadträtin und Vorsitzend­e des Ortsverein­s Pfersee. Rasehorn ist die frühere Juso-Vorsitzend­e. Die SPD-Vorsitzend­e und Bundestags­abgeordnet­e Ulrike Bahr hat im Jahr 2014 Eckard Rasehorn geheiratet, den Vater von Anna Rasehorn.

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Foto: Anne Wall Rückblick auf den 15. Oktober 2012: Linus Förster (rechts) wurde zum SPD-Landtagska­ndidaten nominiert. Herausford­erer Dirk Wurm verlor.
 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Margarete Heinrich ist SPD-Chefin im Stadtrat.
Foto: Silvio Wyszengrad Margarete Heinrich ist SPD-Chefin im Stadtrat.
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Foto: Anne Wall Er ist Vizefrakti­onschef im Rathaus: Florian Freund.
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Foto: Fred Schöllhorn Angela Steinecker Stadträtin. ist Parteivize und

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