Augsburger Allgemeine (Land West)
Förster kämpft um sein politisches Überleben
Partei Seine Chancen, nochmals als SPD-Landtagskandidat anzutreten, sind gering. Zu stark ist der Gegenwind aus den eigenen Reihen. Schon kursieren erste Namen, wer als möglicher Nachfolger infrage kommt
Wenn der Landtagsabgeordnete Linus Förster die Dienste einer Prostituierten beansprucht, ist dies seine Privatsache. Wenn dieser Besuch allerdings zu staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen führt, kommt die Politik ins Spiel. Dann wird der 51-Jährige zu einer Person des öffentlichen Lebens. Dies hat er dieser Woche erfahren müssen. Förster ist derzeit nicht zu sprechen. Wie er mit seiner persönlichen Situation umgeht, weiß wohl nur das engste familiäre Umfeld. Politisch ist Förster schwer angeschlagen. Der SPDAbgeordnete kämpft um das politische Überleben. Dies vor allem auch deshalb, weil er in den eigenen Reihen schon viel länger angezählt ist. Auf die bedingungslose Rückendeckung seiner Partei braucht Förster nicht mehr zu zählen. Im Gegenteil: Längst wird spekuliert, wer seine Nachfolge antreten könnte. Die Nominierung für die Landtagswahl 2018 dürfte voraussichtlich im Sommer oder Herbst 2017 sein.
Sollte Förster überhaupt als Kandidat im Stimmkreis Augsburg-Ost antreten wollen, dürften seine Chancen gering sein. Bereits bei der zurückliegenden Nominierung im Oktober 2012, als der Kandidat für die Wahl 2013 gekürt wurde, schrammte Förster knapp an einer bitteren persönlichen Niederlage vorbei. Er siegte in einer Kampfabstimmung mit 25:22 Stimmen gegen den damaligen SPD-Fraktionsgeschäftsführer Dirk Wurm, der mittlerweile als Ordnungsreferent Teil der Augsburger Stadtregierung ist. Ein Blick ins Archiv zeigt, unter welchen Bedingungen der damalige Abend am 15. Oktober stattfand. „Du bist nicht nur da, wenn’s brennt, sondern du zündelst auch“, hielten Kritiker dem Abgeordneten vor, der seit 2003 im Landtag sitzt. der innerparteilichen Auseinandersetzung war der Auftritt des damaligen Bundestagsabgeordneten Heinz Paula. Er zitierte aus einer SMS von Förster, in der dieser „von Betonköpfen der Stadtratsfraktion“geschrieben hatte. Förster rettete sich knapp ins Ziel.
Nicht nur wegen der jetzigen Affäre hat Förster schlechte Karten für eine weitere Nominierung. Das sagen viele, die das Innenleben der Augsburger SPD kennen. Eine Landtagskandidatur gilt als politisches Sprungbrett. Die Kandidatur in Augsburg hat extrem hohe Erfolgsaussichten. Das hängt mit dem zusammen. Bei der Landtagswahl werden das Ergebnis von Erst- und Zweitstimme addiert. Die Nähe zum Stimmkreis Augsburg-West macht es möglich, dass der Kandidat im Osten ein großes Reservoir an Wählerstimmen in der Stadt Augsburg abschöpft. Dies funktioniert im Zusammenspiel beider Kandidaten, die dafür werben, dem jeweils anderen die Zweitstimme zu geben. Als Augsburger SPDKandidat sitzt man mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit im Landtag.
Das wissen potenzielle Bewerber. Zum jetzigen Zeitpunkt wird keiner seine Ambitionen anmelden. InsoHöhepunkt fern darf spekuliert werden. Ein Name fällt: Warum sollte es Dirk Wurm nicht ein zweites Mal probieren? Als Ordnungsreferent könnte er für den Landtag antreten. Schafft er den Sprung ins Maximilianeum, geht er. Scheitert er bei der Kandidatur, bleibt er Referent. Interesse könnte ferner Margarete Heinrich, Vorsitzende der Stadtratsfraktion, anmelden. Auch sie hätte bei einer gescheiterten Kandidatur nichts zu verlieren. Es gibt zudem die familiäre Komponente. Der verstorbene Vater von Margarete Heinrich, der als ihr politisches Vorbild gilt, war viele Jahre lang Augsburger SPDAuszählverfahren Abgeordneter. Er saß von 1974 bis zu seinem Tod im Jahr 2002 im Landtag. Gehandelt wird zudem der stellvertretende Fraktionschef und Gögginger Ortsvorsitzende Florian Freund. Er gilt als ambitioniert. Des Weiteren fällt der Name Angela Steinecker. Die Stadträtin ist stellvertretende Parteivorsitzende. Nicht zu vergessen ist Anna Rasehorn, Stadträtin und Vorsitzende des Ortsvereins Pfersee. Rasehorn ist die frühere Juso-Vorsitzende. Die SPD-Vorsitzende und Bundestagsabgeordnete Ulrike Bahr hat im Jahr 2014 Eckard Rasehorn geheiratet, den Vater von Anna Rasehorn.