Augsburger Allgemeine (Land West)
Reichsbürger im Visier
Landratsamt überprüft Waffenbesitzer
Lange Zeit galten Reichsbürger, die den deutschen Staat ablehnen, als ungefährliche Verschwörungstheoretiker. Nach den tödlichen Schüssen eines Reichsbürgers auf einen Polizisten im mittelfränkischen Georgensgmünd hat sich diese Wahrnehmung geändert: Schon vor einem Monat hat der bayerische Polizeiapparat schnell in den eigenen Reihen nachgesehen. Ergebnis: Auch Beamte im Freistaat sind Anhänger der kruden Ideologie, darunter ein 35-jähriger Mann aus dem Landkreis. Nach Informationen unserer Zeitung verdient er sein Geld bei der Polizeiinspektion Zusmarshausen. Er wurde vorläufig vom Dienst suspendiert.
Das Landratsamt Augsburg bestätigt, dass nun auch alle Waffenbesitzer im Landkreis überprüft werden, ob sie Reichsbürger sind. Es gibt bereits die ersten Verdachtsfälle. Sollten sich diese bestätigen, dürften die Betroffenen die längste Zeit eine Waffe besessen haben.
Hintergrund: Der Inhaber einer Waffe muss als zuverlässig gelten, um eine Berechtigung zu erhalten. Gründe, die dagegen sprechen, können entweder eine rechtskräftige Verurteilung sein – oder eben die Zugehörigkeit zu einer Ideologie, die die rechtliche Existenz der Bundesrepublik infrage stellt. Wie die Untersuchung gegen die mutmaßlichen Reichsbürger im Detail verläuft und gegen wie viele genau ermittelt wird, will das Landratsamt aus ermittlungstaktischen Gründen nicht verraten.
Derzeit besitzen mehr als 4000 Bürger im Landkreis eine scharfe Schusswaffe, zum Beispiel, weil sie Sportschützen sind. Zusätzlich sind 1270 Personen im Landkreis Augsburg im Besitz eines kleinen Waffenscheins. Tendenz steigend: Im vergangenen Jahr erhielten 87 Personen den kleinen Waffenschein für Gas- und Schreckschusswaffen, 2014 waren es 46.