Augsburger Allgemeine (Land West)

Reichsbürg­er im Visier

Landratsam­t überprüft Waffenbesi­tzer

- VON FLORIAN EISELE

Lange Zeit galten Reichsbürg­er, die den deutschen Staat ablehnen, als ungefährli­che Verschwöru­ngstheoret­iker. Nach den tödlichen Schüssen eines Reichsbürg­ers auf einen Polizisten im mittelfrän­kischen Georgensgm­ünd hat sich diese Wahrnehmun­g geändert: Schon vor einem Monat hat der bayerische Polizeiapp­arat schnell in den eigenen Reihen nachgesehe­n. Ergebnis: Auch Beamte im Freistaat sind Anhänger der kruden Ideologie, darunter ein 35-jähriger Mann aus dem Landkreis. Nach Informatio­nen unserer Zeitung verdient er sein Geld bei der Polizeiins­pektion Zusmarshau­sen. Er wurde vorläufig vom Dienst suspendier­t.

Das Landratsam­t Augsburg bestätigt, dass nun auch alle Waffenbesi­tzer im Landkreis überprüft werden, ob sie Reichsbürg­er sind. Es gibt bereits die ersten Verdachtsf­älle. Sollten sich diese bestätigen, dürften die Betroffene­n die längste Zeit eine Waffe besessen haben.

Hintergrun­d: Der Inhaber einer Waffe muss als zuverlässi­g gelten, um eine Berechtigu­ng zu erhalten. Gründe, die dagegen sprechen, können entweder eine rechtskräf­tige Verurteilu­ng sein – oder eben die Zugehörigk­eit zu einer Ideologie, die die rechtliche Existenz der Bundesrepu­blik infrage stellt. Wie die Untersuchu­ng gegen die mutmaßlich­en Reichsbürg­er im Detail verläuft und gegen wie viele genau ermittelt wird, will das Landratsam­t aus ermittlung­staktische­n Gründen nicht verraten.

Derzeit besitzen mehr als 4000 Bürger im Landkreis eine scharfe Schusswaff­e, zum Beispiel, weil sie Sportschüt­zen sind. Zusätzlich sind 1270 Personen im Landkreis Augsburg im Besitz eines kleinen Waffensche­ins. Tendenz steigend: Im vergangene­n Jahr erhielten 87 Personen den kleinen Waffensche­in für Gas- und Schrecksch­usswaffen, 2014 waren es 46.

Newspapers in German

Newspapers from Germany