Augsburger Allgemeine (Land West)

So lief der Gablinger Bombenfund ab

Warum die Behörden den Fund so lange geheimgeha­lten haben

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Gablingen

Es war der Aufreger des Jahres in Gablingen: Ende August wurde eine 250 Kilogramm schwere Fliegerbom­be aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft. Was die Lage besonders brisant machte: Der Sprengsatz wurde in unmittelba­rer Nähe des Gablinger Gefängniss­es gefunden, zwischenze­itlich stand sogar eine Evakuierun­g der JVA im Raum. Nun ist klar: Alle an der Entschärfu­ng Beteiligte­n wussten schon einen Monat vor dem Einsatz, dass unter der Wiese ein Blindgänge­r schlummern könnte – die Bevölkerun­g erst einen Tag vorher.

Zoraida Maldonado de Landauer, die Chefin des Gefängniss­es, kann sich noch gut an die erste Schrecksek­unde erinnern: „Ende Juli stand plötzlich jemand vom Bomben entschärfu­ngs kommando vor unserer Tür und hat gesagt, dass wir uns auf eine Evakuierun­g einstellen müssen.“Dass erst einen Monat später ein Sprengkomm­ando nach Gablingen kam, hatte mehrere Gründe: Einer davon war, dass die Zeit genutzt werden sollte, um die Aktion – und eine mögliche Evakuierun­g der JVA – vorzuberei­ten. Dass man sich Zeit ließ, lag auch daran, dass nach Ansicht der Experten keine akute Gefahr für die Bevölkerun­g bestand.

Jürgen Mantel ist leitender Feuerwerke­r bei der Augsburger Firma Geomer und spezialisi­ert auf die Beseitigun­g von sogenannte­n Kampfmitte­ln. Er koordinier­te den Einsatz und sagt: „Die Bombe lag da schon seit Jahrzehnte­n, da gab es auf der Wiese Ackerbau. Die Landwirtsc­haft ist mit ihren Geräten auch nicht so tief in das Erdreich eingedrung­en, dass es gefährlich werden würde.“Zudem sei das Gebiet auch von den alliierten Streitkräf­ten intensiv als Flugplatz genutzt worden.

Deswegen war es nach Einschätzu­ng des Experten auch nicht nötig, die Landwirte auf dem Gablinger Feld und die breite Öffentlich­keit so weit im Voraus über den vermuteten Bombenfund zu informiere­n. Heute weiß man: Die Bauern waren all die Jahre tatsächlic­h auf einer scharfen Bombe unterwegs. Geheimgeha­lten wurde der Verdachtsf­all, um keine Unruhe in die Bevölkerun­g zu bringen.

Im Hintergrun­d liefen jedoch die Drähte heiß, wie Maldonado de Landauer sich erinnert: „Einen Monat lang gab es viele Besprechun­gen zwischen allen Beteiligte­n.“Am Ende stand ein Plan, der es erlaubt hätte, innerhalb eines Tages die komplette, mit rund 300 Insassen besetzte JVA zu räumen. Der Zeitvorspr­ung sei hilfreich gewesen: „Die kranken Häftlinge haben wir etwa schon einen Tag vorher ausgelager­t.“

Am Ende war eine Evakuierun­g nicht nötig, und die Bombe konnte nach neun Stunden entschärft werden. Mantel erinnert sich gerne daran: „Das war eine Entschärfu­ng wie aus dem Drehbuch. Dazu passt auch, dass wir die Bombe im allerletzt­en vermuteten Loch gefunden haben.“

 ?? Archivoto: Andreas Lode ?? Das Entschärfu­ngsteam und seine „Trophäe“Ende August nach getaner Arbeit: (von links) Roger Flakowski, Martin Radons, Michael Filips und Tom Kohues von der Firma Tauber.
Archivoto: Andreas Lode Das Entschärfu­ngsteam und seine „Trophäe“Ende August nach getaner Arbeit: (von links) Roger Flakowski, Martin Radons, Michael Filips und Tom Kohues von der Firma Tauber.

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