Augsburger Allgemeine (Land West)
Sein Tod hielt die Weltgeschichte kurz an
Geschichte Vor 100 Jahren starb Kaiser Franz Josef I. In Österreich trauerten viele. Und heute?
Wien
Auf den Tag genau 100 Jahre ist es heute her, dass für viele die „Weltgeschichte einen Augenblick stillstand“. Zumindest berichtete es die österreichische Zeitung, die Presse, so. Denn heute vor 100 Jahren, am 21. November 1916, um 21.05 Uhr, stirbt der Habsburger Kaiser Franz Josef I. im Wiener Schloss Schönbrunn. Auf seinem Totenschein steht als Ursache eine Herzschwäche nach Lungen- und Rippenfellentzündung.
Weil schon lange bekannt war, wie es um die Gesundheit des Monarchen steht, warteten schon hunderte Untertanen vor dem Schlosstor auf die traurige Nachricht. Denn obwohl sich der greise Kaiser noch täglich an seinen Schreibtisch schleppte, litt er schon länger unter hohem Fieber und heftigen Hustenanfällen.
Seit 1848 hatte er von „Gottes Gnaden“über das Habsburgerreich geherrscht. Nach seinem Tod wurde er, gemäß seines Testaments, einbalsamiert und in der Kapuzinergruft in der Wiener Innenstadt beigesetzt. Dort liegt er an der Seite seiner Frau Elisabeth, „Sisi“, die schon 1898 in Genf ermordet worden war. Anders als bei den Habsburgern üblich, wurde auf die „Übertragung einzelner Bestandteile an andere Grüfte“verzichtet. Bei anderen Herrschern kam das Herz in die Augustinerkirche und die Eingeweide in den Stephansdom.
Die Kapuzinergruft wird in dieser Woche auch das Zentrum für die kargen Gedenkfeierlichkeiten zum Tode Kaiser Franz Joseph I. sein. Denn die Österreicher üben sich in Zurückhaltung, wenn es um Monarchen geht. Auch Kaiser Franz Josef I. ist da keine Ausnahme. Am Abend feiern die Kapuzinerpatres ihre reguläre Abendmesse zu seinem Gedenken. Besucher dürfen Blumen und Kränze an seinem Sarg ablegen.
Kommenden Sonntag werden die Monarchisten zusammen mit der „Militärkanzlei Wien“des Kaisers gedenken. Die Militärkanzlei hatte sich 1989 zur Beisetzung der letzten Kaiserin Zita gegründet. Teilnehmen werden ebenfalls die Mitglieder des St.-Georgs-Ordens, zu denen auch der rechtspopulistische Kandidat für den österreichischen Bundespräsidenten Norbert Hofer zählt.