Augsburger Allgemeine (Land West)
Sind unsere Politiker zu arrogant?
Podiumsdiskussion Wie eine Psychologin, ein Geistlicher und Politiker Demut und Hochmut in Politik und Gesellschaft betrachten
Stadtbergen
Wie soll man einem Menschen namens Donald Trump am besten entgegentreten? War der Warschauer Kniefall Willy Brandts ein Zeichen der Schwäche? Und wo stehen wir eigentlich selbst im ständigen Spannungsfeld von Macht und Unterwerfung? Die Stadtberger SPD-Fraktion hat zu einer philosophischen Podiumsdiskussion eingeladen, die sich nicht nur als spannend und aufschlussreich erwiesen hatte, sondern tatsächlich auch genügend humorvolle Elemente beinhaltete. Stadtbergens früherer Bürgermeister Ludwig Fink hatte als Diskussionsleiter ein Programm über das Thema Hochmut und Demut zusammengestellt und bekannte Vertreter aus Politik, Gesellschaft und Kirche mit nicht immer angenehmen Fragen konfrontiert.
Doch die Debatte begann recht ausgelassen, denn zunächst war das öffentliche Publikum gefragt: Auf einer Skala von null bis zehn sollten die Besucher über den Demutswert bekannter Persönlichkeiten abstimmen. Während sich Willy Brandt und Papst Franziskus die Bestnote teilten, wurde Helmut Schmidt in den unteren Rängen angesiedelt. Bei Bischof Tebartz-van Elst und Recep Tayyip Erdogan gingen die Abstimmungsergebnisse im johlenden Gelächter unter. Danach wurde zunächst die psychologische Komponente von Hochmutsgesten hinterfragt: Psychiatrie-Fachärztin Anne Suk Wilms erklärte: „Ein Mensch kommt mit angelegten Charaktereigenschaften auf die Welt. Aber durch Erziehung ist auch Modulation möglich. Genaueres weiß die Wissenschaft aber bis heute nicht.“Bei der Frage, wie man mit hochmütigen Menschen eigentlich umgehen solle, kamen schließlich die politischen Gesprächsteilnehmer zu Wort. Für die SPD-Bundestagsabgeordnete Ulrike Bahr müssten gerade in Hinblick auf Donald Trump zwar Grenzen gezogen werden, doch solchen Personen dennoch in menschlicher Weise auf Augenhöhe begegnet werden.
Ähnlich sah es der frühere CSULandtagsabgeordnete Max Strehle, doch er ging noch einen Schritt weiter: „Wer an Selbstüberschätzung leidet, muss heruntergeholt und wieder in die Realität zurückgebracht werden.“In diesem Zusammenhang sprach er den Aufstieg und Niedergang des ehemaligen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber an: „Dem ist seine Wahl so zu Kopf gestoßen, dass er Reformitis bekam und sich an keine Versprechen mehr gehalten hatte.“
Der Pfarrer und ehemalige Dekan Karl Freihalter lobte dagegen die Verhaltensweise von Jesus Christus, der alle Menschen angenommen hatte, deren Haltungen aber durchaus kritisieren konnte. Lächelnd zitierte der Geistliche aus der Bibel: „Hochmut kommt vor dem Fall!“
Nahezu einig waren sich die Diskussionsteilnehmer, dass es prinzipiell nichts Negatives sei, eine Macht auszuüben, doch dass es sehr darauf ankomme, wie man mit dieser Macht dann ganz persönlich umgehe. Fragerunden aus dem Publikum fügten dem Thema dann immer weitere Aspekte hinzu.
Ludwig Fink beendete den Abend schließlich mit einer Herausforderung, die nochmals richtig für Spannung sorgte: Die Diskussionsteilnehmer sollten sich selbst auf einer Hochmütigkeit-Skala einordnen. Während sich Ulrike Bahr und Max Strehle ganz diplomatisch im Mittelfeld ansiedelten, zeigte sich die Psychiaterin souveräner und sah sich selbst im oberen Skalenbereich. Ist sie nun ehrlicher, mutiger oder gar gefährlicher? Die Antwort kam prompt aus dem Publikum: Die Stadtbergerin Irmgard Strohmayr erhob sich und beendete den Abend mit einem Zitat von Papst Franziskus, das dieser einst zum Thema Integration von Homosexuellen von sich gegeben hatte: „Wer bin ich, dass ich urteile?“