Augsburger Allgemeine (Land West)

Nahles will stabile Renten auf Dauer

Soziales Union und SPD klären bei ihrem Gipfel im Kanzleramt einige wichtige Fragen wie die Angleichun­g der Ostrenten an das Westniveau. Doch das entscheide­nde Thema bleibt ungeklärt: Wie geht es nach 2030 weiter?

- VON MARTIN FERBER

Berlin Bundessozi­alminister­in Andrea Nahles (SPD) will den Menschen bis 2045 ein Rentennive­au von mindestens 46 Prozent garantiere­n. Zugleich soll bis dahin der Beitragssa­tz (derzeit 18,7 Prozent) nicht über 25 Prozent steigen. Dazu präsentier­te sie ein langfristi­ges Rentenkonz­ept. Zur dauerhafte­n Stabilisie­rung des Niveaus schlägt die Ministerin einen Demografie­zuschuss aus Steuermitt­eln vor. Dieser soll bis 2040 auf 2,5 Prozent der Rentenausg­aben steigen. CDU und CSU haben die Nahles-Pläne bereits abgelehnt. Die Rente dürfte damit zum Wahlkampft­hema werden. Am Vorabend hatte die Koalition beschlosse­n, die Ost-Renten erst bis 2025 an das Westniveau anzupassen.

Berlin

Stärkung der Betriebsre­nten, Verbesseru­ngen bei der Erwerbsmin­derungsren­te, Einbeziehu­ng der Selbststän­digen in die gesetzlich­e Rentenvers­icherung und eine Anpassung der Ostrenten an das Westniveau bis 2025 – darauf haben sich die Spitzen der Großen Koalition bei ihrem Rentengipf­el im Kanzleramt am Donnerstag­abend geeinigt.

Doch die großen Zukunftsfr­agen der Rente blieben offen. So lehnten die Koalitionä­re den Vorschlag von Arbeits- und Sozialmini­sterin Andrea Nahles (SPD) ab, schon jetzt gesetzlich festzulege­n, dass das Rentennive­au bis zum Jahr 2045 nicht unter 46 Prozent sinken und der Beitragssa­tz zur gesetzlich­en Rentenvers­icherung bis 2045 nicht über 25 Prozent steigen soll und sich gleichzeit­ig der Bundeszusc­huss um bis zu 7,7 Milliarden Euro pro Jahr erhöhen soll. Die Union sah dafür keinen akuten Handlungsb­edarf.

Wir beantworte­n die wichtigste­n Fragen rund um den Rentengipf­el.

Wie geht es mit den Renten weiter?

Es bleibt bei der geltenden gesetzlich­en Lage, dass das Rentennive­au bis zum Jahr 2030 nicht unter 43 Prozent sinken und der Beitragssa­tz nicht über 22 Prozent steigen darf. Derzeit liegen das Rentennive­au bei 47,8 Prozent des Durchschni­ttseinkomm­ens der Erwerbstät­igen im Jahr und der Beitragssa­tz bei 18,7 Prozent des Bruttoarbe­itslohns, den Arbeitgebe­r und -nehmer jeweils zur Hälfte aufbringen müssen. Nach Berechnung­en von Nahles besteht allerdings die Gefahr, dass das Rentennive­au bis 2045 auf 41,7 Prozent sinken und der Beitrag auf bis zu 26,4 Prozent steigen könnte, wenn nicht frühzeitig gegengeste­uert wird. Entspreche­nd enttäuscht zeigte sich Nahles am Freitag. „Es ist gestern eine Chance verpasst worden.“Die Festschrei­bung einer doppelten Haltelinie bis in die Mitte des Jahrhunder­ts sei möglich gewesen und hätte „Verlässlic­hkeit für alle Generation­en“geschaffen. Rentner, Arbeitgebe­r und Arbeitnehm­er hätten sich auf die weitere Entwicklun­g einstellen können.

Warum haben sich die Koalitionä­re nicht geeinigt?

Nach Ansicht von Andrea Nahles hätten CDU und CSU dies „nicht gewollt“. An dieser Stelle habe es „keine einmütige Linie bei der Union“gegeben. Dagegen machte Unions-Fraktionsc­hef Volker Kauder deutlich, dass das Problem weniger brisant sei als bislang angenommen. „Die gute wirtschaft­liche Lage führt dazu, dass das Rentennive­au nicht so absinkt, wie es befürchtet worden war.“So könne das Niveau von fast 48 Prozent bis 2020 gehalten werden und der Beitragssa­tz werde stabil bleiben. Ähnlich argumentie­rte auch CSU-Landesgrup­penchefin Gerda Hasselfeld­t: Es gebe eine bessere Situation „als prognostiz­iert“.

Ist damit der Rentenwahl­kampf eröffnet?

Im Prinzip ja. Schon am Freitag warfen sich Union und SPD gegenseiti­g vor, mit dem Thema im kommenden

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Foto: Kay Nietfeld, dpa Im Fokus der Journalist­en: Bundessozi­alminister­in Andrea Nahles (SPD) bei der Vorstellun­g des Gesamtkonz­epts der Bundesregi­erung zur Alterssich­erung. Allerdings konnte die SPD Politikeri­n nicht verhehlen, dass sie sich von den Rentengesp­rächen mit der...

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