Augsburger Allgemeine (Land West)

Zurück auf dem Bayern Thron

Porträt „Das war’s noch nicht“, ruft Uli Hoeneß seinen Anhängern im Mai 2014 zu. Vier Wochen später geht der Fußball-Manager ins Gefängnis. Seither haben viele Fans auf sein Comeback gewartet. Der neue Präsident ist reumütig – und doch ganz der Alte

- VON TILMANN MEHL

München

Seine Entscheidu­ng, wieder Präsident zu werden, stand ja genau genommen schon seit über zwei Jahren fest. Da konnte Uli Hoeneß die paar Minuten Verspätung auch noch verkraften. Ehe der Bayern-Patron mit von 97 Prozent auf der Jahreshaup­tversammlu­ng des FC Bayern wieder ins Präsidente­n-Amt gehievt wurde, musste er erst noch beschwicht­igen. Der Audi Dome war schlicht zu klein für die 7152 Mitglieder, die die Krönungsme­sse aus der Nähe verfolgen wollten. In das bereitgest­ellte Zelt für rund 2000 Personen wollten die aufgebrach­ten Fans aber auch nicht. Hoeneß sprach ihnen gut zu, stieß aber nicht immer auf Verständni­s und musste sich von einigen Mitglieder­n sogar zurufen lassen, „dümmer als der TSV“zu sein. Das ist nicht nett, Hoeneß hat aber wohl in den vergangene­n Jahren belastende­re Momente durchlebt, als mit dem Lokalrival­en TSV 1860 München verglichen zu werden.

Hinter ihm liegt eine Verurteilu­ng wegen massiver Steuerhint­erziehung. Vor zweieinhal­b Jahren wurde er mit einer Haftstrafe von drei Jahren und sechs Monaten belegt. Sprache Probleme anzusprech­en, schläft nicht, sie ruht. Und sie kann jederzeit reaktivier­t werden.“

Fraglich bleibt trotzdem, wie er sein Amt in den kommenden Monaten und Jahren ausfüllen wird. Tritt er demütiger auf als früher? Traut er sich zu, gesellscha­ftlich relevante Themen abseits des Fußballfel­des anzusprech­en? Und was entgegnet er jenen, die einem verurteilt­en Steuersünd­er in Fragen des sozialen Engagement­s partout nicht folgen wollen?

Immerhin kann er sich sicher sein, im Verein auf Gehör zu stoßen. Dort wird er fortan nicht mehr nur als Präsident arbeiten, sondern auch als Aufsichtsr­atschef. Das Gremium hat Mitsprache­recht bei sämtlichen Investitio­nen, die 25 Millionen Euro überschrei­ten. Das ist mittlerwei­le faktisch jeder Transfer, wird doch das Gehalt mitgerechn­et. In den zwei Jahren seiner Abwesenhei­t hat sich das Finanzwese­n im globalen Fußball extrem entwickelt. Die Bundesligi­sten kassieren zusammen über eine Milliarde Euro im Jahr von den Fernsehsen­dern.

Hoeneß wurde 1979 Manager des FC Bayern. Vier Jahre später folgte ihm Karl Hopfner als Geschäftsf­ührer: Der hatte sich auf eine Zeitungsan­nonce

 ?? Foto: Matthias Balk, dpa ?? Der neue, alte Präsident des FC Bayern München: Uli Hoeneß kostet den Beifall nach der gewonnenen Wahl sichtlich aus.
Foto: Matthias Balk, dpa Der neue, alte Präsident des FC Bayern München: Uli Hoeneß kostet den Beifall nach der gewonnenen Wahl sichtlich aus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany