Augsburger Allgemeine (Land West)
Die digitale Essensmarke
Technik Florian Gottschaller hat die App „Lunchit“entwickelt. Mit dem Programm will er die klassischen Lebensmittel-Gutscheine ersetzen – und so die Mittagspause revolutionieren
Augsburg
Das Herzstück seines Unternehmens trägt Florian Gottschaller quasi immer in der Hosentasche. Der 42-Jährige, der früher Investmentbanker bei Bear Stearns und Morgan Stanley war, kramt sein Smartphone hervor, wischt ein paar Mal über das Display, bis die Startseite seiner App „Lunchit“auf dem Bildschirm erscheint. Zwei Jahre haben Gottschaller und sein Partner Ralph Meyer daran gearbeitet, mittlerweile hat die Münchner Firma rund 27 Mitarbeiter. Jetzt wollen die beiden Gründer mit dem Programm die Mittagspause revolutionieren.
Das Prinzip von „Lunchit“ist schnell erklärt: Die App richtet sich an Firmen und deren Mitarbeiter. Kaufen sich die Beschäftigten in der Mittagspause etwas zu essen, können sie den Bon mit dem Smartphone einscannen. Die Daten werden an den Arbeitgeber weitergegeben, und der kann dem Mitarbeiter am Monatsende bis zu 6,20 Euro steuerfrei pro Mahlzeit und Tag zurückerstatten. Das geht, weil die Verpflegung an Arbeitstagen steuerlich begünstigt ist. Deshalb können auch Kantinen ihre Mahlzeiten relativ günstig anbieten. Im Jahr, rechnet Gottschaller vor, könnten Arbeitgeber ihren Beschäftigten so bis zu 1200 Euro netto mehr zahlen. Warum aber sollten sie das tun? Weil es ihnen mehr bringt als es sie kostet, sagt der Unternehmer. Denn Mitarbeiter würden sich in einem Unternehmen, das ihnen etwas bietet, deutlich wohler fühlen. Nach einer Studie der Unternehmensberatung Kienbaum setzen immer mehr Unternehmen auf Zusatzleistungen wie Firmenwagen, betriebliche Altersvorsorge oder auch Gratis-Mitgliedschaften im Fitnessstudio.
Auch die Idee der MittagspausenSubventionierung ist nicht neu. Allerdings nutzen viele Unternehmen, die keine Kantine haben, dafür bisher eher Essensmarken oder Essensgutscheine. Für Gottschaller haben diese Gutscheine aber einen großen Nachteil gegenüber seiner App: Sie können bundesweit zwar bei etwa 30 000 Stellen eingelöst werden, mit „Lunchit“sei es aber möglich, sein Essen überall zu kaufen – egal ob beim Bäcker, im Supermarkt oder auf dem Stadtmarkt.
Ganz frei sind die Mitarbeiter bei ihren Einkäufen aber nicht: Das Programm erkennt, was auf dem Bon steht, der abgerechnet wird. Da der Arbeitgeber nur für Essen zahlt, gibt es für Alkohol oder Zigaretten kein Geld zurück. Und weil die Steuervergünstigung nur an Arbeitstagen greift, kann der Wochenendeinkauf ebenfalls nicht über „Lunchit“abgerechnet werden. „Das muss aber so sein“, sagt Gottschaller. „Alles andere wäre Steuerhinterziehung.“