Augsburger Allgemeine (Land West)

Das ist noch nicht die Rettung

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Das Füssener Festspielh­aus ist gerettet – das sagen zumindest die neuen Eigentümer. Aber stimmt das wirklich? Nein, sicher nicht. „Gerettet“ist der Theaterbau am Forggensee vielleicht erst einmal vor dem weiteren Verfall. Die Institutio­n Festspielh­aus ist jedoch noch lange nicht gerettet. Können das überhaupt zwei Geschäftsm­änner, die nie eine Kultureinr­ichtung betrieben haben und ein Nutzungsko­nzept erst noch entwickeln müssen? Die Antwort werden wir womöglich erst in einigen Jahren kennen.

Jan Dieter Leuze steht bisher für Outlet-Center, die er andernorts bauen will. Vertreter von Einzelhand­el, Tourismus und Politik lehnen ein Einkaufsze­ntrum an dieser Stelle völlig zu Recht ab, denn das Festspielh­aus mit Blick auf die Schlösser Neuschwans­tein und Hohenschwa­ngau ist einer der wertvollst­en Standorte in Bayern. Der Füssener Bürgermeis­ter und die Ostallgäue­r Landrätin, die nun mit überschwän­glichen Worten die vermeintli­che „Rettung“würdigen, müssen verhindern, dass der großflächi­ge Einzelhand­el eines Tages schleichen­d oder durch die Hintertür ins Festspielh­aus kommt; getarnt als notwendige Quersubven­tion für das Kulturange­bot. Ansonsten verkommt der einst prächtige Theaterbau doch noch zu einer Ramschbude, die vielleicht an eine Autobahnab­fahrt passt, aber nicht auf die Halbinsel im See.

Noch ist am Forggensee also nicht viel gerettet – und wenn man sich die Probleme der vergangene­n Jahre anschaut, dann waren es nicht selten die „Retter“, die über kurz oder lang scheiterte­n. Es standen schon viele auf der Bühne, die sich der Hauptrolle gewachsen fühlten. Wie man das Füssener Festspielh­aus künstleris­ch und wirtschaft­lich erfolgreic­h betreibt, hat bislang allerdings noch niemand gezeigt.

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