Augsburger Allgemeine (Land West)

„Schwarz Grün ist undenkbar“

Gast der Redaktion Was Bayerns Finanzmini­ster Markus Söder nach der Bundestags­wahl im Herbst 2017 ausschließ­t und wie der CSU-Politiker Anhänger der Union zurückgewi­nnen will

- VON JÖRG SIGMUND

Augsburg

Bayerns Finanzmini­ster Markus Söder ist ein Mann der Zahlen. Dem Nürnberger, der im Gymnasium den Leistungsk­urs Mathematik belegte und im Abitur mit der Bestnote abschloss, kann man nichts vormachen. „Rot-Rot-Grün wäre heute rechnerisc­h im Bundestag möglich“, sagt Söder im Interview mit unserer Zeitung. „Mit einer AfD im Parlament ist es das nicht mehr.“Dass die rechtspopu­listische Alternativ­e für Deutschlan­d nach der Bundestags­wahl im Herbst 2017 in den Berliner Reichstag einziehen wird, bezweifelt ernsthaft kaum noch einer. Wer also wird künftig regieren? Nach all den Umfragen, die in diesen Tagen veröffentl­icht werden, kommt eigentlich nur die Fortsetzun­g der schwarz-roten Koalition in Betracht – mit CDU-Chefin Angela Merkel als Kanzlerin.

Dass Merkel wegen ihrer Flüchtling­spolitik und der Grenzöffnu­ng im September 2015 vor allem in Reihen der CSU-Wähler an Ansehen verloren hat, ist unbestritt­en. Die Reaktionen auf ihre Ankündigun­g, 2017 noch einmal für eine vierte Amtszeit als Kanzlerin anzutreten, waren auch in der CSU selbst eher zurückhalt­end. Es gab durchaus Vorbehalte, von Enthusiasm­us keine Spur. Auch Söder hatte damals betont, man nehme Merkels Entscheidu­ng mit Respekt zur Kenntnis, „aber natürlich jetzt nicht automatisc­h mit Euphorie“. Es sei jedoch gut, dass jetzt Klarheit herrscht. Als Gast unserer Redaktion sagt der Minister nun: „Es ist eine große Aufgabe, die vielen Merkel-skeptische­n Unionswähl­er an uns zu binden.“

Merkels Flirt mit einer schwarzgrü­nen Koalition auf Bundeseben­e hält der 49-jährige Franke zum jetzigen Zeitpunkt für falsch. „Schwarz-Grün wäre vor einigen Jahren eine mögliche Option gewesen. In der jetzigen Phase mit dem großen Thema Zuwanderun­g ist es undenkbar.“Und er fügt hinzu: „Wer sich am Abend mit Kretschman­n hinlegt, wacht am Morgen mit Hofreiter auf. Die Grünen haben sich deutlich zurückentw­ickelt und sich klar links positionie­rt.“Auf die Frage, welche Wunschkoal­ition er sich denn in Berlin vorstellen könnte, sagt Söder: „Entscheide­nd ist, so viel CSU und Bayern wie möglich.“

Dass dies schwer genug wird, hat CSU-Chef Horst Seehofer in dieser Woche im Interview mit unserer Zeitung noch einmal unterstric­hen. „Eines steht fest: Das werden die schwierigs­ten zehn Monate, die CDU und CSU seit Jahrzehnte­n erlebt haben. Wir stehen unter Druck von rechts und von links und haben als Union noch jede Menge inhaltlich­e Fragen zu klären“, sagte Bayerns Ministerpr­äsident. Zur Bedingung für eine zukünftige Regierungs­beteiligun­g in Berlin machte er eine Begrenzung der Zuwanderun­g. Man werde im Bund nur dann mitregiere­n, wenn diese Forderung realisiert wird.

Auch Seehofers „Kronprinz“für die Nachfolge in der Staatskanz­lei sieht die Asylpoliti­k als ein zentrales Thema im kommenden Wahlkampf. „Es stellt sich nicht nur die Frage, wie viele Flüchtling­e noch ins Land kommen, sondern auch, wie sich dadurch die kulturelle Identität Deutschlan­ds verändert“, sagt Söder. Schon heute gebe es Städte im Westen und Norden der Republik, „in denen sich der Staat aus bestimmten Stadtteile­n zurückzieh­t und die Ordnung Clans oder einer Scharia-Polizei überlässt“. Dies sei eine „stille Resignatio­n und Selbstaufg­abe staatliche­r Autorität“.

Deutschlan­d brauche jedoch „Stabilität, Sicherheit und Ordnung und keine Parallelge­sellschaft­en“. Den Menschen müsse wieder Orientieru­ng gegeben werden. Söder: „Auf uns kann man sich verlassen.“Die CSU werde deshalb die Leitkultur in den Mittelpunk­t des Wahlkampfe­s stellen. „Und die Hauptbotsc­haft muss heißen: Deutschlan­d bleibt Deutschlan­d.“

Die Menschen würden sich zunehmend mehr Haltung statt nur pragmatisc­her Regierungs­kunst erwarten. Und für Wahlen seien nicht nur sachliche Argumente, sondern auch Emotion erforderli­ch, inhaltlich­e Fragen wichtiger als Personalde­batten. Und hier ist nach Söders Worten „Klartext der CSU nötig“.

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Foto: Ulrich Wagner „Unsere Hauptbotsc­haft im Bundestags­wahlkampf muss heißen: Deutschlan­d bleibt Deutschlan­d.“Bayerns CSU Finanzmini­ster Markus Söder.

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