Augsburger Allgemeine (Land West)
Weltgeschichte mit Katzen
Als Abraham Lincoln 1861 ins Weiße Haus zog, begleiteten ihn seine Frau Mary, drei Söhne und Katze Tabby. Die Anregung, das vierbeinige Familienmitglied mit nach Washington zu nehmen, kam von Tad, dem jüngsten. Der Siebenjährige stieß damit eine Tradition an. Tabby war die erste Katze im Weißen Haus, aber nicht die letzte.
In neuerer Zeit wurde Socks, die Katze des Präsidenten Bill Clinton, zur Berühmtheit. Sie machte dank ihres edlen Fells, einschließlich der weißen „Socken“, immer einen festlich gekleideten Eindruck. Die Medien ernannten sie zur „First Cat“, und Socks durfte bei vielen öffentlichen Auftritten dabei sein. Hillary Clinton verfasste ein Kinderbuch, in dem Socks eine Hauptrolle spielte.
In der Londoner Downing Street, dem Regierungssitz der britischen Regierung, sind Katzen seit Jahrhunderten zu Hause. Zu besonderer Prominenz brachte es Humphrey, der in der Downing-StreetHierarchie zum Haupt-Mäusefänger (Chief Mouser) aufstieg. In dieser Eigenschaft diente Humphrey parteiübergreifend drei Premierministern: Margaret Thatcher, John Major und Tony Blair.
Die Lieblingskatze Franceso Petrarcas, des Dichters der italienischen Frührenaissance, soll sogar mumifiziert worden sein. Petrarca teilte „die Menschheit grob in zwei Gruppen: in Katzenliebhaber und in vom Leben Benachteiligte.“Der deutsche Schriftsteller August von Platen machte sich auf die Suche nach der Katzenmumie. Er fand immerhin ein Katzenskelett und schrieb einen Lobvers auf die Verblichene: Sie habe „die unsterblichen Rollen eines unsterblichen Mannes gegen die Mäuse geschützt“. Inzwischen gibt es in Petrarcas Haus eine Katzenmumie zu besichtigen. Eine Katze soll sogar das Leben des Propheten Mohammed gerettet haben. Das kam so: Mohammed war tief in ein Gebet versunken, als sich von ihm unbemerkt eine Giftschlange heranschlich. Eine Katze sah das gefährliche Tier, stürzte sich mutig auf die Schlange und erlegte sie mit einem kühnen Biss. Die Lieblingskatze des Propheten hieß Muezza. Sie machte es sich besonders gern im Ärmel seines weiten Gewands gemütlich. Einmal soll der Prophet den bewohnten Ärmel abgeschnitten haben, damit Muezza ruhig weiterschlafen konnte, während er zum Gebet in die Moschee ging. Bleiben die alten Ägypter: Ihnen war die Mäusefängerin sogar heilig.