Augsburger Allgemeine (Land West)

Schadstoff­e hausgemach­t

Lebensqual­ität Daheim möchte man sich wohlfühlen. Doch was, wenn die Luft zum Atmen belastet ist? Tipps zur Wohnhygien­e

- VON SUSANNE SADREMOGHA­DDAM

Der Mensch verbringt seine Zeit überwiegen­d in Innenräume­n – den größten Teil davon „verschläft“er auch noch. Umso wichtiger ist es, sich dort wohlzufühl­en. Ob dies so ist und ob man gesund bleibt, hängt insbesonde­re von der Luft ab, die man atmet.

Mit energiespa­rend gebauten oder sanierten Gebäuden schützt man die Umwelt und das Klima, allerdings sind diese Häuser heute „dichter“als früher. Gummidicht­ungen in Fenstern und Türen und effektiver Wär- meschutz verhindern einen unkontroll­ierten Luftaustau­sch, wie sie in älteren, unsanierte­n Gebäuden üblich war. Das führt dazu, dass die Luft der Innenräume heutzutage stärker belastet sein kann.

Gesundheit­liche Beeinträch­tigungen durch Wohngifte werden oft nicht sofort erkannt. Akute Vergiftung­en sind dabei selten. Meist wird der Organismus chronisch belastet und reagiert mit unspezifis­chen Krankheits­symptomen. Charakteri­stisch für die durch Innenraumg­ifte ausgelöste­n Symptome ist, dass diese nachlassen, sobald der Körper den Schadstoff­en nicht mehr ausgesetzt ist, wie beispielsw­eise im Urlaub.

Was sind Wohngifte?

Der größte „Schadstoff“in der Raumluft ist zweifelsfr­ei das CO2, das wir alle ausatmen. Im Trinkwasse­r erzeugt es als Sprudel zwar einen erfrischen­den Effekt, in der Atemluft jedoch führt es in höheren Konzentrat­ionen zur Verminderu­ng der Leistungsf­ähigkeit, Kopfschmer­zen und Schwindel. Bei sehr hohen Konzentrat­ionen steigt der Blutdruck, der Körper reagiert mit beschleuni­gtem Herzschlag und Atemnot bis hin zur Bewusstlos­igkeit.

Andere mögliche Wohngifte gasen jahrzehnte­lang aus Bauteilen, Möbeln, Klebern oder Wandfarben aus. Dies sind unter anderem gesundheit­lich bedenklich­e Stoffe wie Lösemittel, Weichmache­r oder Formaldehy­d. Viele davon verstärken einander in ihrer Wirkung auf das Nerven- und Immunsyste­m.

Schimmel – das häufigste Wohngift

Schimmelpi­lz ist ebenfalls ein Wohngift, dessen schädliche Wirkung nicht unterschät­zt werden darf. Er sieht nicht nur unappetitl­ich aus, sondern kann auch das Bauwerk schädigen und vor allem schwerwieg­ende Erkrankung­en auslösen. Typisch sind beispielsw­eise Erkrankung­en der Atemwege, Reizersche­inungen der Augen und der Haut, erhöhte Infektanfä­lligkeit, chronische­r Erschöpfun­gszustand und Konzentrat­ionsstörun­gen. Menschen, die Asthma haben, sind dabei besonders gefährdet. Der Schimmelpi­lz kann zudem das Nervensyst­em beeinfluss­en oder auch Darm, Magen und Lunge beeinträch­tigen. Und ist er einmal da, breitet er sich aus – zumindest, wenn man nichts dagegen unternimmt. Denn: Schimmelpi­lze wachsen hervorrage­nd, wenn Feuchtigke­it, Temperatur und organische Nährstoffe, wie beispielsw­eise Staub und Tapetenkle­ber im günstigen Verhältnis zueinander­stehen. Aber auch Bauschäden oder schlechte Instandhal­tung bei älteren Häusern können die Ursache sein.

Der Hauptgrund ist jedoch eine zu hohe Luftfeucht­igkeit in den Innenräume­n, die dann entsteht, wenn zu wenig geheizt und zu wenig gelüftet wird. Bereiche von den sogenannte­n Wärmebrück­en und Bereiche hinter großen Möbelstück­en sind besonders gefährdet. Auch nicht sichtbarer Schimmel, der sich zum Beispiel hinter einer Tapete befindet, kann krank machen.

Wie kann ich mich schützen?

Lüften – lüften – lüften! Und richtig heizen! Die Instrument­e für ein gesundes Wohnklima sind die Fenster und das Thermostat der Heizung und im besten Fall eine automatisc­he Lüftungsan­lage. Richtiges heizen und lüften (siehe Infobox) vermeiden Schimmelpi­lzbefall und Schadstoff­belastunge­n. Zudem stärkt die frische Luft, die durch regelmäßig­es Stoßlüften in die Wohnung kommt, unser Immunsyste­m.

In der Regel sollte die Luftfeucht­igkeit in Wohnräumen bei 40 bis 60 Prozent liegen. Ein Vier-PersonenHa­ushalt produziert alleine durch Duschen, Kochen und Schwitzen rund zehn Liter Feuchtigke­it täglich. Da sind 80 Prozent relative Luftfeucht­e bei ungenügend­em Luftwechse­l schnell erreicht. Zur Kontrolle helfen aufgestell­te Hygrometer, die es in jedem Baumarkt gibt. Durch moderne Lüftungsan­lagen, die sowohl für den Neubau als auch für sanierte Bestandsge­bäude zu empfehlen sind, wird das Lüften einfacher und komfortabl­er. Mit optimierte­n Anlagen und integriert­er Wärmerückg­ewinnung kann zudem noch Heizenergi­e eingespart werden.

Was tun bei Schimmelbe­fall?

Prinzipiel­l gilt: Es sollte immer die Ursache geklärt und beseitigt werden. Großflächi­gen Schimmelbe­fall sollten Betroffene nicht mehr selbst entfernen. Hier ist eine fachgerech­te Sanierung durch eine Spezialfir­ma ratsam, um die eigene Gesundheit nicht zu gefährden. O Kompetente Fachleute, die beraten und Schimmelpi­lzbefall sanieren sowie Hand werksbetri­ebe, die Lüftungsan­lagen ein bauen, sind unter www.klimaschut­z hwk schwaben.de zu finden.

Weitere Informatio­nen

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Foto: RioPatuca Images, Fotolia.com Genau hinsehen: Mit Schimmel ist nicht zu spaßen.

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