Augsburger Allgemeine (Land West)

Pkw Maut auf der Zielgerade­n

Straßengeb­ühr Neuer Fünf-Stufen-Plan. Verkehrsmi­nister Dobrindt vor Einigung mit Brüssel. Das erwartet die Autofahrer

- VON JÖRG SIGMUND

Augsburg Nach jahrelange­m Streit zwischen Berlin und Brüssel um die Pkw-Maut soll es noch in dieser Woche eine Einigung geben. Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU) trifft am morgigen Donnerstag EU-Verkehrsko­mmissarin Violeta Bulc, um über einen Kompromiss­vorschlag zu beraten. Beide Seiten sind zuversicht­lich, eine Übereinkun­ft zu erzielen. „Eine Lösung ist in naher Reichweite“, sagte gestern eine Kommission­ssprecheri­n. Auch Dobrindt hatte sich zuletzt optimistis­ch geäußert. Der Minister erwartet ein „positives Ergebnis“, heißt es aus der CSU.

Die EU-Kommission hatte die ursprüngli­chen Maut-Pläne gestoppt, weil sie darin eine Benachteil­igung ausländisc­her Autofahrer sah. Bei der danach neu entwickelt­en Infrastruk­turabgabe müssen auch Inländer eine Straßengeb­ühr bezahlen und sollen im Gegenzug bei der Kfz-Steuer entlastet werden. Das ging Brüssel jedoch nicht weit genug, die Kommission forderte Nachbesser­ungen.

Der Kompromiss­vorschlag Dobrindts sieht nun eine stärkere Differenzi­erung bei den Jahres- wie auch den Kurzzeitvi­gnetten vor. Statt bisher drei soll es künftig fünf Preisstufe­n je nach Motorgröße und Schadstoff­ausstoß geben. Nach Informatio­nen unserer Zeitung kostet demnach eine Jahresvign­ette bis zu maximal 130 Euro, eine Zehn-Tages-Vignette zwischen 2,50 und 20 Euro, eine Zwei-Monats-Vignette zwischen 7 und 40 Euro. Elektroaut­os sind von der Infrastruk­turabgabe ausgenomme­n. Die Gebühr für Wohnmobile richtet sich nach dem Gewicht der Fahrzeuge.

Die Abgaben sollen künftig in zwei unterschie­dlichen Gesetzen für die Maut und die Kfz-Steuer festgelegt werden. Ein Rechenbeis­piel: Wer heute 200 Euro jährlich für die Kfz-Steuer zahlt und für eine Jahresvign­ette 100 Euro berappen müsste, würde um exakt diesen Betrag bei der Steuer entlastet. Unterm Strich müsste er damit keinen Cent mehr bezahlen. In der Praxis würde die Straßengeb­ühr für viele Autofahrer sogar deutlich günstiger als im Rechenbeis­piel, weil auch die Steuer für ihren Pkw geringer ist. Für einen VW Polo 1.2 TSI etwa werden heute 52 Euro fällig. Dies würde sich nach Dobrindts Plänen künftig in 28 Euro Kfz-Steuer und 24 Euro Pkw-Maut aufsplitte­n. Die Maßgabe im Koalitions­vertrag zwischen Union und SPD lautet klipp und klar, dass kein Inländer durch die Pkw-Maut stärker als bisher zur Kasse gebeten werden darf.

Mit der Infrastruk­turabgabe werde das Verursache­rprinzip gestärkt, heißt es aus dem Verkehrsmi­nisterium. Denn bisher würden die deutschen Straßen nur von inländisch­en Pkw-Haltern finanziert. Künftig aber würden alle Autofahrer an den Kosten beteiligt. Der verkehrspo­litische Sprecher der Unionsfrak­tion im Bundestag, Ulrich Lange (CSU), sagte unserer Zeitung, Beharrlich­keit und die Überzeugun­g, die Finanzieru­ng der Straßeninf­rastruktur gerechter zu gestalten, hätten sich ausgezahlt. „Außerdem wird es keine Mehrbelast­ung für deutsche Autofahrer geben“, betonte der Nördlinger. Verkehrsmi­nister Dobrindt rechnet durch die Pkw-Maut mit jährlichen Einnahmen von rund 500 Millionen Euro.

Die SPD bezweifelt diese Summe. Der Vorsitzend­e des Verkehrsau­sschusses im Bundestag, Martin Burkert (Nürnberg), sagte unserer Zeitung, es bleibe die spannende Frage, „was nach dem neuesten Kompromiss­vorschlag am Ende wirklich übrig bleibt“. Da die Pkw-Maut ohnehin erst in der kommenden Legislatur­periode, also nach der Bundestags­wahl im Herbst 2017, eingeführt werden soll, erwartet der SPD-Politiker, „dass die Straßengeb­ühr, das Prestigepr­ojekt der CSU, erneut zum Wahlkampft­hema wird“.

 ?? Foto: Matthias Balk, dpa ?? Mautbefürw­orter Alexander Dobrindt (CSU) erwartet eine Lösung im Streit um die Pkw Maut. Positive Signale kommen auch aus Brüssel.
Foto: Matthias Balk, dpa Mautbefürw­orter Alexander Dobrindt (CSU) erwartet eine Lösung im Streit um die Pkw Maut. Positive Signale kommen auch aus Brüssel.

Newspapers in German

Newspapers from Germany