Augsburger Allgemeine (Land West)
Hellwach und kraftvoll
Konzert Der Schwäbische Oratorienchor singt zwei Werke von Händel und Bach
Beide Hauptwerke im Konzert des Schwäbischen Oratorienchors in Ev. St. Ulrich fußen auf Bibeltexten, die Gottes Größe preisen und ihm danken für erwiesene Gnade und die Zerschlagung der Feinde: dem 110. Psalm „Dixit Dominus“in der Vertonung von G. F. Händel und dem „Magnificat“aus dem Lukas-Evangelium, komponiert von J. S. Bach. Beide Komponisten haben die Doxologie, das „Gloria Patri“, als Anlass festlicher Klangentfaltung den Texten am Ende hinzugefügt.
Auf diesem gemeinsamen Grund erklangen in mitreißender, mit Jubel bedachter Darbietung durch Chor, Solisten und Bayerisches Staatsorchester in vollbesetzter Kirche zwei Werke von ähnlicher, musikalisch aber unterschiedener Physiognomie. Händels Psalmvertonung, Werk eines mit allen kompositorischen Wassern gewaschenen 22-Jährigen, weist dem Chor die dankbare, wirkungsvolle Hauptaufgabe zu. Dank des auf Trennschärfe und präzise Artikulation bedachten Dirigats von Stefan Wolitz wirkte die große Sängerschar klanglich niemals massiv, die zahlreichen bildhaften Textausdeutungen entfalteten nachhaltige Wirkung.
Neben dem unaufhörlich pulsierenden Schwung von Werk und Interpretation trat bei Händel das Meditative eher in den Hintergrund. Bachs „Magnificat“-Vertonung dagegen ist in ihrem klanglichen und dramaturgischen Reichtum ein Meisterwerk der Ausgewogenheit, kompositorisch auf der Höhe der Passionen, dabei bewundernswert knapp in der Diktion. Das Festliche wird durch das Hinzutreten der Trompeten verstärkt, das Meditative durch die Holzbläser vornehmlich in den Arien und Duetten. Hier hatte das ausgeglichene SolistenQuintett noch mehr persönlichen Gestaltungsraum als bei Händel. So der anrührende Sopran von Roswitha Schmelzl im verhaltenen Jubel von „Et exultavit“, Priska Esers leuchtender Sopran in inniger Zwiesprache mit der Oboe („Quia respexit“), Tenor Andreas Hirtreiter mit kraftvoller Diktion bei „Deposuit potentes“, Thomas Hamberger mit kernigem Bass in „Quia fecit mihi magna“sowie Stefan Görgner (Altus) im Gleichklang mit den Flöten („Esurientes implevit“). Auch hier zeigte sich Stefan Wolitz’ Chor hellwach und kraftvoll präsent.
Zwischen den Gesangsblöcken waren zwei adventliche Orgelchoräle von Bach, transparent gespielt von Wolfgang Kärner, wohltuende Momente ruhevoller Versenkung.