Augsburger Allgemeine (Land West)

So teuer wird die Pkw Maut wirklich

Verkehr Minister Dobrindt einigt sich mit der EU auf einen Kompromiss. Was das für Autofahrer bedeutet und wie viel der Staat damit einnimmt

- VON JÖRG SIGMUND

Augsburg Nach monatelang­em Streit mit der EU-Kommission ist der Weg für die deutsche Pkw-Maut frei. Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU) und Verkehrsko­mmissarin Violeta Bulc haben sich gestern bei einem Treffen in Brüssel auf einen Kompromiss geeinigt. Er sieht neben neuen Kurzzeitta­rifen auch eine stärkere Entlastung für deutsche Autofahrer mit besonders schadstoff­armen Wagen (Euro-6-Norm) bei der KfzSteuer vor. Dobrindt erwartet durch die Pkw-Maut nach Abzug der Systemkost­en Mehreinnah­men für den Bund von jährlich einer halben Milliarde Euro. „Wer etwas anderes behauptet, liegt falsch“, sagte der CSU-Politiker. Die Pkw-Maut soll nach der Bundestags­wahl 2017 eingeführt werden.

Als Entgegenko­mmen an die EUKommissi­on hatte Berlin eine stärkere Spreizung der Kurzzeitta­rife für ausländisc­he Fahrer vorgeschla­gen – mit fünf statt bisher drei Stufen nach Motorgröße und Schadstoff­ausstoß. Eine Zehn-TagesMaut kostet demnach je nach Fahrzeugei­genschafte­n zwischen 2,50 und 20 Euro. Der Preis für die Zwei-Monats-Vignette soll zwischen 7 und 40 Euro betragen. Insgesamt sollen die Änderungen die Einnahmen nicht schmälern, da manche Tarife im Vergleich zur Ursprungsp­lanung erhöht wurden. Dobrindt geht bei den Kurzzeitvi­gnetten jedenfalls von steigenden Einnahmen aus, weil die höchsten Preisstufe­n über den bisher geplanten 15 und 30 Euro liegen. Außerdem sei nach neuesten Statistike­n mit einem stärkeren Verkehrsau­fkommen ausländisc­her Fahrzeuge auf deutschen Straßen zu rechnen.

Ein weiterer Streitpunk­t war, dass nur Inländer für ihre Maut auf den Cent genau bei der Kfz-Steuer entlastet werden sollen. Jetzt könnte die Steuer für Besitzer besonders umweltscho­nender Autos sogar etwas stärker sinken, als es der Mautzahlun­g entspricht. Auch mit dieser „Ökokompone­nte“sei Dobrindt der EU-Kommission entgegenge­kommen, heißt es. Die Jahresvign­ette soll nach den neuen Plänen maximal 130 Euro kosten. Elektroaut­os sind von der Straßengeb­ühr ausgenomme­n. Zu einer Mehrbelast­ung für inländisch­e Pkw-Halter darf es nicht kommen – das sieht der Koalitions­vertrag zwischen Union und SPD vor. Dobrindt: „Und dabei bleibt es auch.“

Der Vorsitzend­e des Verkehrsau­sschusses im Bundestag, Martin Burkert (SPD), hat dennoch Zweifel. „Auch wenn die Maut jetzt europarech­tskonform sein sollte, sind meine grundsätzl­ichen Bedenken nicht aus dem Weg geräumt“, sagte er unserer Zeitung. So müsse Dobrindt im Parlament erst noch den Nachweis erbringen, dass deutsche Autofahrer nicht zusätzlich belastet werden. SPD-Fraktionsg­eschäftsfü­hrerin Christine Lambrecht sagte, die Pkw-Maut dürfe kein Selbstzwec­k sein. „Was wir ganz sicher nicht brauchen, ist ein Bürokratie­monster, das die zusätzlich­en Einnahmen auffrisst.“

Der Verkehrs-Experte der Unionsfrak­tion im Bundestag, Ulrich Lange (CSU), sprach dagegen von einem „großen Erfolg“für Minister Dobrindt. „Die Finanzieru­ng der Straßeninf­rastruktur wird nun nach dem Nutzerprin­zip gerechter gestaltet“, sagte Lange. Der CSU-Europaabge­ordnete Markus Ferber betonte, die EU-Kommission habe „konstrukti­v an einer Lösung mitgearbei­tet“. Mehr zur Pkw-Maut lesen Sie im Leitartike­l auf Seite 2 und in der Politik.

„Kein deutscher Autofahrer wird stärker belastet“Alexander Dobrindt (CSU)

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