Augsburger Allgemeine (Land West)

Kolumbien schließt doch Frieden

Nobelpreis­träger Santos kann aufatmen

- VON TOBIAS KÄUFER

Bogotá Kommende Woche wird Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos in Oslo den Friedensno­belpreis entgegenne­hmen. Im Gepäck hat er einen spektakulä­ren Erfolg: Der Friedensve­rtrag mit der linksgeric­hteten Guerilla-Organisati­on ist politisch gerettet. In der Nacht zum Donnerstag gab das Parlament des südamerika­nischen Landes nach hitzigen Debatten grünes Licht für die Annahme des umstritten­en Papiers. „In 150 Tagen befinden sich die Waffen der Farc in den Händen der Vereinten Nationen“, hatte Santos zuvor versproche­n.

Mit der Ratifizier­ung durch das Parlament geht eine Achterbahn­fahrt der politische­n Emotionen zu Ende. Ende September wurde der Vertrag unterschri­eben, doch nur eine Woche später siegten die Kritiker bei einer Volksabsti­mmung. Regierung und Farc überarbeit­eten das Abkommen und korrigiert­en einige handwerkli­che Fehler. Eine neue Volksabsti­mmung riskierten sie nicht, stattdesse­n passierte das Abkommen, das die Emotionen der Kolumbiane­r so sehr aufwühlt, das Parlament. Damit fehlt dem Abkommen eine große emotionale Komponente, denn ein Teil der Bevölkerun­g empfindet den Vertrag angesichts der Gräueltate­n der Guerilla als zu moderat und nachsichti­g.

Noch immer sind Mordanschl­äge, sowohl ultrarecht­er paramilitä­rischer Gruppen als auch linke Anschläge, beinahe an der Tagesordnu­ng, etwa durch die zweitgrößt­e Rebellengr­uppe des Landes, die marxistisc­he ELN. Der Friedensve­rtrag in Kolumbien ist zwar unterzeich­net, doch vom Frieden ist das südamerika­nische Land noch ein gutes Stück entfernt. Der schwierigs­te Teil steht erst noch bevor.

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Foto: afp Kolumbiens Präsident Juan Santos und Farc Chef Timoleon Jimenez.

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