Augsburger Allgemeine (Land West)
Werden Heizen und Tanken jetzt teurer?
Energie Die Opec senkt die Ölförderung. Denn seit Jahren ist der Preis im Keller. Das knabbert am Reichtum der Scheichs. Das Kartell hat nun gegengesteuert. Die ersten Kunden in unserer Region spüren dies bereits
Augsburg
Der Konferenzpräsident der Opec bemühte sich, den Strategiewechsel des Öl-Kartells in ein positives Licht zu tauchen. „Wir reagieren auf die Realität, wir schauen nicht zurück“, sagte Mohammed Bin Saleh Al-Sada. Zwei Jahre lang hatten die Ölminister des 14er-Klubs dem für sie desaströsen Verfall der Preise zugeschaut. Eine globale Schwemme des „schwarzen Goldes“und immer neue Förderrekorde hielten den Ölpreis auf niedrigem Niveau – zur Freude von Autofahrern, Heizölkäufern und der Industrie in den Abnehmerländern.
Doch damit scheint es nun vorerst vorbei zu sein. Mit einem Preissprung beim Ölpreis reagierten die Märkte auf den Opec-Beschluss vom Mittwoch, die Fördermenge am Tag um 1,2 Millionen Barrel auf 32,5 Millionen Barrel à 159 Liter zu senken. Es ist die erste Produktionssenkung seit acht Jahren. Der Iran darf als einziges Land mit Billigung des Erzrivalen Saudi-Arabien seine Ölmenge leicht ausweiten. Der Schritt gilt als Lebenszeichen der ebenso mächtigen wie zerstrittenen Opec. Der Erwartungsdruck war groß.
ist ein kritischer Tag für die Opec“, hatte der saudische Ölminister Khalid Al-Falih den Druck auf die Runde noch einmal beschrieben. Das Kartell, das aktuell ein Drittel des Öls der Welt fördert, musste nach Ansicht vieler Marktbeobachter einschreiten – und sei es nur, um das Gesicht zu wahren. Für das Vorhaben triebsfachmann Holger Leibhammer – und damit rund 1590 Euro insgesamt. „Bis zum Dienstag war der Preis relativ stabil, dann ging es rapide um einen Cent pro Liter und dann nochmals um zwei Cent in die Höhe“, berichtet er. Die Erhöhung werde von den Rohöl-Häfen über die Raffinerien hin zu den Händlern binnen kurzer Zeit weitergegeben. In Rotterdam seien die Preise zwischen fünf und zehn Prozent gestiegen, sagt auch Marion Danneboom, Sprecherin der Baywa in München, einem der großen bayerischen Heizölhändler.
Einen Großteil der Förderkürzung übernimmt Saudi-Arabien. Der Ölpreis hatte sich seit 2014 mehr als halbiert und lag vor dem Treffen bei etwa 47 Dollar pro Barrel. Neuer Zielwert sollen 55 Dollar pro Fass sein, hieß es aus den Delegationen. Die Ölpreise knüpften am Donnerstag an den Höhenflug vom Vortag an. Ein Barrel der Nordseesorte Brent kostete am Mittag 52,64 US-Dollar.
Experten des Verbraucherportals Check24 rechnen nun mit weiter steigenden Preisen: „Aufgrund der aktuellen Entwicklungen am Rohöl„Es markt wird Heizöl mittelfristig teurer“, sagt dort Energiefachmann Oliver Bohr. Aber noch sei das Preisniveau im Verhältnis zu den Vorjahren niedrig und der Kaufzeitpunkt günstig, meint Bohr. Ähnlich sehen es anscheinend viele Kunden. Auch sie reagierten gestern auf die Opec-Entscheidung und kauften nochmals ein: Die Bestellungen nahmen deutlich zu, sagt Vertriebsfachmann Leibhammer von der Firma Georg Wagner. Ob die Preiserhöhung andauert, lässt sich seiner Meinung nach aber schwer sagen. „Es kann eine Momentaufnahme sein und sich nach ein bis zwei Wochen beruhigen.“Und im ZehnJahres-Vergleich sei Öl derzeit tatsächlich noch immer recht günstig.
An den Tankstellen spürten die Autofahrer den Opec-Schock gestern noch nicht: „Momentan ist noch keine Preissteigerung erkennbar“, sagte ADAC-Sprecher Andreas Hölzel unserer Zeitung. Und wie sieht es in Zukunft aus? „Noch ist schwer zu sagen, wie sich der OpecBeschluss auswirken wird“, meint Hölzel. Es müsse nicht unbedingt große Preissteigerungen geben.
Auch andere Analysten sehen die Förderkürzung nämlich nicht als Allheilmittel gegen den Ölpreisverfall. Die Wirkung der Einigung könnte demnach auch nur einen vorübergehenden Charakter haben: „Die Fundamentaldaten sind stärker. Die Entscheidung ist mittelfristig nicht besonders relevant“, meinte zum Beispiel Alexander Pögl vom Forschungsunternehmen JBC. Im ersten Halbjahr erwarten die Experten von JBC eine Überproduktion von 1,8 Millionen Barrel. Ähnlich sieht es Vertriebsexperte Leibhammer aus Wertingen: „Trotz der Förderkürzung ist genug Öl am Markt.“Sandra Walder, dpa,
und Michael Kerler