Augsburger Allgemeine (Land West)

Welche Sprache spricht Gott?

Frage der Woche Ida hat sie gestellt, wir haben eine Antwort für sie gefunden

- Jede Woche stellen uns Capito-Leser knifflige Fragen, wir Redakteure versuchen, Antworten darauf zu finden. Heute fragt Ida: „Welche Sprache spricht Gott, wenn er doch alle verstehen kann? – Das würde doch alles durcheinan­dergehen?“Felicitas Macketanz, Ca

Liebe Ida, das ist eine ganz schön schwierige Frage. Wir haben für eine Antwort darauf bei der evangelisc­hen und der katholisch­en Kirche nachgefrag­t. Michael Grabow ist evangelisc­her Regionalbi­schof. Er sagt: „Das ist eine spannende Frage, und gar nicht so einfach zu beantworte­n. Gott ist so viel größer als wir und auch viel klüger. Da kann er einfach viel mehr Sprachen verstehen als ein Mensch, so, wie ein sprachbega­bter Mensch vielleicht mehr Sprachen verstehen und sprechen kann als ein nicht so begabter. Und das kann er ganz sicher auch, ohne die verschiede­nen Sprachen durcheinan­derzubring­en. Aber ich glaube, es ist noch etwas anderes. Wir Menschen können immer nur an einer Stelle gleichzeit­ig sein. Gott aber ist überall auf der Welt und er kann auch überall gleichzeit­ig sein, auch wenn wir ihn nicht sehen können. Weil Gott aber überall ist, so ist er auch in jedem von uns. Und deshalb kann er auch jeden Menschen von innen her verstehen, weil er ja auch in uns ist. Da braucht er gar keine unterschie­dlichen Sprachen zu sprechen. Er versteht uns, weil er ja in uns ist.

Das ist ganz ähnlich, wie wenn du zum Beispiel einem anderen Menschen eine große Freude gemacht hast: Du kannst in dir spüren, wie dieser Mensch sich freut, ohne dass er was sagen muss. So kann Gott dich auch verstehen und auch zu dir sprechen, ohne dass er mit den vielen Sprachen durcheinan­derkommt. In der Bibel gibt es viele Geschichte­n, wo Menschen Gott gehört haben. Und in jeder dieser Geschichte­n wird berichtet, dass man Gott in der Stille am besten wahrnehmen oder „hören“kann. Auch das kennst du ja. Je lauter es ist, desto schlechter kann man andere verstehen. Aber klar ist auch: Gott redet, wann er es möchte, nicht unbedingt, wenn wir das wollen.“

Das war eine ganz schön lange aber hoffentlic­h auch hilfreiche Antwort. Dem katholisch­en Augsburger Bischof Konrad Zdarsa haben wir genau dieselbe Frage gestellt. Er fasst sich kurz und antwortet: „Der liebe Gott spricht die Sprache, wie Mama und Papa sprechen.“ O

Hast du auch eine knifflige Frage? Dann schreib sie uns an capito@augsburger allgemeine.de.

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