Augsburger Allgemeine (Land West)
Wer bekommt wieviel Geld?
Rund 160 Millionen Euro bezahlt der FC Bayern pro Jahr seinen Spielern. Mit knapp 170 Millionen Euro fördert der Bund kommendes Jahr den deutschen Sport.
Die Zahlen zeigen ein enormes Ungleichgewicht. Auf der einen Seite der Fußball, in dem aberwitzige Summen bewegt werden (siehe dazu auch die Dritte Seite). Auf der anderen Seite der große Rest, in dem selbst manche Top-Athleten nur 350 Euro im Monat verdienen.
Das ist wenig. Aber ohne dieses wenige Geld aus Steuermitteln würden viele Sportarten gänzlich in der Belanglosigkeit verschwinden.
Vor diesem Hintergrund ist verständlich, dass das neue Konzept zur Spitzensportförderung bei vielen Verbänden auf Widerstand stößt (siehe Bericht auf der nächsten Seite). Denn der Plan sieht vor, dass nur noch Sportarten unterstützt werden, denen Erfolge zugetraut werden. Eigentlich gut so. Wie sinnvoll ist es, Geld in eine Sportart zu investieren, in der ineffektiv gearbeitet wird?
Gleichzeitig ist das aber auch ein Knackpunkt. So sehr wir es uns wünschen: Sport ist nur begrenzt planbar. Es kann einer noch so talentiert sein, noch so perfekt trainiert, gelebt, gegessen haben – am Ende ist das keine Garantie für eine Top-Platzierung. Leistungssport ist der Versuch, die Wahrscheinlichkeit eines Sieges zu erhöhen. Im Optimalfall gelingt das, vorhersehbar ist es nicht.
Denn es sind ja nicht nur sportliche Gründe die entscheiden, ob einer Olympiasieger wird oder nicht. In schöner Regelmäßigkeit werden Medaillengewinner nachträglich des Dopings überführt. Allein seit Oktober erwischte es 33 dekorierte Sportler der Sommerspiele von 2008 und 2012.
Das vergleichsweise strenge Kontrollsystem hierzulande verzerrt den Vergleich mit Nationen, in denen schlampig oder gar nicht kontrolliert wird. Ziel der neuen Förderrichtlinie ist es aber, dass deutsche Athleten wieder mehr Medaillen gewinnen – sauber und fair. Das Beispiel staatlich unterstützten Dopings in Russland lässt diese Forderung genauso naiv wie hilflos wirken. Dopingexperten wie Fritz Sörgel sprechen von der Quadratur des Kreises.
Das Konzept gibt sich diesbezüglich eher kryptisch: „Entsprechende Verzerrungen der Wettbewerbsvoraussetzungen können im Rahmen der neuen potenzialorientierten Förderstruktur berücksichtigt werden.“Heißt wohl, dass zum Beispiel Gewichtheber in ihrer nachweislich dopingverseuchten Sportart trotz fehlender Medaillenperspektive weiter gefördert werden.
Es stellt sich dennoch eine grundsätzliche Frage: Was ist es uns wert, im Medaillenspiegel oben zu stehen?