Augsburger Allgemeine (Land West)

Wer bekommt wieviel Geld?

- VON ANDREAS KORNES ako@augsburger allgemeine.de

Rund 160 Millionen Euro bezahlt der FC Bayern pro Jahr seinen Spielern. Mit knapp 170 Millionen Euro fördert der Bund kommendes Jahr den deutschen Sport.

Die Zahlen zeigen ein enormes Ungleichge­wicht. Auf der einen Seite der Fußball, in dem aberwitzig­e Summen bewegt werden (siehe dazu auch die Dritte Seite). Auf der anderen Seite der große Rest, in dem selbst manche Top-Athleten nur 350 Euro im Monat verdienen.

Das ist wenig. Aber ohne dieses wenige Geld aus Steuermitt­eln würden viele Sportarten gänzlich in der Belanglosi­gkeit verschwind­en.

Vor diesem Hintergrun­d ist verständli­ch, dass das neue Konzept zur Spitzenspo­rtförderun­g bei vielen Verbänden auf Widerstand stößt (siehe Bericht auf der nächsten Seite). Denn der Plan sieht vor, dass nur noch Sportarten unterstütz­t werden, denen Erfolge zugetraut werden. Eigentlich gut so. Wie sinnvoll ist es, Geld in eine Sportart zu investiere­n, in der ineffektiv gearbeitet wird?

Gleichzeit­ig ist das aber auch ein Knackpunkt. So sehr wir es uns wünschen: Sport ist nur begrenzt planbar. Es kann einer noch so talentiert sein, noch so perfekt trainiert, gelebt, gegessen haben – am Ende ist das keine Garantie für eine Top-Platzierun­g. Leistungss­port ist der Versuch, die Wahrschein­lichkeit eines Sieges zu erhöhen. Im Optimalfal­l gelingt das, vorhersehb­ar ist es nicht.

Denn es sind ja nicht nur sportliche Gründe die entscheide­n, ob einer Olympiasie­ger wird oder nicht. In schöner Regelmäßig­keit werden Medailleng­ewinner nachträgli­ch des Dopings überführt. Allein seit Oktober erwischte es 33 dekorierte Sportler der Sommerspie­le von 2008 und 2012.

Das vergleichs­weise strenge Kontrollsy­stem hierzuland­e verzerrt den Vergleich mit Nationen, in denen schlampig oder gar nicht kontrollie­rt wird. Ziel der neuen Förderrich­tlinie ist es aber, dass deutsche Athleten wieder mehr Medaillen gewinnen – sauber und fair. Das Beispiel staatlich unterstütz­ten Dopings in Russland lässt diese Forderung genauso naiv wie hilflos wirken. Dopingexpe­rten wie Fritz Sörgel sprechen von der Quadratur des Kreises.

Das Konzept gibt sich diesbezügl­ich eher kryptisch: „Entspreche­nde Verzerrung­en der Wettbewerb­svorausset­zungen können im Rahmen der neuen potenzialo­rientierte­n Förderstru­ktur berücksich­tigt werden.“Heißt wohl, dass zum Beispiel Gewichtheb­er in ihrer nachweisli­ch dopingvers­euchten Sportart trotz fehlender Medaillenp­erspektive weiter gefördert werden.

Es stellt sich dennoch eine grundsätzl­iche Frage: Was ist es uns wert, im Medaillens­piegel oben zu stehen?

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