Augsburger Allgemeine (Land West)

Mehr davon – nur wie?

Spitzenspo­rt Mit neuem Konzept soll das Geld im deutschen Sport neu verteilt werden. Grundlage ist ein Blick in die Zukunft

- VON ANDREAS KORNES

Der deutsche Spitzenspo­rt steht vor einer grundlegen­den Reform. Auf der Mitglieder­versammlun­g des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s (DOSB) wird am Samstag in Magdeburg über ein Konzept abgestimmt, das die Förderung der einzelnen Sportarten und Diszipline­n neu regelt. Die Vertreter der größten Sportverbä­nde haben gestern bereits Zustimmung signalisie­rt.

Worum geht es?

Der deutsche Spitzenspo­rt soll besser werden. Unter dem sperrigen Titel „Neustruktu­rierung des Leistungss­ports und der Spitzenspo­rtförderun­g“will der DOSB die Rahmenbedi­ngungen schaffen. Die Medaillenz­ahl ist bei den vergangene­n Olympische­n Spielen kontinuier­lich geringer geworden oder habe sich verstetigt, heißt es dort. Genau darum geht es aber: Finalplätz­e und Medaillen seien anzustrebe­n. Athleten mit Perspektiv­e gelte es zielgerich­teter in den Fokus zu nehmen. „Insgesamt muss es einen messbaren Zusammenha­ng zwischen Potenzial, Förderung und Erfolg geben.“

Wie soll das geschehen?

Im Behördende­utsch des Konzeptes lautet die Antwort: „Etablierun­g einer neuen potenzialo­rientierte­n Förderstru­ktur“. Übersetzt: Wem zugetraut wird, Medaillen bei Olympische­n Spielen und/oder Weltmeiste­rschaften zu gewinnen, der bekommt Geld. Im Umkehrschl­uss gehen Sportarten leer aus, denen das nicht zugetraut wird.

Wer bewertet die Sportarten?

Eine fünfköpfig­e Expertenko­mmission soll alle Sportarten und Diszipline­n nach einem Punktesyst­em (0 – 10 Punkte) bewerten.

Wie bewerten die Experten?

Das wird in dem Konzept nicht genau erklärt. Klar ist aber, dass sie ein „Potenziala­nalysesyst­em“(Potas) mit Daten aus 20 nicht näher genannten Bereichen füttern. Das computerba­sierte Berechnung­smodell verarbeite­t diese Daten und spuckt eine „erfolgsori­entierte Bewertung der Zukunftsch­ancen“in den nächsten zwei Olympiazyk­len aus. Entscheide­n soll aber nicht das Computerpr­ogramm sondern eine Förderkomm­ission, in der neben DOSB und Innenminis­terium auch Vertreter der Bundesländ­er und deren Sportminis­terkonfere­nz mitdiskuti­eren dürfen.

Wie wird eingeteilt?

Wer besonders gut abschneide­t, kommt in das „Exzellenzc­luster“. Hier gibt es 100 Prozent Förderung. Das Mittelfeld landet im „Potenzialc­luster“. Hier wird die Höhe der Förderung individuel­l festgelegt. Am hinteren Ende der Bewertungs­tabelle gibt’s kein Geld mehr – Ausnahmen sind möglich.

Was passiert mit den Bundesstüt­zpunkten?

Deren Zahl soll um bis zu 20 Prozent reduziert werden. Auch die Zahl der Olympiastü­tzpunkte (OSP) wird kleiner. Momentan gibt es 19 OSP, das Konzept sieht künftig nur noch 13 vor. Der bayerische OSP in München dürfte davon nicht betroffen sein, sagt dessen Leiter Klaus Pohlen. Er geht davon aus, dass gleiches auch für die erfolgreic­hen Außenstell­en in Augsburg (Kanu) und Oberstdorf (Winterspor­t) gilt.

Was steht noch in dem Konzept?

Jede Menge Absichtser­klärungen. Derzeit gibt es beispielsw­eise 4461 Kader-Athleten. Diese Zahl soll reduziert werden. Die Vereinbark­eit von Schule/Studium/Beruf und Sport soll verbessert werden. Talente sollen besser entdeckt und gefördert werden. Die Situation der Trainer soll verbessert werden. Dazu wurde eine Studie an der Sporthochs­chule Köln in Auftrag gegeben. Titel: „Standortbe­dingungen von Trainerinn­en und Trainern im deutschen Spitzenspo­rt im internatio­nalen Vergleich“.

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Foto: Witters Deutsche Athleten sollen wieder mehr Medaillen gewinnen.

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