Augsburger Allgemeine (Land West)
Mehr davon – nur wie?
Spitzensport Mit neuem Konzept soll das Geld im deutschen Sport neu verteilt werden. Grundlage ist ein Blick in die Zukunft
Der deutsche Spitzensport steht vor einer grundlegenden Reform. Auf der Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) wird am Samstag in Magdeburg über ein Konzept abgestimmt, das die Förderung der einzelnen Sportarten und Disziplinen neu regelt. Die Vertreter der größten Sportverbände haben gestern bereits Zustimmung signalisiert.
Worum geht es?
Der deutsche Spitzensport soll besser werden. Unter dem sperrigen Titel „Neustrukturierung des Leistungssports und der Spitzensportförderung“will der DOSB die Rahmenbedingungen schaffen. Die Medaillenzahl ist bei den vergangenen Olympischen Spielen kontinuierlich geringer geworden oder habe sich verstetigt, heißt es dort. Genau darum geht es aber: Finalplätze und Medaillen seien anzustreben. Athleten mit Perspektive gelte es zielgerichteter in den Fokus zu nehmen. „Insgesamt muss es einen messbaren Zusammenhang zwischen Potenzial, Förderung und Erfolg geben.“
Wie soll das geschehen?
Im Behördendeutsch des Konzeptes lautet die Antwort: „Etablierung einer neuen potenzialorientierten Förderstruktur“. Übersetzt: Wem zugetraut wird, Medaillen bei Olympischen Spielen und/oder Weltmeisterschaften zu gewinnen, der bekommt Geld. Im Umkehrschluss gehen Sportarten leer aus, denen das nicht zugetraut wird.
Wer bewertet die Sportarten?
Eine fünfköpfige Expertenkommission soll alle Sportarten und Disziplinen nach einem Punktesystem (0 – 10 Punkte) bewerten.
Wie bewerten die Experten?
Das wird in dem Konzept nicht genau erklärt. Klar ist aber, dass sie ein „Potenzialanalysesystem“(Potas) mit Daten aus 20 nicht näher genannten Bereichen füttern. Das computerbasierte Berechnungsmodell verarbeitet diese Daten und spuckt eine „erfolgsorientierte Bewertung der Zukunftschancen“in den nächsten zwei Olympiazyklen aus. Entscheiden soll aber nicht das Computerprogramm sondern eine Förderkommission, in der neben DOSB und Innenministerium auch Vertreter der Bundesländer und deren Sportministerkonferenz mitdiskutieren dürfen.
Wie wird eingeteilt?
Wer besonders gut abschneidet, kommt in das „Exzellenzcluster“. Hier gibt es 100 Prozent Förderung. Das Mittelfeld landet im „Potenzialcluster“. Hier wird die Höhe der Förderung individuell festgelegt. Am hinteren Ende der Bewertungstabelle gibt’s kein Geld mehr – Ausnahmen sind möglich.
Was passiert mit den Bundesstützpunkten?
Deren Zahl soll um bis zu 20 Prozent reduziert werden. Auch die Zahl der Olympiastützpunkte (OSP) wird kleiner. Momentan gibt es 19 OSP, das Konzept sieht künftig nur noch 13 vor. Der bayerische OSP in München dürfte davon nicht betroffen sein, sagt dessen Leiter Klaus Pohlen. Er geht davon aus, dass gleiches auch für die erfolgreichen Außenstellen in Augsburg (Kanu) und Oberstdorf (Wintersport) gilt.
Was steht noch in dem Konzept?
Jede Menge Absichtserklärungen. Derzeit gibt es beispielsweise 4461 Kader-Athleten. Diese Zahl soll reduziert werden. Die Vereinbarkeit von Schule/Studium/Beruf und Sport soll verbessert werden. Talente sollen besser entdeckt und gefördert werden. Die Situation der Trainer soll verbessert werden. Dazu wurde eine Studie an der Sporthochschule Köln in Auftrag gegeben. Titel: „Standortbedingungen von Trainerinnen und Trainern im deutschen Spitzensport im internationalen Vergleich“.