Augsburger Allgemeine (Land West)

Gottschalk­s treuester Fan

Hörfunk Rudi Breiteneic­her aus Burghausen und der Entertaine­r mit Wohnsitz Malibu kennen sich seit Jahrzehnte­n. Alles begann, als Gottschalk noch beim Radio war. „Thommy“kehrt nun zum Bayerische­n Rundfunk zurück. Und Rudi macht TV-Karriere

-

Hallo, spreche ich mit „dem Rudi aus Burghausen“?

Rudi Breiteneic­her: Der Name kommt mir bekannt vor. Thomas Gottschalk nennt mich so.

Gottschalk hat neulich von Ihnen erzählt, als er in München beim Bayerische­n Rundfunk war. Er wird ja von Januar an im Radiosende­r Bayern 1 eine Sendung moderieren.

Breiteneic­her: Jetzt bin ich aber gespannt. Ich hab ihm ja erst gemailt.

Genau, das sagte er auch. Und danach imitierte er Sie und versuchte oberbayeri­sch zu sprechen: „Supa, dass du Radio machst, Thomas!“

Breiteneic­her: Der Knallkopf! Was begeistert Sie an Gottschalk­s Rückkehr zum Radio?

Breiteneic­her: Das war früher in den 70ern und 80ern schon super. Erstens spielt er sicher nicht die Musik, die in Endlosschl­eife im Radio läuft. Zweitens: seine flapsigen Sprüche. Er redet, wie ihm der Mund gewachsen ist. Dass er wieder Radio macht, ist der Hammer. Er ist so bekannt, hat so viel Kohle, er braucht’s eigentlich nicht mehr. Und er macht’s trotzdem.

Er wird seine Lieblings-Hits spielen, wie in den 70er Jahren in seiner Sendung „Pop nach acht“auf Bayern 3.

Breiteneic­her: Es wird sicher lustig werden. Wahrschein­lich wird er wieder in irgendein Fettnäpfch­en treten. Wie in den alten Zeiten.

Die guten alten Zeiten ...

Breiteneic­her: Wir hatten ein Ritual. Wenn er eine Slade-Platte spielte, hab ich sofort bei ihm im Sender angerufen und mich bedankt. Er hat dann meist in der Sendung einen Witz über mich gemacht: „Der Rudi aus Burghausen war wieder mal zu Hause.“Einmal spielte er eine SladePlatt­e und sagte danach: „Ich wollte nur sehen, ob Rudi zuhört. Rudi hört zu, er hat schon angerufen.“

Kann Gottschalk­s neue Radio-Sendung ein Erfolg werden?

Breiteneic­her: Ja gut, viele werden sagen: „Gottschalk kann ich nicht mehr hören.“Aber die Fans von früher sind auf alle Fälle dabei. Und es werden neue hinzukomme­n.

Quatschte Gottschalk nicht immer in die Titel rein? Ein Graus für alle, die sie auf Kassette aufnehmen wollten.

Breiteneic­her: Das war ganz selten, das weiß ich noch. Ich hab ja auch aufgenomme­n.

Wer gerne „Classic Rock“hört, braucht den Gottschalk doch nicht. Er hat bestimmt ein volles CD- oder Schallplat­tenregal mit dieser Musik.

Breiteneic­her: Der Thomas macht den Reiz aus. Vielleicht erzählt er auch was zu einer Band, das man noch gar nicht weiß.

Wie alt sind Sie eigentlich? Breiteneic­her: 56. Aus BR-Sicht sind Sie zu alt für Bayern 3. Neue Heimat der Bayern-3-Hörer „um die 50“soll Bayern 1 werden.

Breiteneic­her: Das höre ich eh. Aber jetzt werde ich mir erst mal einen Radio zulegen müssen.

Sie haben kein Radiogerät?

Breiteneic­her: Nur in der Arbeit. Ich bin Chemiewerk­er bei Wacker Siltronic. Jetzt kommt mir wieder ein Radio ins Haus, definitiv. Hilft ja alles nichts! Sie sollen früher vorm Funkhaus in München Gottschalk abgepasst haben.

Breiteneic­her: Das nicht. Ich hatte seine Telefonnum­mer und hab gewusst, zwischen 12.30 Uhr und 13.30 Uhr hat er Zeit, da ist er im Büro. Wenn ich in München war, hab ich schnell reing’schaut. Das hat eigentlich immer geklappt. So acht bis zehn, 15 Mal im Jahr.

Werden Sie ihn nächstes Jahr treffen? Er wird seine Sendung immer am ersten Sonntag im Monat von 19 Uhr bis 22 Uhr live aus dem BR-Funkhaus moderieren. Breiteneic­her: Ich maile ihm mal, ob’s geht. In diesem Jahr sind Slade 50 Jahre zusammen, und Thomas und ich kennen uns seit 40 Jahren.

Seit 40 Jahren! Breiteneic­her: Seit dem 3. 3. 1976. Das wissen Sie noch?

Breiteneic­her: Es war Aschermitt­woch. Da sagte er am Anfang seiner Sendung: „So, die tollen Tage sind vorbei, jetzt muss man wieder ernst sein, aber das wollen wir uns so schwer wie möglich machen – mit der neuen Single von Slade.“Ich bin daheim vorm Radio ausgeflipp­t. Eine Woche vorher hatte ich ihm eine Postkarte geschickt, ob er nicht die neue Slade-Single spielen könne.

Und dann?

Breiteneic­her: Hab ich gleich beim Bayerische­n Rundfunk angerufen und wurde ins Studio verbunden. Ich hab mich bei Thomas bedankt. Er sagte: „Wenn eine neue Slade-Single rauskommt, spiel ich die sofort.“

Gottschalk ist seit 1976 verheirate­t. Sie halten ihm ebenso lange die Treue.

Breiteneic­her: Ich war 16, er 26! Wahnsinn!

Was sagt Ihre Frau dazu?

Breiteneic­her: Ich bin ja schon zwei Mal geschieden. Aber beide Frauen haben ihn kennengele­rnt.

Wissen Sie, dass Sie Gottschalk kürzlich ein bisschen erschreckt haben?

Breiteneic­her: Ha? Als er in Oberfranke­n gewesen sei, habe einer vor ihm gestanden und gesagt: „I bin der Rudi aus Burghausen.“

Breiteneic­her: In Franken war ich nicht. Da muss ihn jemand verarscht haben. Oder er verwechsel­t da was. Das letzte Mal hab ich ihn 2008 in Burghausen gesehen bei Dreharbeit­en zum Kinofilm „1½ Ritter“.

Was war Ihr schönstes Erlebnis mit ihm?

Breiteneic­her: Das war bei einer „Wetten, dass..?“-Sendung in Nürnberg, wo wir im selben Hotel übernachte­t haben. Als er nachts nach der Show ins Hotel zurück kam, war da ein Mords-Ansturm, so was hatte ich noch nicht erlebt. Jeder wollte Fotos machen und ein Autogramm von ihm. Ich stand im Aufzug und hab gesehen, dass es ihm pressiert. Da hab ich die AufzugTüre­n blockiert. Er hat mich schon von Weitem gesehen, mir zugenickt, und sich durch die Menge gekämpft. Zack kam er näher, und wusch ist er reingehüpf­t. „Du hast mich gerettet“, hat er gesagt. Dachten Sie nie: Ach, der Gottschalk, der war auch mal witziger?

Breiteneic­her: Nö, der war immer gut drauf. Dem fällt immer was ein.

Apropos Witz: Haben Sie gerade einen auf Lager?

Breiteneic­her: Einen makaberen. Lieber nicht. Vor sieben Jahren gewannen Sie ja bei einer Aktion der Bild-Zeitung 10 000 Euro.

Breiteneic­her: Das war super. Die Bild schrieb, Sie träumten „von einer Karriere auf der großen Bühne“.

Breiteneic­her: Na ja, ich mache Sketche und stelle die auf Youtube. Und vor ein paar Jahren wurde ich Weltrekord­halter im Witze-Erzählen, 26 in einer Minute. Damit hab ich’s ins Guinness-Buch geschafft.

Ich habe Sie neulich als Mönch in einem Bier-Werbespot gesehen. Und als Bauarbeite­r in „Die Straßencop­s Süd“auf RTL 2 …

Breiteneic­her: Der cholerisch­e Bauarbeite­r, das war eine schöne Rolle. Ich war auch schon ein Maler, der herzhaft in eine Leberkäs-Semmel beißt. Es geht langsam aufwärts.

Soll mehr daraus werden?

Breiteneic­her: Früher hab ich nach Komparsenr­ollen gesucht, mittlerwei­le bin ich immerhin so weit, dass ich gefragt werde. Mir reicht’s, wenn ich in vier Monaten zwei Auftritte krieg. Mir macht’s halt Spaß.

Haben Sie Fans?

Breiteneic­her: Auf Facebook sind’s über 1000 Freunde.

Ein Gottschalk- und Slade-Fan mit eigenen Fans. Komisches Gefühl?

Breiteneic­her: Ich find’s toll, wenn mir jemand schreibt, „das hast du super gemacht“.

Mal angenommen, Sie schaffen den großen Durchbruch. Ziehen Sie dann zu Gottschalk in die USA und werden zum „Rudi aus Malibu“?

Breiteneic­her: Der Rudi aus Malibu, haha, das ist gut. Nein, ich bleib lieber daheim in Burghausen.

Interview: Daniel Wirsching

Na toll!

Die Medienkolu­mne finden Sie kommende Woche wieder an gewohnter Stelle auf der Medienseit­e.

 ?? Fotos: R. Breiteneic­her/Screenshot: BR ?? Rudi Breiteneic­her hielt Thomas Gottschalk stets die Treue. „Auf die nächsten 30 Jahre“, schrieb der 2006 auf diese Karte. „The Roaring Silence“heißt übrigens das siebte Album der Manfred Mann’s Earth Band. Es erschien, natürlich, 1976.
Fotos: R. Breiteneic­her/Screenshot: BR Rudi Breiteneic­her hielt Thomas Gottschalk stets die Treue. „Auf die nächsten 30 Jahre“, schrieb der 2006 auf diese Karte. „The Roaring Silence“heißt übrigens das siebte Album der Manfred Mann’s Earth Band. Es erschien, natürlich, 1976.
 ??  ?? Das vorerst letzte Treffen der beiden: 2008 in Burghausen.
Das vorerst letzte Treffen der beiden: 2008 in Burghausen.
 ??  ?? In der BR Serie „Dahoam is Da hoam“gab er einen Schulleite­r.
In der BR Serie „Dahoam is Da hoam“gab er einen Schulleite­r.

Newspapers in German

Newspapers from Germany