Augsburger Allgemeine (Land West)
TV-Schmalkost für deutsche Sport-Fans
Offenbar werden die Olympischen Spiele künftig tatsächlich nicht mehr von ARD und ZDF übertragen. Dieser historische Einschnitt wird gewaltige Folgen haben: für die TV-Zuschauer, für die öffentlich-rechtlichen Sender und für den olympischen Sport in Deutschland.
Die verwöhnten Sportfans werden künftig auf Schmalkost gesetzt. Egal, was ihnen jetzt erzählt wird. Etwa 1000 Stunden live haben ARD und ZDF dieses Jahr von den Olympischen Spielen in Rio gesendet. Eurosport hat sich zu 200 Live-Stunden bei Sommerspielen verpflichtet. Mehr Olympia wird es nur geben, wenn die Werbeerlöse über Gebühr sprudeln. Doch das ist wenig wahrscheinlich.
ARD und ZDF haben mit dem Ausstieg aus dem Poker eine richtige Entscheidung getroffen. Eine weitere Verschwendung der Gebührengelder für Sportübertragungen, die auch von privaten Sendern übertragen werden können, war nicht zu rechtfertigen. Das gilt im Übrigen auch für König Fußball. Aber die Sender müssen nun die Konsequenzen tragen. Das Geld muss entweder nachvollziehbar in qualitativ hochwertiges Programm investiert werden. Nicht in den elften Spartenkanal oder die neunte Koch-Show. Oder ARD und ZDF machen endlich eine Schlankheitskur mit der Folge einer sinkenden Haushaltsabgabe. Einfach weiter so geht nicht.
Der gewaltigste Verlierer der Entscheidung könnte aber der olympische Sport in Deutschland sein. Weniger Fernsehzeit bedeutet weniger Sponsorengeld. Wer das nicht erkennt, der redet sich die Situation nach dieser Zäsur schön.