Augsburger Allgemeine (Land West)
Wo die neuen Blitzer aufgestellt sind
Verkehr Es gibt sie an drei Standorten, ein vierter soll in den nächsten Wochen kommen. Warum die neuen Geräte Tempo- und Rotlichtsünder nicht rund um die Uhr registrieren werden
Die Polizei hat gestern Nachmittag ihre drei neuen Hightech-Blitzer, die neben Rotlichtverstößen auch zu schnelles Fahren registrieren, in Betrieb genommen. Man schlage mit den digitalen Lasergeräten ein „neues Kapitel“auf, so Ralf Bührle, im Polizeipräsidium zuständig für den Verkehr. Überraschend: Laut Polizei ist nicht geplant, die neuen Geräte rund um die Uhr laufen zu lassen, sondern nur zeitweise.
Man wolle ein gewisses Maß an „Unberechenbarkeit“für Autofahrer aufrechterhalten, so Alois Rager, Leiter der Verkehrspolizei. Zudem wolle man auch nicht den Eindruck erwecken, auf Dauerüberwachung zu setzen. Allerdings hat die zeitweise Außerbetriebnahme vermutlich auch damit zu tun, dass die Polizei noch nicht abschätzen kann, ob sie jetzt mit Blitzerfotos zur Auswertung überschwemmt wird. Bisher gab es in Augsburg keine stationäre Geschwindigkeitsüberwachung, sondern lediglich mobile Kontrollen von Polizei und städtischer Verkehrsüberwachung. „Wir können nicht ansatzweise sagen, wie sich die Zahl der festgestellten Verstöße entwickelt“, so Rager.
Die neuen Geräte stehen am Chippenham-Ring in Friedberg („Segmüller-Kreuzung“), an der Kreuzung Frölich-/Schaezlerstraße sowie an der Friedberger Straße Höhe Sanderstraße (nahe Localbahn/Spickelbad). Ein weiteres Gerät soll in den nächsten Wochen an der Inverness-Allee Höhe HofratRöhrer-Straße (Schleifenstraße kurz nach dem südwestlichen Ausgang des Theodor-Wiedmann-Tunnels) aufgestellt werden.
Anders als die noch verbleibenden sechs Analog-Geräte für Rotlichtverstöße an Ampeln, die noch mit Film arbeiten, benötigen die Hightech-Blitzer auch keine Messschleifen im Boden. Theoretisch wäre es möglich, die Kameras an einer Kreuzung wechselnd in die eine oder andere Fahrtrichtung zu schwenken – Autofahrer können so nie sicher sein, aus welcher Richtung es blitzt.
Ein Laser tastet mit 15 000 Lichtimpulsen pro Sekunde den Kreuzungsbereich bis in eine Entfernung von etwa 75 Meter permanent ab. Wenn jemand zu schnell fährt, blitzt es, wenn jemand über Rotlicht fährt, blitzt es, und wenn jemand zu schnell über Rotlicht fährt, blitzt es auch. In diesem Fall wird auch eine höhere Geldbuße fällig. „Es ist ein Problem, dass manche Autofahrer auf den letzten Drücker bei Gelb noch über die Ampel wollen und dafür zu viel Gas geben“, so Rager. Das habe man bei mobilen Messungen immer wieder festgestellt.
Die Standorte hat die Polizei danach ausgewählt, wo es viel und gefährliches Verkehrsgeschehen gibt. „Bei dem neuen Standort an der Friedberger Straße wird schnell gefahren, wie wir bei mobilen Kontrollen festgestellt haben. Spitzenwert dort waren 160 Kilometer pro Stunde“, so Rager. Auch die Kreuzung am Chippenham-Ring werde oft zu schnell befahren. „Bauliche Maßnahmen hatten keine Wirkung.“Geschwindigkeit und Rotlichtverstöße zählten zu den Hauptunfallursachen. 377 derartige Unfälle gab es bis Ende Oktober im Stadtgebiet mit 173 Verletzten.
200 000 Euro legt die Polizei für die vier neuen Blitzer hin. Dem stehen um die 120 000 Euro gegenüber, die das Land Bayern an den bisher sieben Rotlicht-Blitzer-Standorten jährlich einnimmt. Künftig dürfte sich der Betrag erhöhen. Allerdings, so die Polizei, lege man gar keinen Wert darauf, jetzt neue RekordWerte bei den Verstößen zu registrieren. „Uns ist es lieber, wenn es weniger Verstöße gibt. Unser Ziel ist ja, Unfallzahlen zu verringern und nicht, die Verfolgungszahl zu erhöhen“, so Bührle. In den vergan- genen Jahren registrierte die Polizei jährlich an ihren sieben Blitzern um die 1200 Rotlichtverstöße. Beim Großteil war die Ampel kürzer als eine Sekunde rot. Dafür werden 90 Euro Bußgeld und ein Punkt in Flensburg fällig. Bei mehr als einer Sekunde sind es 200 Euro und zwei Punkte sowie ein Fahrverbot. Wird gleichzeitig noch zu schnell gefahren, kann sich das Bußgeld auf 240 Euro erhöhen.
Dass es immer zweimal blitzt, hat im übrigen folgenden Grund: Die Polizei will feststellen, wie weit das Auto über die Haltelinie gefahren ist. Darum wird nach dem ersten Bild an der Haltelinie mit kurzer Verzögerung ein zweites Bild gemacht. Hat das Auto nur die Haltelinie überfahren und bleibt stehen, läuft es auf eine Verwarnung hinaus. Ist auf dem zweiten Bild zu erkennen, dass das Auto auch in den von der Ampel geschützten Bereich gelangt ist, wird das Rotlicht-Bußgeld fällig.
Anders als die bisherigen „Starenkästen“auf dem Mast sind die neuen Geräte ebenerdig zugänglich. Rotlicht- oder Temposünder sollten aber erst gar nicht den Versuch machen, einen Blitzer zu öffnen. Die Geräte sind alarmgesichert. Wird daran manipuliert, kommt schnell die nächste Streife. Zudem sind die Objektive der Kameras hinter Panzerglas gesichert.