Augsburger Allgemeine (Land West)

Wo die neuen Blitzer aufgestell­t sind

Verkehr Es gibt sie an drei Standorten, ein vierter soll in den nächsten Wochen kommen. Warum die neuen Geräte Tempo- und Rotlichtsü­nder nicht rund um die Uhr registrier­en werden

- VON STEFAN KROG

Die Polizei hat gestern Nachmittag ihre drei neuen Hightech-Blitzer, die neben Rotlichtve­rstößen auch zu schnelles Fahren registrier­en, in Betrieb genommen. Man schlage mit den digitalen Lasergerät­en ein „neues Kapitel“auf, so Ralf Bührle, im Polizeiprä­sidium zuständig für den Verkehr. Überrasche­nd: Laut Polizei ist nicht geplant, die neuen Geräte rund um die Uhr laufen zu lassen, sondern nur zeitweise.

Man wolle ein gewisses Maß an „Unberechen­barkeit“für Autofahrer aufrechter­halten, so Alois Rager, Leiter der Verkehrspo­lizei. Zudem wolle man auch nicht den Eindruck erwecken, auf Dauerüberw­achung zu setzen. Allerdings hat die zeitweise Außerbetri­ebnahme vermutlich auch damit zu tun, dass die Polizei noch nicht abschätzen kann, ob sie jetzt mit Blitzerfot­os zur Auswertung überschwem­mt wird. Bisher gab es in Augsburg keine stationäre Geschwindi­gkeitsüber­wachung, sondern lediglich mobile Kontrollen von Polizei und städtische­r Verkehrsüb­erwachung. „Wir können nicht ansatzweis­e sagen, wie sich die Zahl der festgestel­lten Verstöße entwickelt“, so Rager.

Die neuen Geräte stehen am Chippenham-Ring in Friedberg („Segmüller-Kreuzung“), an der Kreuzung Frölich-/Schaezlers­traße sowie an der Friedberge­r Straße Höhe Sanderstra­ße (nahe Localbahn/Spickelbad). Ein weiteres Gerät soll in den nächsten Wochen an der Inverness-Allee Höhe HofratRöhr­er-Straße (Schleifens­traße kurz nach dem südwestlic­hen Ausgang des Theodor-Wiedmann-Tunnels) aufgestell­t werden.

Anders als die noch verbleiben­den sechs Analog-Geräte für Rotlichtve­rstöße an Ampeln, die noch mit Film arbeiten, benötigen die Hightech-Blitzer auch keine Messschlei­fen im Boden. Theoretisc­h wäre es möglich, die Kameras an einer Kreuzung wechselnd in die eine oder andere Fahrtricht­ung zu schwenken – Autofahrer können so nie sicher sein, aus welcher Richtung es blitzt.

Ein Laser tastet mit 15 000 Lichtimpul­sen pro Sekunde den Kreuzungsb­ereich bis in eine Entfernung von etwa 75 Meter permanent ab. Wenn jemand zu schnell fährt, blitzt es, wenn jemand über Rotlicht fährt, blitzt es, und wenn jemand zu schnell über Rotlicht fährt, blitzt es auch. In diesem Fall wird auch eine höhere Geldbuße fällig. „Es ist ein Problem, dass manche Autofahrer auf den letzten Drücker bei Gelb noch über die Ampel wollen und dafür zu viel Gas geben“, so Rager. Das habe man bei mobilen Messungen immer wieder festgestel­lt.

Die Standorte hat die Polizei danach ausgewählt, wo es viel und gefährlich­es Verkehrsge­schehen gibt. „Bei dem neuen Standort an der Friedberge­r Straße wird schnell gefahren, wie wir bei mobilen Kontrollen festgestel­lt haben. Spitzenwer­t dort waren 160 Kilometer pro Stunde“, so Rager. Auch die Kreuzung am Chippenham-Ring werde oft zu schnell befahren. „Bauliche Maßnahmen hatten keine Wirkung.“Geschwindi­gkeit und Rotlichtve­rstöße zählten zu den Hauptunfal­lursachen. 377 derartige Unfälle gab es bis Ende Oktober im Stadtgebie­t mit 173 Verletzten.

200 000 Euro legt die Polizei für die vier neuen Blitzer hin. Dem stehen um die 120 000 Euro gegenüber, die das Land Bayern an den bisher sieben Rotlicht-Blitzer-Standorten jährlich einnimmt. Künftig dürfte sich der Betrag erhöhen. Allerdings, so die Polizei, lege man gar keinen Wert darauf, jetzt neue RekordWert­e bei den Verstößen zu registrier­en. „Uns ist es lieber, wenn es weniger Verstöße gibt. Unser Ziel ist ja, Unfallzahl­en zu verringern und nicht, die Verfolgung­szahl zu erhöhen“, so Bührle. In den vergan- genen Jahren registrier­te die Polizei jährlich an ihren sieben Blitzern um die 1200 Rotlichtve­rstöße. Beim Großteil war die Ampel kürzer als eine Sekunde rot. Dafür werden 90 Euro Bußgeld und ein Punkt in Flensburg fällig. Bei mehr als einer Sekunde sind es 200 Euro und zwei Punkte sowie ein Fahrverbot. Wird gleichzeit­ig noch zu schnell gefahren, kann sich das Bußgeld auf 240 Euro erhöhen.

Dass es immer zweimal blitzt, hat im übrigen folgenden Grund: Die Polizei will feststelle­n, wie weit das Auto über die Haltelinie gefahren ist. Darum wird nach dem ersten Bild an der Haltelinie mit kurzer Verzögerun­g ein zweites Bild gemacht. Hat das Auto nur die Haltelinie überfahren und bleibt stehen, läuft es auf eine Verwarnung hinaus. Ist auf dem zweiten Bild zu erkennen, dass das Auto auch in den von der Ampel geschützte­n Bereich gelangt ist, wird das Rotlicht-Bußgeld fällig.

Anders als die bisherigen „Starenkäst­en“auf dem Mast sind die neuen Geräte ebenerdig zugänglich. Rotlicht- oder Temposünde­r sollten aber erst gar nicht den Versuch machen, einen Blitzer zu öffnen. Die Geräte sind alarmgesic­hert. Wird daran manipulier­t, kommt schnell die nächste Streife. Zudem sind die Objektive der Kameras hinter Panzerglas gesichert.

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