Augsburger Allgemeine (Land West)

Ein Hauch von New York bei Riegele

Umbau Die Riegele Brauwelt wird noch einmal erweitert – für rund eine viertel Million Euro. Sie erhält einen direkten Zugang zum Bahnhof. Die Idee holte sich der Brauereich­ef aus den USA

- VON ANDREA WENZEL

Wenn Sebastian Priller sen. Zeit hat, bastelt er gerne mal das Gelände der Riegele-Brauerei aus Papier nach. Nicht aus Langeweile, sondern um „schnell“und „unkomplizi­ert“zu testen, ob sich eine Idee, die Brauerei weiter zu modernisie­ren und auszubauen, umsetzen lässt. Das Glasdach, das er in seinem Modell über das Gelände spannte, war eine Vorstellun­g, die eine Idee blieb – zu teuer in der Umsetzung. Dafür bekommt die Brauerei im Frühjahr einen direkten Zugang von Gleis eins des Augsburger Hauptbahnh­ofs zum Riegele-Gelände und damit praktisch einen eigenen Bahnhalt. Zudem wird der Besucherru­ndgang in der Brauwelt vervollstä­ndigt: mit einer frei schwebende­n Brücke im Dachspitz des Kesselhaus­es. So können Besucher ab Herbst 2017 auch diesen Teil der Brauerei besichtige­n.

Seit 1990 hat Priller die Brauerei, die nach seinen Angaben einen Jahresumsa­tz deutlich über 20 Millionen Euro macht, Stück für Stück modernisie­rt und interessie­rten Besuchern geöffnet. Die Investitio­nen dafür bewegen sich seinen Angaben nach im hohen einstellig­en Millionenb­ereich. Würde man den Erwerb des Grundstück­s für den Biergarten dazu nehmen, knacke man die zweistelli­ge Millioneng­renze. Die beiden neuen Bauwerke, der „Bierwalk“vom Bahnhof zum Gelände und die Brücke, würden mit etwa einer viertel Million Euro zu Buche schlagen.

Die Brauwelt ist mittlerwei­le nicht nur mehr für Augsburger interessan­t. Unter den rund 20 000 Gästen im Jahr seien auch immer mehr Besucher aus München, so der Brauereich­ef. Sie sollen künftig direkt am Bahnsteig abgeholt und aufs Gelände geführt werden. Wer dort angekommen ist, kann selbst Bierbrauen, im Restaurant oder dem Biergarten essen und trinken oder eine Führung durch die Brauerei machen. Bald eben auch durch das Kesselhaus, wo Priller die bereits erwähnte freischweb­ende Brücke unter dem Dachspitz installier­en hat lassen. „Das war in dieser Form nötig, da die Besuchergr­uppen sonst zum einen den Arbeitsabl­auf in der Abfüllung gestört hätten und zum anderen dient der erhöhte Überweg der Sicherheit der Gäste“, so Priller.

Höhepunkt des Ausbaus ist aber der „Bierwalk“. Eine Idee, die Priller wie so viele spontan kam und die er schnell umsetzen wollte. Je länger er aber mit einem Architekte­n über seine Idee sprach, umso mehr wurde klar, dass ein einfacher Schnellsch­uss nicht infrage kam – wie so oft. „Am Anfang hatten wir nur die vage Vorstellun­g, die Brauerei mittels eines Weges über die Pferseer Unterführu­ng mit dem Bahnhof zu verbinden. In Anlehnung an die Tatsache, dass die Brauerei früher tatsächlic­h einen eigenen Bahnhalt hatte“, so Priller. Dann sei man aber auf die High Line in New York aufmerksam geworden, wo ein altes Güterzuggl­eis auf über zwei Kilometer Länge zu einem ganzen Park umgebaut worden ist. „Dementspre­chend wird unser Weg nun seitlich bepflanzt, wir werden Schwellen der Bahn und eine alte Weiche verlegen und so ein besonderes Erlebnis schaffen“, erzählt Priller. Die ganze Konstrukti­on sei dabei nicht direkt mit der Unterführu­ng verbunden, sondern liege lediglich auf, um bei eventuell nötigen Reparatura­rbeiten an der Unterführu­ng den Überweg schnell abbauen zu können.

Wie dem Brauereich­ef all diese Ideen kommen? „Ich bin an sich ein kreativer Typ. Aber in dieser Form geht das nur, wenn Sie quasi in der Brauerei leben, herumlaufe­n und schauen, was Ihnen begegnet. Manche Dinge entdeckt man auch anderswo und übernimmt sie in angepasste­r Variante.“So verwundert es auch nicht, dass Priller schon über das Jahr 2017 hinausdenk­t. „Wir haben schon noch was in petto“, schmunzelt er. So soll der Roboter, der bisher Fässer stapelt, so programmie­rt werden, dass er künftig die Besucher einer Führung begrüßt und das bisherige Lager soll mittelfris­tig zu einer Veranstalt­ungshalle werden. Eine weitere spektakulä­re Idee sei ebenfalls schon in Planung, worum es sich dabei handle, könne aber wegen verschiede­ner Auflagen noch nicht verraten werden.

Ein Steg eröffnet neue Perspektiv­en

 ?? Foto: Michael Hochgemuth ?? Sebastian Priller sen. mit den Plänen für seinen „Bierwalk“. Er soll künftig Gleis eins des Hauptbahnh­ofes direkt mit der Brauerei (im Bildhinter­grund) verbinden. Bei der Gestaltung ist die High Line aus New York (unten) Vorbild.
Foto: Michael Hochgemuth Sebastian Priller sen. mit den Plänen für seinen „Bierwalk“. Er soll künftig Gleis eins des Hauptbahnh­ofes direkt mit der Brauerei (im Bildhinter­grund) verbinden. Bei der Gestaltung ist die High Line aus New York (unten) Vorbild.

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