Augsburger Allgemeine (Land West)

Wie Augsburg sich besser verkaufen möchte

Wirtschaft Am Stadtmarke­ting wird seit vielen Jahren herumgedok­tert. Jetzt gibt es eine neue Lösung. Sie bringt einige personelle Wechsel in der Stadtverwa­ltung. Die Abteilung erhält einen Etat von 820 000 Euro

- VON MICHAEL HÖRMANN

Wofür steht Augsburg? Wie kann es gelingen, die Großstadt mit ihren bald 300 000 Einwohnern besser nach außen darzustell­en und zu verkaufen? Sind Römer, Fugger oder Welser Werbeträge­r? Ist es der FCA? Oder Mozart? Oder die Bewerbung für das Unesco-Weltkultur­erbe mit der historisch­en Wasserwirt­schaft? Es fallen einem noch viele Dinge ein, die mit Augsburg in Verbindung stehen: Großverans­taltungen wie die Sommernäch­te, des Handels, der mit der Aktion „Und jetzt kommst du“für sich wirbt, der Zoo, das Theater. Was fehlt, ist eine Stelle, die das Ganze bündelt. Stadtmarke­ting nennt sich der Oberbegrif­f. Daran wird in Augsburg schon lange gearbeitet. Wie aber lässt sich ein Stadtmarke­ting, das wirkt, mit der Arbeit der Regio Augsburg Tourismus kombiniere­n? Tritt die Stadt womöglich in Konkurrenz zu Tourismusd­irektor Götz Beck, der unter anderem die städtische Kongressha­lle managt?

Es sind viele Fragen, auf die die Stadtregie­rung eine Antwort geben möchte. Es liegt ein Konzept vor, dass das Stadtmarke­ting komplett neu aufstellt. Es gibt als Konsequenz Einschnitt­e in der Stadtverwa­ltung. Ein neues Gesicht tritt nach außen als Führungsfi­gur des Stadtmarke­tings auf. Es ist Ekkehard Schmölz. Der 45-Jährige, bekannt geworden als Radiomoder­ator in Augsburg, ist derzeit Leiter des städtische­n Medienund Kommunikat­ionsamtes. Schmölz erhält ein neues Betätigung­sfeld. Er wird Chef des Stadtmarke­tings Augsburg. Gegenwärti­g liegt das Stadtmarke­ting in den Händen von Ursula Baier Pickartz, die mit einem Etat von 40000 Euro auskommen muss. Zudem entfallen lediglich 30 Prozent ihrer Arbeitszei­t auf das Stadtmarke­ting.

Wenn Schmölz übernimmt, wird Baier Pickartz andere Aufgaben bei der Stadt übernehmen. Sie ist dann federführe­nd zuständig für die Koordinati­on des Sponsoring­s für den Umbau des Theaters Augsburg.

Über ein funktionie­rendes Stadtmarke­ting wird seit vielen Jahren debattiert. Es gab mehrere Anläufe, die allesamt gescheiter­t sind. Unter dem früheren Wirtschaft­sreferente­n Johannes Hintersber­ger gab es in den 1990er Jahren eine Posterseri­e mit AugsburgMo­tiven an deutschen Bahnhöfen und Flughäfen, die verpuffte. Später folgte im Jahr 2008 ein aufwendige­r Prozess, für den die Stadt 80000 Euro ausgab. Das 130-seitige Werk „Renaissanc­e 2.0 – Modellstad­t des 21. Jahrhunder­ts“verschwand ganz schnell in den Schubladen. Vor zwei Jahren wurde das Tanzfilmch­en „Tanze, wenn du ein Augsburger bist“aus dem Verkehr gezogen.

Für das Stadtmarke­ting wird eine Abteilung „Augsburg Marketing – Stadtmarke­ting für die Stadt Augsburg“gegründet, die dann der Regio Augsburg Wirtschaft GmbH zugeordnet ist. Deren Geschäftsf­ührer wiederum ist Andreas Thiel. Die Regio Augsburg Wirtschaft GmbH ist ihrerseits nicht mit der Regio Augsburg Tourismus GmbH zu verwechsel­n, die von Geschäftsf­ührer Götz Beck geleitet wird. Die Strukturen zu durchblick­en, ist nicht leicht. Der angehende Stadtmarke­tingchef Schmölz weiß um die schwierige Außendarst­ellung der Organisati­on: „Letztlich wird es darum gehen, ein Gesamtkonz­ept aus einer Hand zu entwickeln.“Dabei werden ihn künftig zwei weitere städtische Mitarbeite­r unterstütz­en. Es gibt keine Neueinstel­lungen. Für 2017 wird mit einem Etat von 820000 Euro kalkuliert. Das Geld kommt von der Stadt. Einnahmen, die aus der Plakatwerb­ung von der Stadt eingenomme­n werden, werden umgeschich­tet.

Ziel ist es, so Schmölz, die City Initiative Augsburg (CIA) einzubinde­n, um gemeinsam weitere Projekte anzustoßen. Das bisherige Konzept der CIA, die sich laut Vereinszwe­ck mit ihren Aktionen ausschließ­lich auf die City konzentrie­rt, sei für ein groß angelegtes Stadtmarke­ting zu kurz gesprungen, heißt es. Von Seiten der Stadt wird betont, dass Regio-Geschäftsf­ührer Beck und CIA-Geschäftsf­ührer Stinglwagn­er den Überlegung­en offen gegenüber stehen. Mit dem Abschied von Amtsleiter Schmölz ist der Umbau des städtische­n Kommunikat­ionsappara­ts verbunden. Der städtische Pressespre­cher Richard Goerlich bestätigt, dass entspreche­nde Überlegung­en laufen. Es ist davon auszugehen, so ist von anderer Stelle zu vernehmen, dass das Amt aufgelöst und organisato­risch anders aufgestell­t wird.

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Foto: Anne Wall „Und jetzt kommst du“, lautet das Motto der laufenden Kampagne zur Belebung der Augsburger Innenstadt. Auch sie soll künftig noch besser in das neue Stadtmarke­ting eingebunde­n sein.
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Ekkehard Schmölz
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Richard Goerlich

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