Augsburger Allgemeine (Land West)
10000 Haushalte sollen zur Miete Auskunft geben
Wohnen Stadt startet Befragung für den Mietspiegel. Er soll kommendes Jahr fertig sein und die Preisexplosion mildern
Die Stadt wird in den nächsten Wochen damit beginnen, eine Umfrage unter 10000 der insgesamt 150000 Augsburger Haushalten zur Miethöhe, Art der Wohnung und weiteren Daten zu machen. Interviewer werden an den zufällig ausgewählten Wohnungen klingeln und die Beantwortung der Fragen erbitten. Die Teilnahme ist freiwillig.
Mit dem Mietspiegel, der aufgrund dieser Daten erstellt werden soll, wäre für jede Straße in Augsburg klar, welche Miete in etwa angemessen ist. Mietinteressenten und Vermieter können sich an dem Zahlenwerk orientieren. Auf diese Weise, so Sozialbürgermeister Stefan Kiefer (SPD), solle Mietwucher ein Riegel vorgeschoben werden. Auch die Mietpreisbremse, die seit August 2015 gilt, wird auf diese Weise „scharf gestellt“. Bisher gibt es zwar die Vorgabe, dass bei Neuvermietungen der Preis nicht um mehr als zehn Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen soll. Allerdings ist diese bisher nicht klar definiert. „Gesetzliche Maßnahmen zur Regulierung des Mietmarktes können nur greifen, wenn ein Mietspiegel erhoben wird“, sagt Kiefer.
Die Mieten sind in Augsburg in den vergangenen Jahren drastisch gestiegen. Bei Neuvermietungen ging der Preis in den vergangenen fünf Jahren um etwa 20 Prozent nach oben, so der Maklerverband IVD. In den regelmäßigen Bürgerumfragen der Stadt rangiert das Thema „Wohnen“bei den Problemen inzwischen ganz oben. Zwar gibt es im Internet schon jetzt „Mietspiegel“von Immobilienportalen, die auswerten, zu welchen Preisen Wohnungen angeboten werden, allerdings sind diese natürlich nicht verbindlich. Damit Mieter etwa vor Gericht ziehen können, ist ein amtlicher Mietspiegel nötig.
Die Stadt bittet jetzt die Bürger, bei der Befragung mitzumachen. „Der Mietspiegel dient nicht nur 100 000 Augsburger Mieterinnen und Mietern, sondern letztlich der ganzen Stadtgesellschaft, weil er mehr Rechtssicherheit auf dem Wohnungsmarkt schafft“, so Kiefer.
Beauftragt wurde von der Stadt ein Unternehmen, das unter anderem in Regenburg, Konstanz und Ulm Mietspiegel erstellt hat. Bis Mitte März sollen die Befragungen laufen. Zu den Befragten gehören Wohnungseigentümer, Vermieter und Mieter. Der Datenschutz werde gewährleistet, so die Stadt. Erhoben werden Adresse, Mietverhältnis, Mietpreis, Größe und Ausstattung der Wohnung sowie deren Lage.
Parallel wird die Stadt auch ihren schon vorhandenen SozialhilfeMietspiegel auf aktuellen Stand bringen. Dieses Zahlenwerk gibt der Stadt Auskunft dazu, welche Wohnkosten für Hartz-IV-Empfänger angemessen sind. Indem beide Mietspiegel in einem Aufwasch erhoben werden, sollen sich Kosten sparen lassen.
Für die Befragung suchen die Stadt und das beauftragte EMA-Institut aktuell freiberufliche Interviewer. Jeder muss mindestens 100 Adressen abklappern. Interessenten können sich bis 9. Dezember beim Wohnungs- und Stiftungsamt (rainer.heigl@augsburg.de) oder dem EMA-Institut (verwaltung@emainstitut) bewerben. Als Honorar gibt es 1,50 Euro je Adresse und 16 Eurofürein Interview.
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