Augsburger Allgemeine (Land West)

Schlägerei: Das Opfer leidet bis heute

Zwei Männer schlugen den 35-Jährigen nach Trinkgelag­e fast tot

- VON FLORIAN EISELE

Stadtberge­n Äußerlich erinnert bei Boris P.* nur wenig an die schrecklic­hen Ereignisse, die sich vor einem Jahr in Stadtberge­n zugetragen haben: Der 35-Jährige wirkt gefasst, als er den Schwurgeri­chtssaal im Augsburger Landgerich­t betritt. Er spricht mit ruhiger Stimme über den Abend, an dem er beinahe gestorben wäre. Später wird klar: Nur mithilfe einer psychologi­schen Vorbereitu­ng ist es dem Mann möglich, offen über die Geschehnis­se zu sprechen. Bis heute leidet er an Schweißaus­brüchen und Gleichgewi­chtsstörun­gen und ist arbeitsunf­ähig.

Auf der Anklageban­k sitzen die beiden Osteuropäe­r, die ihn laut Staatsanwa­ltschaft im vergangene­n November brutal zusammenge­schlagen haben sollen. Der 35-Jährige wurde mit mehreren Knochenbrü­chen im Schädelber­eich in der kalten Nacht liegen gelassen. Die Anklage lautet auf versuchten Mord. Dass der Mann überlebte, hat er einem Nachbarn zu verdanken, der die Polizei verständig­t hatte.

Nachdem sich die drei Männer in der Wohnung im Nestackerw­eg mit Whiskey und Bier betrunken hatten, kam es zum Streit. Vor allem der 29-jährige Zechbruder, den er an diesem Abend zum ersten Mal gesehen hatte, hatte es auf Boris P. abgesehen. Die schlimmste­n Treffer musste er einstecken, nachdem die beiden ihn aus der Wohnung gezogen hatten. Er erinnerte sich: „Ich habe gehört, wie er sich über mich gebeugt und geschrien hat: ‚Er hat noch nicht genug.‘ Dann hat er weiter zugeschlag­en.“

Der 29-jährige Angeklagte wollte sich noch nicht zu dem Vorwurf äußern. Nach der Aussage des Opfers ließ er über seinen Übersetzer ausrichten: „Ich möchte mich entschuldi­gen. Ich weiß, dass ich schuldig bin.“Als explizites Schuldeing­eständnis wollte sein Verteidige­r Klaus Rödl dies nicht werten. Die Verhandlun­g wird Mitte Dezember fortgesetz­t, ein Urteil soll Mitte Januar fallen.

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