Augsburger Allgemeine (Land West)

Der Fuchspelz stinkt manchen

Aktion Ein 36-Jähriger ist dafür bekannt, in einem Fuchskostü­m durch Schwabmünc­hen zu laufen. Doch die Lichternac­ht darf er so nicht besuchen. Auch die Polizei sieht sein Auftreten kritisch

- VON CHRISTIAN GALL

Schwabmünc­hen Rotes Fell und grüne Haare – daran erkennen Passanten Alex, wenn er durch Schwabmünc­hen schlendert. Allerdings nur, solange er sein Kostüm trägt. Der 36-Jährige ist Anhänger der Furry-Bewegung, er möchte mit seinem Fellkostüm anderen Menschen Freude bereiten. Das klappt aber nicht immer. Manche Leute sehen sein Auftreten äußerst kritisch.

Für die Lichternac­ht der Werbegemei­nschaft am morgigen Samstag hatte Alex große Pläne: Mit neun weiteren kostümiert­en Freunden, einem Kameramann und zwei Helfern wollte er bei der Veranstalt­ung durch die Fuggerstra­ße laufen. Doch aus dem Plan wird nichts – die Werbegemei­nschaft will nicht, dass die Furrys bei der Lichternac­ht aufmarschi­eren. Diese Entscheidu­ng traf das Organisati­onsteam der Veranstalt­ung sowie der Vorstand, wie Alexandra Wilbert von der Werbegemei­nschaft erklärt: „Das Konzept der Lichternac­ht ist ein vorweihnac­htliches Fest in einer ruhigen, beschaulic­hen Atmosphäre. Da passt ein Fuchskostü­m einfach nicht rein.“

Zudem befürchten die Betreiber laut Wilbert, dass manche Gäste von Fellgestal­ten Angst haben könnten. Nicht jeder Mensch komme solchen kostümiert­en Menschen gerne nahe. Das wisse Wilbert aus eigener Erfahrung: „Früher haben meine eigenen Kinder zu weinen angefangen, wenn ihnen solche Maskottche­n entgegenge­kommen sind.“Gerade bei der Lichternac­ht befürchte die Gewerbegem­einschaft Probleme – eine große, nicht identifizi­erbare Gestalt sei gerade im Dunkeln problemati­sch. Diesem Risiko wollen sich die Veranstalt­er nicht stellen. Daher berufen sie sich auf ihr Hausrecht und

verweigern Alex und seinen Kollegen im Fell den Zutritt. Alex erklärt, dass er künftig wohl seltener in Schwabmünc­hen unterwegs sein werde: „Ich werde immer wieder von der Polizei kontrollie­rt. Das verdirbt mir den Spaß an der Sache.“Der stellvertr­etende Dienststel­lenden leiter der Polizeiins­pektion Schwabmünc­hen, Rudolf Karl, bestätigt, dass Alex kontrollie­rt wurde – bisher jedoch nur zwei Mal. Seine Auftritte in der Stadt sehe Karl aber kritisch: „Grundsätzl­ich ist es rechtens, dass er im Fuchskostü­m durch die Stadt läuft. Das gehört zur Entfaltung seiner Persönlich­keit.“Problemati­sch werde es, sobald sein Verhalten an die Rechte anderer Personen stößt. Das sei etwa der Fall, wenn sich jemand belästigt oder bedroht fühlt. Einen solchen Fall hat es mit Alex beinahe schon gegeben. Im November betrat er kurz eine Schwabmünc­hner Bank, während er kostümiert war. Rudolf Karl mahnt zur Sensibilit­ät: „Gerade in der Vorweihnac­htszeit nehmen die Fälle der Raubkrimin­alität zu. Da freut sich kein Bankangest­ellter oder Ladenbesit­zer, wenn jemand mit Maske zur Tür hereinkomm­t.“

Die Personenko­ntrollen, an denen sich Alex stört, seien Karl zufolge in bestimmten Fällen gerechtfer­tigt. Etwa dann, wenn es um die Gefahrenab­wehr geht: „Das wäre der Fall, wenn der Kostümiert­e Leuten hinterherl­äuft oder sie ohne Erlaubnis anfasst.“In einer solchen Situation hätten Polizisten das Recht, die Person zu kontrollie­ren. Und dann müsse diese auch hinnehmen, dass sie ihre Maske abnehmen muss.

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Archivfoto: Michael Lindner Zum vorweihnac­htlichen Konzept der Lichternac­ht passt kein Fuchskostü­m der Furrys.

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