Augsburger Allgemeine (Land West)

Türkische Nationalis­ten im Reese Theater

Politik Die rechtsextr­emen Grauen Wölfe präsentier­en heute ein Stück, in dem Regierungs­kritiker und Minderheit­en als „Volksverrä­ter“gebrandmar­kt werden. Wie sich die Stadt dazu stellt

- VON STEFANIE SCHOENE

Geht es um den gescheiter­ten Putsch im Sommer 2016 in der Türkei, ist die Stimmung unter Deutsch-Türken auch in Augsburg noch immer explosiv. Eine umstritten­e Veranstalt­ung der Grauen Wölfe gießt jetzt weiter Öl ins Feuer. Im öffentlich geförderte­n Kulturpark West in Kriegshabe­r findet am heutigen Samstag eine Veranstalt­ung des rechtsextr­emen „Alparslan Türkes Ülkü Ocagi“statt. Es handelt sich um einen ultranatio­nalistisch­en türkischen Idealisten­verein. Die Organisati­on ist – wie der Bayerische Verfassung­sschutz auf Anfrage bestätigt – der nationalis­tisch-rassistisc­hen Ülkücü-(Idealisten-)Bewegung beziehungs­weise den Grauen Wölfen zuzurechne­n. In dem 500 Sitzplätze umfassende­n Reese-Theater zeigt der Verein eine Mischung aus Film und Theater mit dem Titel „Letzte Festung Türkei“(Son Kale Türkiye). Das Stück dreht sich laut Trailer um den niedergesc­hlagenen Putschvers­uch, für den die türkische Regierung und weite Teile der türkischen Bevölkerun­g auch in Augsburg die Anhänger des Predigers Fethullah Gülen verantwort­lich machen.

Gülen-Anhänger werden in der Türkei seither als „Fethullah Gülen Terör Örgütü“verfolgt und verhaftet. Auch in Augsburg kam es zu Sachbeschä­digung, Beleidigun­gen und Drohungen. Der Vorsitzend­e eines Gülen-nahen Vereins wurde sogar während der Dreharbeit­en eines ARD-Teams bedroht. Hauptfigur­en des Stücks im Reese-Theater sind drei Großväter und drei Enkel. „Ausländisc­he Mächte und deren Terrororga­nisationen PKK und Fetö“hetzen sie gegeneinan­der auf, die Männer kämpfen und die brüderlich-nationale Einheit siegt.

Titel und Plakate der Produktion werben seit November online und in türkischen Supermärkt­en für das Event. Sie zeigen bluttriefe­nde Schriftzüg­e, auf Panzern stehen fahnenschw­ingende junge Männer. „Geht es ums Vaterland, ist alles andere Nebensache. Unser Geschenk an die Helden. Wir erzählen den Verrat vom 15. Juli.“Auf der Webseite heißt es: „Die Türkei ist die letzte Bastion der islamische­n Welt. Musik, Lichteffek­te und Gedichte bewahren und beleben den nationalen Geist vom 15. Juli in den Seelen der Zuschauer.“

Die Stadt ist alarmiert. Migrations­referent Reiner Erben (Grüne) erklärte am Freitag: „Ein solches Schauspiel ist der Friedensst­adt in höchstem Maße unwürdig und nicht erwünscht.“Minderheit­en würden in dem Stück diskrimini­ert und als „Volksverrä­ter“gebrandmar­kt. Darauf, dass von der Stadt geförderte Räume einem laut Verfassung­sschutz rassistisc­hen Verein vermietet werden, geht die Pressemitt­eilung der Stadt nicht ein. Peter Bommas, Geschäftsf­ührer des Kulturpark­s West, zu dem das Reesetheat­er gehört, erklärt dazu, man habe sich informiert. „Der Alparslan Türkes Ocagi steht auf der städtische­n Webseite unter ‚Vielfalt – interkultu­relle Treffpunkt­e‘. Wir gehen davon aus, dass hier aufgeführt­e Vereine als Vertragspa­rtner in Ordnung sind.“O wurde 1999 gegründet und hat 120 Mitglieder. Vorsitzend­er ist Yildiray Sari, bei dem 2013 im Rahmen einer bun desweiten Großrazzia Waffen sicherge stellt wurden. Zur Ülkücü Bewegung zählen in Augsburg der „Türkisch Islami sche Kulturvere­in“(200 Mitglieder) und der Nizami Alem Ocaklari – „Türki scher Jugend und Kulturvere­in“.

Der Alparslan Türkes Ülkü Ocagi

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