Augsburger Allgemeine (Land West)
Türkische Nationalisten im Reese Theater
Politik Die rechtsextremen Grauen Wölfe präsentieren heute ein Stück, in dem Regierungskritiker und Minderheiten als „Volksverräter“gebrandmarkt werden. Wie sich die Stadt dazu stellt
Geht es um den gescheiterten Putsch im Sommer 2016 in der Türkei, ist die Stimmung unter Deutsch-Türken auch in Augsburg noch immer explosiv. Eine umstrittene Veranstaltung der Grauen Wölfe gießt jetzt weiter Öl ins Feuer. Im öffentlich geförderten Kulturpark West in Kriegshaber findet am heutigen Samstag eine Veranstaltung des rechtsextremen „Alparslan Türkes Ülkü Ocagi“statt. Es handelt sich um einen ultranationalistischen türkischen Idealistenverein. Die Organisation ist – wie der Bayerische Verfassungsschutz auf Anfrage bestätigt – der nationalistisch-rassistischen Ülkücü-(Idealisten-)Bewegung beziehungsweise den Grauen Wölfen zuzurechnen. In dem 500 Sitzplätze umfassenden Reese-Theater zeigt der Verein eine Mischung aus Film und Theater mit dem Titel „Letzte Festung Türkei“(Son Kale Türkiye). Das Stück dreht sich laut Trailer um den niedergeschlagenen Putschversuch, für den die türkische Regierung und weite Teile der türkischen Bevölkerung auch in Augsburg die Anhänger des Predigers Fethullah Gülen verantwortlich machen.
Gülen-Anhänger werden in der Türkei seither als „Fethullah Gülen Terör Örgütü“verfolgt und verhaftet. Auch in Augsburg kam es zu Sachbeschädigung, Beleidigungen und Drohungen. Der Vorsitzende eines Gülen-nahen Vereins wurde sogar während der Dreharbeiten eines ARD-Teams bedroht. Hauptfiguren des Stücks im Reese-Theater sind drei Großväter und drei Enkel. „Ausländische Mächte und deren Terrororganisationen PKK und Fetö“hetzen sie gegeneinander auf, die Männer kämpfen und die brüderlich-nationale Einheit siegt.
Titel und Plakate der Produktion werben seit November online und in türkischen Supermärkten für das Event. Sie zeigen bluttriefende Schriftzüge, auf Panzern stehen fahnenschwingende junge Männer. „Geht es ums Vaterland, ist alles andere Nebensache. Unser Geschenk an die Helden. Wir erzählen den Verrat vom 15. Juli.“Auf der Webseite heißt es: „Die Türkei ist die letzte Bastion der islamischen Welt. Musik, Lichteffekte und Gedichte bewahren und beleben den nationalen Geist vom 15. Juli in den Seelen der Zuschauer.“
Die Stadt ist alarmiert. Migrationsreferent Reiner Erben (Grüne) erklärte am Freitag: „Ein solches Schauspiel ist der Friedensstadt in höchstem Maße unwürdig und nicht erwünscht.“Minderheiten würden in dem Stück diskriminiert und als „Volksverräter“gebrandmarkt. Darauf, dass von der Stadt geförderte Räume einem laut Verfassungsschutz rassistischen Verein vermietet werden, geht die Pressemitteilung der Stadt nicht ein. Peter Bommas, Geschäftsführer des Kulturparks West, zu dem das Reesetheater gehört, erklärt dazu, man habe sich informiert. „Der Alparslan Türkes Ocagi steht auf der städtischen Webseite unter ‚Vielfalt – interkulturelle Treffpunkte‘. Wir gehen davon aus, dass hier aufgeführte Vereine als Vertragspartner in Ordnung sind.“O wurde 1999 gegründet und hat 120 Mitglieder. Vorsitzender ist Yildiray Sari, bei dem 2013 im Rahmen einer bun desweiten Großrazzia Waffen sicherge stellt wurden. Zur Ülkücü Bewegung zählen in Augsburg der „Türkisch Islami sche Kulturverein“(200 Mitglieder) und der Nizami Alem Ocaklari – „Türki scher Jugend und Kulturverein“.
Der Alparslan Türkes Ülkü Ocagi