Augsburger Allgemeine (Land West)
„Frauke statt Angela“
Rechtspopulisten treffen sich in Koblenz
Koblenz
Es beginnt pompös. Lichtblitze zucken über die Bühne der Koblenzer Rhein-Mosel-Halle, während Spitzenpolitiker der europäischen Rechtspopulisten zu Klassik-Pop-Klängen an den Stuhlreihen vorbeischreiten. Ganz vorne: die französische Präsidentschaftskandidatin und Vorsitzende des rechtsextremen Front National, Marine Le Pen, und AfD-Chefin Frauke Petry. Der Kongress der EU-Parlamentsfraktion „Europa der Nationen und der Freiheit“(ENF) ist ein Treffen voller Symbolik. Einige Journalisten waren explizit ausgeladen worden. In der Halle klopfen sich die etwa 1000 Rechtsausleger gegenseitig auf die Schultern. Draußen rufen 5000 Demonstranten und Politiker der etablierten Parteien – unter ihnen SPD-Chef Sigmar Gabriel und die GrünenVorsitzende Simone Peter – ihre Wut über das Treffen am Deutschen Eck in die kalte Winterluft.
Der Wahlsieg von Donald Trump hat den europäischen Rechtspopulisten Mut gemacht. „Gestern ein neues Amerika, heute ein neues Koblenz und morgen ein neues Europa“, jubelt der Niederländer Geert Wilders: „Europa braucht Frauke statt Angela.“In den Niederlanden wird im März gewählt, danach folgen die französischen Präsidentschaftswahlen und die Bundestagswahl. Le Pen wird vom Moderator der Veranstaltung als „Frau mit dem schönsten Lächeln Frankreichs“angekündigt. Le Pen und Petry: FPÖ-Generalsekretär Vilimsky nennt sie „unsere beiden Powerfrauen“. Jeden, der sich mit beiden anlegen will, warnt er, dass „mit uns nicht gut Kirschen essen ist“. Petry verzichtet auf StammtischParolen. Die Botschaft, die sie mitgebracht hat, ist dennoch brisant. Petry, die in der DDR geboren ist, zeichnet das Bild eines Staates, der hinter seiner liberalen Fassade versucht, die Bürger mit hinterhältigen Strategien umzuerziehen.
Draußen, vor den Absperrgittern, steht ein kleines Grüppchen Unentwegter in der Kälte. Ein junger Mann mit Hipster-Bart schreit in ein Megafon: „Nazis verpisst euch, keiner vermisst euch.“