Augsburger Allgemeine (Land West)
Pouya und sein Begleiter verstecken sich in Kabul
Schicksal Seit Sonntag gibt es einen neuen Hoffnungsschimmer für den Augsburger Vorzeigeflüchtling
Es bleibt dramatisch: Der afghanische Flüchtling Ahmad Shakib Pouya und sein deutscher Begleiter Albert Ginthör kamen am Samstagmorgen am Flughafen in Kabul an und konnten ihn unbehelligt passieren. Momentan halten sich die beiden aber in Kabul versteckt, um nicht in die Hände von Islamisten zu geraten. Das teilt Nicola Steller vom Verein Zuflucht Kultur mit.
Nachdem Pouya Deutschland verlassen musste, halten seine Unterstützer weiter Kontakt zu dem Afghanen und dessen Begleiter Ginthör. Der Musiker hatte zuvor in München mit Pouya an der Flüchtlingsoper Zaide gearbeitet und wollte den ausreisepflichtigen Afghanen aus Solidarität nicht alleine lassen. Am Samstag waren die beiden zunächst ganz auf sich alleine gestellt und ohne Unterstützung und Schutz einer offiziellen deutschen Stelle. Dabei sei die Situation für Ginthör ob seines europäischen Aussehens noch prekärer als für Pouya, sagt Steller. Dem Geiger am Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz sei bewusst gewesen, dass er sich in Gefahr bringen würde. „Doch vor Ort stellt sich die Lage noch einmal dramatischer dar als befürchtet.“
Noch ist unklar, wie es weitergeht. Seit Sonntag gibt es aber einen neuen Hoffnungsschimmer: Pouya und Ginthör gelang es, Kontakt zum Goethe-Institut in Kabul aufzunehmen. Institutsleiter Ibrahim Hotak habe versprochen, eine Verbindung zur Deutschen Botschaft herzustellen. Ginthör bekam darüber hinaus einen Anruf von Josef E. Köpplinger, dem Intendanten am Staatstheater am Gärtnerplatz. Köpplinger sorgt sich sehr um „seinen“Geiger, aber auch um Pouya. Deshalb möchte er dem Afghanen ein Engagement am Staatstheater am Gärtnerplatz verschaffen. Mit einem künstlerischen Vertrag in der Tasche könnten sich die Chancen Pouyas auf eine Wiedereinreise nach Deutschland erhöhen, hoffen die Unterstützer. Steller spricht von einer schwierigen rechtlichen Situation, in der sich Pouya befindet: Wäre er nicht „freiwillig“ausgereist, wäre er mit Wiedereinreisesperre abgeschoben worden. Gleichzeitig bedeute die Ausreise, dass die Härtefallkommission seinen Fall nun endgültig nicht mehr behandeln könne.
Das ungewisse Schicksal des Augsburger Vorzeigeflüchtlings war am Wochenende auch Thema bei den Neujahrsempfängen der SPDStadtratsfraktion und der Grünen im Augsburger Rathaus. Pouya hatte sechs Jahre lang alles getan, um sich gut zu integrieren. SPD-Fraktionsvorsitzende Margarete Heinrich sprach sich für ein neues Zuwanderungsgesetz aus, dass Menschen wie Pouya ein Leben in Deutschland ermögliche. Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Grüne) sagte, „ich schäme mich dafür, was Pouya angetan wurde.“Er sei in eines der gefährlichsten Länder der Welt zurückgeschickt worden. Einerseits sei die Mission der Bundeswehr in Afghanistan verlängert worden, weil die Lage so instabil sei, so Roth, andererseits würden aus „innenpolitischem Kalkül“afghanische Flüchtlinge abgeschoben. O
Wer Pouya in Afghanistan finan ziell unterstützen will, kann sich mel den unter Bianka.Huber@igmetall.de, oder unter Telefon 069/6693 2474.
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