Augsburger Allgemeine (Land West)
Bullenzucht: Verhandlungen statt Veränderungssperre
Gemeinderat Jetzt werden in Diedorf Tauschflächen für das Projekt eines Landwirts gesucht. Die Gespräche sollen ohne Druck ablaufen
Diedorf
Nun kommt sie doch (noch) nicht: Der Gemeinderat des Marktes Diedorf hat die geplante Veränderungssperre des Gebietes „An der Lindenstraße“zwischen Lettenbach und Diedorf nicht auf seiner jüngsten Sitzung beschlossen. Dabei war das in der Dezembersitzung des Rates noch der feste Wille gewesen, um sich in der Planungsfreiheit für das Gebiet nicht einengen zu lassen. Hintergrund sind wohl Gespräche zwischen verschiedenen Juristen.
Nochmals waren die Aufstellung eines Bebauungsplans und die damit verbundene Flächennutzungsplanänderung für den Bereich Thema der Marktgemeinderatssitzung. Einig sind sich die Ratsmitglieder in dem Ziel, die freiliegende Landschaft, die dort die Ortsteile Diedorf und Lettenbach trennt, erhalten und durch eine neue städtebauliche Entwicklung voranbringen zu wollen. Dabei denkt die Marktgemeinde an eine gärtnerische Nutzung durch die Firma Wörner sowie weitere Seniorenwohnungen und eine Frischluftschneise, die gleichzeitig verhindern soll, dass die beiden Ortsteile zusammenwachsen.
Allerdings: Der Haupteigentümer der dortigen Grundstücke plant, einen Aussiedlerhof samt Bullenmast und Hofladen, eventuell sogar mit Pferdestall und Reitanlage, zu errichten. Um Planungssicherheit für das Gebiet zu schaffen, hatte der Marktgemeinderat beschlossen, das Verfahren einer Veränderungssperre einzuleiten, um zwei bis vier Jahre Zeit zu haben, den Ortsrand nach den eigenen Vorstellungen zu entwickeln.
Die beschlossene Veränderungssperre wurde nun aber noch nicht vollzogen. Nach Rücksprache mit dem Rechtsbeistand der Marktgemeinde, den Juristen des Landratsamts sowie den Juristen des Investors bietet sich nun eine neue Möglichkeit: eine Zurückstellung des Antrags vonseiten der Gemeinde. Die würde Zeit bieten, um mit dem Landwirt eine einvernehmliche Lösung zu finden. Damit hätte die Kommune ein Jahr gewonnen, um zu verhandeln und zu planen.
Sollte man nicht zum Ziel kommen, kann die Kommune weiter die Zwei-Jahresfrist der Veränderungssperre in Anspruch nehmen. Die Juristen gehen davon aus, dass dieses Jahr weitere Gespräche über Alternativstandorte für den Bullenstall ohne das Druckmittel Veränderungssperre entspannter verlaufen werden. Kommt es in dieser Zeit nicht zu einer Lösung, kann die Veränderungssperre immer noch in Kraft gesetzt werden. Der Marktgemeinderat einigte sich darauf, den Vollzug der Veränderungssperre auszusetzen.
Noch im Januar, so erklärte Bürgermeister Peter Högg auf der Sitzung, sollen weitere Gesprächstermine hinsichtlich möglicher Tauschflächen stattfinden. Parallel dazu werden mögliche Grundstücksbesitzer angeschrieben.