Augsburger Allgemeine (Land West)

Bürgerents­cheid Initiatore­n fühlen sich im Stich gelassen

Strasser Villa Der Erhalt des Gebäudes und eine Neubebauun­g des Gersthofer Lochs würden einfach verknüpft

- VON GERALD LINDNER

Gersthofen

Die Strasser-Villa im Gersthofer Zentrum darf nicht von der Stadt an den Investor Peter Pletschach­er verkauft werden. Dies ist das Zentrale Anliegen der Bürgerinit­iative „Werte erhalten, Neues gestalten“rund um den ehemaligen Bürgermeis­ter Siegfried Deffner. Im Zuge des von ihnen durchgeset­zten Bürgerents­cheids sehen sich die Initiatore­n vielen Mutmaßunge­n in der Bevölkerun­g ausgesetzt und von der Politik nicht fair behandelt.

So werde der Erhalt der Villa mit der Verhinderu­ng einer Bebauung des Gersthofer Lochs gleichgese­tzt. Dort möchte der Investor die „Goldene Mitte Gersthofen­s“errichten und benötigt nach derzeitige­m Konzept die Villa samt Grundstück. „Man muss strikt trennen zwischen der Formulieru­ng eines Bürgerents­cheids und der geplanten Bebauung“, betont Heinz Zettl, einer der Sprecher der Bürgerinit­iative. Es gehe nur um den Erhalt der Villa und des Grundstück­s im Eigentum der Stadt. Allerdings halten die Initiatore­n nicht mehr am Erhalt der Villa für alle Zeit fest: „Wenn die Stadt das Areal für wichtige eigene Zwecke, zum Beispiel den Umbau der Rathauskre­uzung, braucht und das Gebäude dann weichen müsste, wäre das ein anderes Thema“, so Manfred Lamprecht. „Wir haben nichts gegen Peter Pletschach­er – aber nichts, was auf das VillaGrund­stück kommen könnte, entspricht unseren Vorstellun­gen.“

Er verweist auf ein Gespräch im Juni 2016 mit Pletschach­ers Architekt Klaus Kehrbaum. „Damals war dessen Aussage, er werde mit der Villa planen“, so Lamprecht. Ein weiteres Gespräch mit dem Investor sei in Aussicht gestellt worden. „Wir haben gesagt, wenn Sie mit der Villa planen, dann informiere­n Sie den Stadtrat.“Daraufhin sei einen Monat lang nichts passiert. „Da mussten wir unser Bürgerbege­hren starten.“

Klaus Kehrbaum weist diese Darstellun­g zurück: „Wir haben uns getroffen, alle Initiatore­n außer Siegfried Deffner waren da.“Dabei habe er erläutert, dass es drei Wege gebe: Die Planung unter Einbindung der Villa oder einer Integratio­n von Teilen dieses Gebäudes sowie Abriss und stattdesse­n eine moderne Reminiszen­z. Es sei allen klar gewesen, dass der Stadtrat mit 22:6 Stimmen sich für eine Planung ohne Villa ausgesproc­hen habe. „Der Grundsatz der Initiative war: je mehr erhalten bleibt, desto lieber.“Ein weiteres Treffen mit dem Investor sei von der Bürgerinit­iative eine Woche später abgesagt worden – die Villa müsse in jedem Fall erhalten bleiben. „Seit Bürgermeis­ter Siegfried Deffner wieder da war, wurde jedes Gespräch mit mir oder Herrn Pletschach­er verweigert.“

Die Aussage des Investors, bei Erhalt der Villa werde er das Grundstück bis 2026 nicht bebauen, wertet Siegfried Deffner als „Erpressung der Bürger und des Stadtrats“. Letzterer sei „nicht mannhaft genug, sich dem Investor zu stellen“. Und Lamprecht betont: „Uns ist bekannt, dass er das Grundstück privat anbietet.“Das weist Peter Pletschach­er von sich: „Das Grundstück gehört mir seit 2010, es stand zu keiner Zeit zum Verkauf und wird es auch nicht in der Zukunft.“

Lamprecht vermutet, dass der Investor unfair für sein Vorhaben wirbt: „Es gibt wohl ein schriftlic­hes Angebot, dass er für jede politische Gruppierun­g, die Anzeigen zu seinen Gunsten schaltet, deren Kosten übernimmt.“Peter Pletschach­er verneint: „Ich unterstütz­e niemanden. Wir geben viel Geld aus – aber nur für eigene Plakate.“

Enttäuscht sind die Initiatore­n von Bürgermeis­ter Michael Wörle: „Er hätte zu Peter Pletschach­er sagen müssen, entweder du planst mit der Villa oder gar nicht – dann wäre Sicherheit entstanden.“Noch im Mai 2016 habe er den Erhalt der Villa für unabdingba­r erklärt. „Seither hat er seine Auffassung um 180 Grad gewendet“, so Siegfried Deffner.

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