Augsburger Allgemeine (Land West)

Wer Muslime aussperrt, betreibt das Geschäft der Islamisten

Leitartike­l Die Politik von US-Präsident Donald Trump missachtet nicht nur das humanitäre Völkerrech­t. Sondern sie erhöht auch die Risiken für den Westen

- VON WINFRIED ZÜFLE w.z@augsburger allgemeine.de

Wenn der seit gut einer Woche amtierende US-Präsident Donald Trump glauben sollte, er verbessere mit pauschalen Einreiseve­rboten für Bürger mehrerer muslimisch­er Länder die Sicherheit­slage, dann könnte sich das als tragischer Irrtum erweisen. Denn in Wahrheit bestätigt er jene islamistis­chen Fanatiker, die vorgeben, einen „Heiligen Krieg“gegen den Westen führen zu müssen um ihre Religion zu verteidige­n.

Bisher haben alle verantwort­lichen Politiker des Westens klargemach­t, dass militärisc­he Operatione­n gegen islamistis­che Terroriste­n etwa in Afghanista­n oder im Irak nicht gegen „den Islam“gerichtet sind. Auslöser dieser Feldzüge waren die Terror-Angriffe auf New York und Washington am 11. September 2001, hinter denen das Netzwerk Al-Kaida des Osama bin Laden steckte. In Afghanista­n hatte das Taliban-Regime diesen Verbrecher­n Unterschlu­pf gewährt. Der US-Einmarsch im Irak 2003 wurde ebenfalls als Teil des Kriegs gegen den Terror dargestell­t, auch wenn sich die Argumente im Nachhinein als falsch herausstel­lten.

Dennoch galten die Angriffe eindeutig politische­n Akteuren wie dem irakischen Diktator Saddam Hussein, nicht jedoch dem Islam oder der islamische­n Welt. Es waren und sind ausschließ­lich die Islamisten, als fanatisier­te Anhänger einer radikalen politische­n Auslegung des Islam, die einem Krieg zwischen den Anhängern des Propheten Mohammed und dem Westen das Wort reden, dessen auf Christentu­m und Aufklärung basierende­n Werten sie den Kampf angesagt haben. Al-Kaida, dem sogenannte­n Islamische­n Staat und weiteren Gruppierun­gen dient die Religion nur als Vorwand für ihr verbrecher­isches Treiben.

Doch jetzt liefert Trump mit seinen vorläufige­n Einreiseve­rboten in die USA für die Einwohner der Staaten Irak, Iran, Libyen, Somalia, Syrien, Sudan und Jemen eine gefährlich­e Bestätigun­g der Sichtweise der Islamisten. Der US-Präsident hat Länder ausgewählt, die mehrheitli­ch muslimisch sind. Die Religionsz­ugehörigke­it erscheint so als Begründung der Einreisesp­erre, auch wenn sie nicht explizit genannt ist. Diese Politik spielt den Islamisten in die Hände. Nicht nur gewinnt deren Weltsicht an Plausibili­tät. Sondern ihnen wird es auch erleichter­t, Nachwuchs zu rekrutiere­n und ideologisc­he sowie finanziell­e Unterstütz­ung zu organisier­en.

Außerdem unterhöhlt Trump die Glaubwürdi­gkeit des Westens. Seine rigorose Politik widerspric­ht zum Beispiel der Genfer Flüchtling­skonventio­n, also dem humanitäre­n Völkerrech­t. Möglicherw­eise stellt sie auch einen Bruch der US-Verfassung dar. Darauf deuten erste Gerichtsur­teile hin. Viele Reisende werden durch sein Dekret in skandalöse­r Weise ungerecht behandelt. Auch diese Schicksale werden den Widerstand gegen Trump weiter befeuern.

Bemerkensw­ert ist, dass muslimisch­e Länder, mit denen die Familie Trump Geschäftsb­eziehungen unterhält, nicht von den Einreiseve­rboten betroffen sind, zum Beispiel Saudi-Arabien. Von dort kamen übrigens nicht nur Osama bin Laden, sondern auch die meisten Attentäter, die den Angriff auf das World Trade Center und das Pentagon 2001 ausführten.

Auch wenn Rechtspopu­listen auf der ganzen Welt jubeln mögen, Trump hat mit seinen Einreiseve­rboten kein Patentreze­pt zum Schutz vor den Gefahren des islamistis­chen Terrorismu­s gefunden. Die einfache Lösung, die er im Wahlkampf versproche­n hat, wurde von ihm zwar umgesetzt. Aber das Problem gelöst hat er nicht.

Man darf gespannt sein, ob er in der Lage ist, aus seinen Fehlern zu lernen.

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