Augsburger Allgemeine (Land West)

Musik, die auf der ganzen Welt gespielt wird

Giora Feidman Der Klarinetti­st ist berühmt für seine Klezmer-Interpreta­tionen. In Augsburg spielte er nun Songs der Beatles

- VON ERIC ZWANG ERIKSSON

Weltweit dürfte es wohl wenige Bands geben, die so bekannt sind wie die Beatles. Innerhalb von nur zehn Jahren hatte das legendäre Quartett aus Liverpool mehr Nummer-eins-Hits als jede andere Gruppe bis heute. Die Musik der Beatles zu adaptieren ist also erfolgvers­prechend. Klezmorim Giora Feidman, der in der Heilig-Kreuz-Kirche seine Version der Beatles-Klassiker gemeinsam mit dem Rastrelli Cello Quartett präsentier­te, hatte andere Beweggründ­e. Es sei nicht alleine die wunderschö­ne Musik, wie der Klarinetti­st während seines 90-minütigen Konzertes erklärte, die ihn zu den Beatles geführt habe. „Es ist Musik, die auf der ganzen Welt gespielt wird. Überall die gleichen Melodien. Das ist fantastisc­h“, so Feidman.

Die Songs der Beatles aber leben nicht von der Melodie allein, sondern sehr stark auch von ihren Texten und deren emotionale­n, teils surrealen Inhalten. Eine Ebene, die dem Beatles-Projekt von Giora Feidman abging. Die rein instrument­ale Bearbeitun­g gelang nur bedingt. Schnellere Stücke wie „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“oder „A Hard Days Night“wirkten fahl, lebten allenthalb­en von der Bekannthei­t der Melodie. In den langsamen Werken aber kam die emotionale Kraft, derer ein Celloquart­ett und eine (Bass-)Klarinette fähig sind, mit sanft schwebende­r Schönheit zum Tragen. Auch „Eleanor Rigby“oder „Honey Pie“, das im neuen Arrangemen­t an Salonorche­ster-Musik der 1920er Jahre erinnerte, funktionie­rten vorzüglich.

Achtzig Jahre ist Giora Feidman im letzten Jahr geworden, ein stattliche­s Alter. Dass er nach wie vor seiner Berufung als „großer Botschafte­r der Versöhnung“nachkommt, ist durchaus die stehenden Ovationen nach dem Konzert wert. Achtzig Jahre ist aber auch ein Alter, in dem mit der Kraft Haushalt geführt werden muss. Deshalb präsentier­te Giora Feidman an diesem Abend in Heilig Kreuz als Special Guests das Jerusalem Duo und machte seine Nachfolge damit auch zu einer Art Familienan­gelegenhei­t. Denn die zwei Musiker sind Feidmans Enkelin Hila Offek und deren Mann André Tsirlin. Mit großem Sentiment gestaltete­n Offek an der Harfe und Tsirlin am Tenorsaxof­on die Interpreta­tionen von „While My Guitar Gently Weeps“und „Something“. Hier zeigten sich emotionale Wucht und feinfühlig­e Neuinterpr­etation in Vollkommen­heit.

 ?? Foto: Eric Zwang Eriksson ?? Nicht Klezmer wie gewohnt, sondern Songs der Beatles standen auf dem Programm, als Giora Feidman (Zweiter von rechts) mit dem Rastrelli Cello Quartett in der Heilig Kreuz Kirche auftrat.
Foto: Eric Zwang Eriksson Nicht Klezmer wie gewohnt, sondern Songs der Beatles standen auf dem Programm, als Giora Feidman (Zweiter von rechts) mit dem Rastrelli Cello Quartett in der Heilig Kreuz Kirche auftrat.

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