Augsburger Allgemeine (Land West)
Bankräuber lebt seit zehn Jahren im Untergrund
Kriminalität Rahim Direkci, 48, soll drei Filialen der Stadtsparkasse überfallen und über 100000 Euro erbeutet haben. Jetzt wird die Fahndung nach dem Mann, der als gefährlich gilt, noch verstärkt. Die Belohnung ist ungewöhnlich hoch
Seit rund einem Jahr schon wissen die Ermittler der Kripo, wer für eine Serie von Banküberfällen in Augsburg verantwortlich sein könnte. Doch ins Netz ging Rahim Direkci, 47, den Fahndern bis jetzt nicht. Nun zeigt sich: Der Bankräuber steckt wohl auch hinter einer Reihe von weiteren Überfällen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. Die Ermittler gehen davon aus, dass er sich immer noch in Deutschland aufhalten könnte. Womöglich sogar in einer der Regionen, in denen er als Räuber zugeschlagen hat. Die Suche nach dem untergetauchten Kriminellen, der als gefährlich gilt, wird jetzt noch mal verstärkt.
In Augsburg schlägt Rahim Direkci erstmals am 2. April 2015 zu. Als die Filiale der Stadtsparkasse im Bärenkeller um 18 Uhr schließt, steht kurz darauf ein maskierter Täter in den Räumen. Er droht mit einer Pistole, fordert Geld und flüchtet mit über 100000 Euro. Die Ermittler stellen fest, dass der Räuber eine Seitentür aufgebrochen hat, um in die Bank zu kommen. Ähnlich läuft ein Überfall im Januar vorigen Jahres an der Bärenwirt-Kreuzung in Oberhausen. Auch hier steht der Täter nach Geschäftsschluss plötzlich in der Bank. Die Beute: mehrere zehntausend Euro. Am 8. Februar kommt der Täter erneut abends – dieses Mal in eine Sparkassen-Filiale in Lechhausen. Weil das Geld dort mit automatischen Kassentresoren gesichert ist, können die Mitarbeiter keine großen Summen herausgeben. Als der Täter das merkt, flüchtet er ohne Beute.
Bei den beiden Überfällen in Nordrhein-Westfalen, die ihm angelastet werden, geht Rahim Direkci etwas anders vor. Außerdem hat er wohl noch einen Komplizen. Es gibt ein Phantombild, dass einen Mann mit kräftiger Statur und kurzen, dunklen Haaren zeigt. Bei den Taten in Aachen 2012 und in Düren im Herbst 2015 schleicht sich der Täter so in die Bank ein, dass er am Morgen den ersten Angestellten abpassen, bedrohen und sich von ihm das Geld geben lassen kann. Die Er- mittler des Landeskriminalamts in Nordrhein-Westfalen gehen davon aus, dass die Räuber sehr professionell agieren. Sie nutzen unter anderem Videoübertragungstechnik.
In Augsburg gehen die Ermittler bereits im März vorigen Jahres mit einem Foto und dem Namen des Verdächtigen an die Öffentlichkeit. Bislang aber ohne Erfolg. Jetzt gibt es erneut Fahndungsplakate, die nun in den betroffenen Regionen – auch in Augsburg – ausgehängt werden. Neben dem Phantombild des mutmaßlichen Mittäters ist auch ein Automodell zu sehen, das die Täter genutzt haben sollen – eine dunkle Audi-A6-Limousine. Einen konkreten Hinweis darauf, dass der Komplize Direkcis sich auch in Augsburg aufgehalten habe, gebe es aber bislang nicht, sagt Polizeisprecherin Manuela Ambrosch.
Auf Rahim Direkci kamen die Ermittler in den Augsburger Fällen anhand von DNA-Spuren, die er hinterlassen hat. Direkci, der aus der südtürkischen Kleinstadt Derebucak stammt, lebt seit fast zehn Jahren im Untergrund. Er ist im Jahr 2007 aus einem Gefängnis in Krefeld geflohen. Seine Spur verliert sich, als er in eine andere Zelle gebracht werden sollte. Offenbar schaffte er es, in den Gefängnishof zu gelangen. An der Außenmauer fanden sich Spuren, die darauf schließen lassen, dass jemand von außen eine Leiter anlegte und ein Seil herunterließ. Damals hatte ihn ein Gericht wegen zweier Überfälle zu sieben Jahren Haft verurteilt. Bei einem der Fälle hat Direkci in einer Duisburger Bank mehrere Angestellte als Geiseln genommen. Er bedrohte sie mit einer scharfen Waffe.
Für Hinweise, die zu den Tatverdächtigen führen, gibt es inzwischen eine hohe Belohnung. Sie ist von anfangs zehntausend Euro auf jetzt 61500 Euro erhöht worden. O
Hinweistelefon Die Kripo Augsburg ist erreichbar unter 0821/323 3810.
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