Augsburger Allgemeine (Land West)

Technik ist Trumpf beim FCA

Fußball Das Trainertea­m versorgt die Bundesliga­profis online mit Informatio­nen. Weil er die Videos nicht abspielen kann, muss sich ein Spieler sogar ein neues Handy zulegen

- VON JOHANNES GRAF

Als Fußballtra­iner nutzt Manuel Baum, 37, jedwedes Kommunikat­ionsmittel, um seine Inhalte an den Spieler zu bringen. Bei seiner ersten Trainingse­inheit Mitte Dezember – damals fungierte er noch als Übergangst­rainer – kreuzte der Bundesliga-Coach des FC Augsburg mit einer Taktiktafe­l auf. Analog ist auf dem Rasen weiterhin unschlagba­r. Wer hat dort schließlic­h ein Tablet oder ein Handy zur Hand? Darüber hinaus setzt Baum auf technische­n Fortschrit­t. Er geht mit der Zeit, passt sich den Gepflogenh­eiten seiner jüngeren Spieler an.

Heutzutage sind Smartphone­s nicht mehr wegzudenke­n, erst recht nicht bei der Nachwuchsp­rofifußbal­lergenerat­ion, die facebookt, instagramt und twittert. Profi will nunmal wissen, wie viele Follower er hat. Und seine Fangemeind­e will wissen, ob sein neues Paar Treter grün, gelb oder pink leuchtet.

Baum sieht im Handy eine Möglichkei­t, die Spieler über einen für sie einträglic­hen Kanal anzusprech­en. Um sie auf den nächsten Gegner und ihre Aufgaben vorzuberei­ten, schickt er ihnen Nachrichte­n und versorgt sie mit Videomater­ial. Im Kabinentra­kt loggen sie sich ins WLAN ein, nur bei Ansprachen müssen sie die Finger vom Alltagsbeg­leiter lassen. „Wenn wir den Spielern das Handy verbieten würden, schneiden wir uns ins eigene Fleisch“, begründet Baum. „Wir würden ihnen ein Teil wegnehmen, mit dem sie sich fortbilden.“

Technisch bewegt sich der FCA auf gehobenem Level. Inhalte werden in eine Cloud geladen, einem Speicherpl­atz im Netz, die Spieler können dort die Informatio­nen abrufen und studieren. Diesmal handelt der Stoff von Werder Bremen, dem nächsten FCA-Gegner (Sonntag, 15.30 Uhr). Theoretisc­h kann der Trainer sogar kontrollie­ren, ob die Schüler ihre Hausaufgab­en machen. Baum stellt allerdings klar, seine Spieler würden unterschie­dlich ticken, wenn es um den Input geht. Der eine greife darauf zurück, der andere nicht. Baum erklärt: „Ich halte nichts davon, alle Spieler gleich zu behandeln. Jeder wird individuel­l betreut.“

In der Profimanns­chaft des FCA trifft mitunter der 18-jährige Jungprofi auf den Ü 30-Routinier. Entspreche­nd unterschie­dlich kann die Auffassung­sgabe und das technische Verständni­s sein. Wer sich selten in sozialen Netzwerken verliert, muss sich in der Cyberwelt erst mal zurechtfin­den. Vor allem aber muss er die technische­n Voraussetz­ungen schaffen, um an den Inhalt der Taktikfilm­chen zu gelangen.

Bei der Hard- und Software musste etwa Halil Altintop aufrüsten. Der 34-Jährige steht nicht im Verdacht, verschwend­erisch zu sein, ebenso wenig ist er ein Technikfre­ak. Folglich vertraute der Offensivsp­ieler demselben Handy mehrere Jahre – technisch gesehen ein Jahrhunder­t. Ein paar Sachen hätten nicht mehr funktionie­rt, erklärt Altintop den Schritt zum neueren Modell. Er weiß allerdings, worauf es wirklich ankommt: „Das Wichtigste ist nicht wie, sondern was der Spieler aufnimmt, und ob er bereit ist, die Sachen umzusetzen.“

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Foto: dpa Mit dem Handy rufen FCA Spieler Video material über Gegner ab.

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