Augsburger Allgemeine (Land West)
Hass unter Türken
Ermittlungen Attacken gegen Bildungsverein Frohsinn beschäftigen Polizei und Justiz
Fensterscheiben wurden eingeschmissen, hunderte von Nägeln im Hof verstreut – doch bis heute ist nicht geklärt, wer in den Tagen nach dem Putschversuch in der Türkei die Attacken auf den türkischen Bildungsverein Frohsinn in Gersthofen und Haunstetten verübt hat. Die Polizei hat die Ermittlungen gegen Unbekannt wegen Sachbeschädigung vorläufig eingestellt, sagte Sprecher Siegfried Hartmann auf Anfrage. Dass es politisch motivierte Taten waren, sei wahrscheinlich. Aber Täter habe man nicht ermitteln können.
Frohsinn-Vorsitzender Mustafa Güngör hatte hinter den Vorfällen damals im Juli militante Gegner der Gülen-Bewegung vermutet. Der Verein mit seinen Bildungszentren steht der Bewegung des Predigers Fethullah Gülen nahe. Der türkische Präsident Erdogan macht Gülen für den Putschversuch verantwortlich, was dieser bestreitet.
Seitdem sind die Gräben unter den türkischen Gruppierungen offenbar tiefer geworden – auch in der Region. Was sich dieser Tage in einem Prozess vor dem Amtsgericht zeigt: Dort ist ein 26-jähriger Augsburger angeklagt, weil er den Angriff auf Frohsinn in Gersthofen auf Facebook eindeutig begrüßt und zu Gewalt aufgerufen haben soll. Er bestreitet den Hasskommentar, sein Cousin soll es gewesen sein – worauf das Gericht den Prozess unterbrach, um einen Brief übersetzen zu lassen. In zwei anderen Verfahren wurden bereits zwei Strafbefehle wegen Beleidigung und Hasskommentaren verhängt.