Augsburger Allgemeine (Land West)
Polizei sitzt auf einem Berg von Fahrrädern
Kriminalität Beamte entdecken in einem Keller in Lechhausen mehr als 30 Räder, die wohl alle gestohlen worden sind. Das Internet führte auf die Spur der Diebe. Warum es schwierig ist, die Radbesitzer ausfindig zu machen
Das Geschäftsmodell war einfach – aber strafbar. Ein offensichtlich kriminelles Duo aus Augsburg wollte mit gestohlenen Fahrrädern an Geld kommen. Eine 29-jährige Frau stahl die Räder den Ermittlungen zufolge im Raum Augsburg. Ein 31-jähriger Mann kaufte ihr die Fahrräder dann ab, deponierte sie bei sich im Keller und bot sie im Internet an. Doch das Geschäft flog auf. Der Polizei gelang es, mehr als 30 mutmaßlich gestohlene Räder sicherzustellen.
Es war eine bestohlene Frau, die dem Diebes-Duo auf die Spur kam. Die Frau schaute sich im Kleinanzeigen-Portal der Internetplattform Ebay nach Fahrrädern um – und fand dort prompt das Rad wieder, welches sie vermisste. Die Frau meldete sich bei der Polizei. Beamte begleiteten sie dann zu dem Verkäufer, wo sie tatsächlich das gestohlene Fahrrad entdeckten. Und nicht nur das: In dem Kellerabteil eines Anwesens in der Schellingstraße in Lechhausen standen weitere 32 Räder unterschiedlichen Typs im Gesamtwert von mehreren tausend Euro. Danach gelang es, ein Treffen mit der mutmaßlichen Raddiebin zu vereinbaren. Die Polizisten trafen die Frau an, als sie gerade zwei neuwertige Fahrräder dabei hatte – mutmaßlich die neueste Beute.
Die Beamten gehen davon aus, dass es sich bei allen gefundenen Rädern „ausnahmslos um Diebesgut“handle, sagt Polizeisprecherin Isabel Deubler. Mehrere Fahrräder konnten bereits den Besitzern zugeordnet werden. Sie bekommen ihre Räder zurück. Das sind in der Regel jene Fälle, in denen die Bestohlenen eine Anzeige erstattet haben. 24 Fahrräder stehen dagegen noch bei der Polizei, weil bislang nicht bekannt ist, wer sie vermisst. Bei der Polizei geht man davon aus, dass die Dunkelziffer bei den Raddiebstählen relativ hoch ist – vor allem bei günstigen Rädern, wie man sie mitunter im Baumarkt oder im Discounter kaufen kann. Wer sein Rad gegen Diebstahl versichert habe, der erstatte dagegen oft eine Anzeige, weil der Versicherer das so fordere.
Weil viele Fahrräder „herrenlos“bleiben, sind die Lager bei der Polizei meist gut gefüllt. Wenn die Räder niemand abholt, werden sie nach einiger Zeit versteigert. Im Durchschnitt werden im Stadtgebiet von Augsburg und in den beiden angrenzenden Landkreisen jeden Tag fünf Fahrräder als gestohlen gemeldet. Die Aufklärungsquote ist nicht gerade hoch: Im Jahr 2015 wurde nach Angaben der Polizei nur etwa jeder zehnte Raddiebstahl aufgeklärt. Weil viele Radbesitzer offenbar keine Hoffnung haben, dass ihr Rad wieder auftaucht, gehen sie gar nicht zur Polizei und haken den Diebstahl ab. Das führt dazu, dass die Polizei auf einer Vielzahl von sichergestellten Rädern sitzen bleibt. Klassische Reviere der Diebe sind Orte, an denen viele Räder abgestellt werden: etwa am Hauptbahnhof, vor Freibädern oder im Bereich der Universität. Dort schlagen oft Gelegenheitsdiebe zu. Sie greifen sich Räder, die nicht abgeschlossen oder nur schlecht gesichert sind.
Zuletzt gab es aber auch eine Reihe von Fällen, in denen Räder wohl gezielt aus Tiefgaragen und Kellerabteilen gestohlen wurden. Vor allem im Süden der Stadt verschwanden wertvolle, teils mehrere tausend Euro teure, Räder. Solch hochwertige Räder sind im aktuellen Fall aber nicht gefunden worden. Die 29-jährige Diebin war den Ermittlungen zufolge in Augsburg unterwegs, aber unter anderem auch in Gersthofen, Neusäß und Stadtbergen. O
Fotos von allen sichergestellten Rädern gibt es auf der Internetseite der bayerischen Polizei unter: www.poli zei.bayern.de unter der Rubrik „Fahn dungen“. Wer ein Fahrrad vermisst oder sein Rad erkennt, soll sich bei der Poli zei in Lechhausen melden unter der Tele fonnummer 0821/323 2610.
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